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Der zivilrechtliche Aktenvortrag

By 26. Februar 2019Oktober 18th, 2023No Comments
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Der zivilrechtliche Aktenvortrag

Erfahrungsbericht und Tipps für den zivilrechtlichen Aktenvortrag

In den meisten deutschen Bundesländern beginnt die mündliche Prüfung des zweiten Staatsexamens mit einem Kurzvortrag, dem sogenannten Aktenvortrag. Der folgende Erfahrungsbericht soll einen kurzen Einblick zu den Anforderungen an den zivilrechtlichen Aktenvortrag sowie Tipps und Tricks zur erfolgreichen Ableistung geben.

In Schleswig-Holstein ist die Zivilstation die zweite Station im Referendariat. Da hier, im Gegensatz z.B. zu Hamburg, der Kurzvortrag noch kein Bestandteil des ersten Examens ist, werden die meisten Referendare erstmalig im Referendariat mit dem Aktenvortrag konfrontiert.

Vorbereitung auf den Aktenvortrag im Rahmen der Pflicht-AG-2

In der Pflichtarbeitsgemeinschaft der Zivilstation wird, anders als in der Strafstation, dem Aktenvortrag keine Zeit gewidmet. Dies ist dem sehr eng getakteten Zeitplan der zu lehrenden Inhalte geschuldet. In meinem Einführungslehrgang wurde lediglich zum Ende einer Einheit kurz über den Aktenvortrag gesprochen und ein Handout mit dem Ablauf ausgegeben. Hierbei wurde sich auf die Unterschiede zwischen strafrechtlichem und zivilrechtlichem Aktenvortrag beschränkt.

Der Ablauf des Aktenvortrages

Da der jeweilige Ablauf des Kurzvortrages sich aus den Prüfungsordnungen ergibt, will ich Ausführungen hierzu kurz halten, der Vollständigkeit halber dürfen sie aber natürlich nicht fehlen.

In Schleswig-Holstein bekommt man zunächst ein Aktenstück ausgehändigt, das in 90 Minuten eigenständig zu bearbeiten ist.

Für die Strukturierung des Aktenvortrages bietet sich der folgende Vorschlag an:

  • Einleitung
  • Sachbericht
  • kurzer Entscheidungsvorschlag
  • Rechtliche Würdigung
  • Konkreter Entscheidungsvorschlag

Die Ergebnisse der Analyse sind nach Bearbeitung des Aktenstückes in höchstens 15 Minuten vorzutragen. Ich persönlich versuche, nach ca. 10 Minuten fertig zu sein, damit den Prüfern noch ein wenig Zeit für etwaige Nachfragen bleibt. Da in den meisten Fällen die Zeit fehlt, nach der Gliederung den Vortrag noch einmal zu üben und hierbei die Zeit zu stoppen, habe ich mir angewöhnt, nicht mehr als eine beidseitig beschriebene DIN A4-Seite vorzubereiten. Hierdurch werde ich gezwungen, lediglich Stichpunkte aufzuschreiben und den Vortrag somit frei zu halten. Weiterhin hat sich für mich herausgestellt, dass sich bei meiner Schriftgröße und -art hierdurch ca. 10 Minuten ergeben, wodurch ich mir die Stoppuhr sparen kann.

Die eigene Vorbereitung auf den Aktenvortrag

Jeder hat im Rahmen der Prüfungsvorbereitung auf das 1. StEx einen eigenen Stil entwickelt, daher kann ich Tipps hierzu nur aus meiner eigenen Erfahrung, bzw. Berichten von Freunden und Kollegen geben. Ich persönlich habe mich mit dem Jäckel „Der zivilrechtliche Aktenvortrag im Assessorexamen“ vorbereitet und kann diesen wärmstens empfehlen. Auf 58 Seiten wird hierin kurz der Ablauf sowie die generelle Vorbereitung auf den Aktenvortrag geschildert. Zusätzlich enthält das Buch noch fünf Übungsfälle, die sich vor allem für die Übung in der privaten Lerngruppe eignen. Mir hat es ungemein geholfen, bereits zu Beginn jeder Station mit meiner Lerngruppe zu starten, um möglichst viel Stoff bearbeiten zu können. Zusätzlich zu den fünf Übungsfällen aus dem Jäckel ist stellt das Justizprüfungsamtes NRW eine große Anzahl an Aktenvorträgen zur Verfügung. Mit einigen landesüblichen Anpassungen der Lösungsskizze sind diese auch für Schleswig-Holstein sehr gut verwendbar. Ein nach Rechtsgebieten geordnete Linksammlung zu den kostenlosen Aktenvorträgen findest du hier!

Übung des Aktenvortrags in der Einzelausbildung

Im Rahmen der Einzelausbildung bieten auch die meisten Ausbilder in der Zivilstation die Übung von Aktenvorträgen an. Die Anzahl variierte bei uns von einem bis drei angebotenen Aktenvorträgen. Die meisten Kollegen hielten lediglich einen bzw. höchstens zwei. Auch der Ablauf war wieder verschieden. So durften einige ihre Vortragsakten zu Hause bearbeiten, während andere morgens den Vortrag und einen Sitzplatz zur Vorbereitung zugeteilt bekamen und direkt im Anschluss den Vortrag halten mussten. Persönlich habe ich das Zweite erlebt und finde dies aufgrund der Examensnähe auch besser.

Mein Einzelausbilder bot mir zusätzlich an, die jeweiligen Sitzungsakten als Kurzvortrag für ihn zusammenzufassen. Hierzu händigte er mir jeweils im Anschluss an die wöchentliche AG die jeweiligen Akten aus und gab mir je nach Umfang ein bis zwei Stunden Zeit, um diese vorzubereiten. Zur Vorbereitung setzt ich mich meist in die Bibliothek des Landgerichts, um die dortigen Kommentare nutzen zu können. Im Anschluss an die Vorbereitungszeit hielt ich dann die vorbereiteten Kurzvorträge. So konnte einerseits geprüft werden, ob ich den Inhalt der kommenden Sitzungen korrekt verstanden hatte. Andererseits bekam ich durch die große Anzahl der vorzubereitenden Sitzungsakten eine größere Routine als bei den gestellten Aktenvorträgen. Die Benotung der Vorträge im Rahmen der Einzelausbildung floß hierbei auch ins Stationszeugnis ein. Da viele Einzelausbilder nicht selbst im Examen prüfen, sollte aber eher auf die konstruktiven Verbesserungsvorschläge als auf die mitgeteilte Vortragsnote geachtet werden.

Ein Vortrag vor einem Abteilungsleiter, wie in der Staatsanwaltschaft, war in der Zivilstation nicht vorgesehen. Manche Kollegen am Landgericht Kiel durften allerdings einen Aktenvortrag vor der zugeteilten Kammer halten. Hierbei wurden ihnen dann Fragen von drei Prüfern gestellt und der Vortrag auch von allen dreien konsensual benotet. Da auch im Rahmen des Aktenvortrags des zweiten Staatsexamens drei Prüfer zu händeln sind, war beim Kammervortrag die größte Examensnähe zu erzielen.

Fazit:

Wie auch im Rahmen der Strafstation, lassen sich zivilrechtliche Aktenvorträge mit routinierter Vorbereitung sowohl in der AG und auch zu Hause / in einer privaten Lerngruppe schnell und unkompliziert einüben und auch mit guten Noten bewältigen.

Ich hoffe, dieser Erfahrungsbericht hilft euch ein wenig weiter und wünsche euch viel Erfolg bei euren Aktenvorträgen!

 

-Regina

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Beitragsautor:

Regina Kardel

Regina Kardel

Regina berichtete uns über ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die sie während ihres juristischen Vorbereitungsdienstes gemacht hat. Mittlerweile ist sie zugelassene Rechtsanwältin mit eigener Kanzlei. Deshalb schreibt sie aktuell für JurCase-Jobs über die anwaltliche Karriere.

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