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Referendariat

Meine Strafstation bei der Staatsanwaltschaft

By 29. August 2019März 15th, 2022No Comments
Erfahrungsbericht_Strafstation_FB

Meine Strafstation bei der Staatsanwaltschaft

Vor Beginn der drei Monate Strafstation war ich total gespannt, was mich erwartet. Da ich mich thematisch sehr für das Strafrecht interessiere, habe ich mich ziemlich auf die Strafstation und vor allem auf die praktische Tätigkeit bei der Staatsanwaltschaft gefreut.

Das erste Gespräch mit meinem Ausbildungsstaatsanwalt

Direkt nach dem Einführungslehrgang habe ich mein erstes Gespräch mit meinem Ausbilder geführt, wo wir uns kennen gelernt haben und er mir erzählt hat, welche Dezernate er betreut. Ich landete im Dezernat für Sexualstrafdelikte und Betäubungsmittelkriminalität – das war erst mal ein kleiner Schock für mich. Allerdings habe ich mich lange mit dem Staatsanwalt unterhalten und er hat auch gefragt, ob es ein Problem für mich sei, solche Akten zu bearbeiten, insbesondere die Sexualstrafdelikte. Mir ist aber schnell bewusst geworden, dass auch diese Delikte in die Tätigkeit der Staatsanwaltschaft fallen und ich deshalb lernen muss damit umzugehen, wenn ich später mal als Staatsanwältin arbeiten möchte. Daher war es nach dem ersten Schock kein weiteres Problem für mich, mich mit der Materie vertraut zu machen, auch wenn diese Delikte nicht vom Prüfungsumfang erfasst werden.

Die Aktenbearbeitung

In meinem ersten Gespräch habe ich gleich meine erste Akte zur Bearbeitung mit nach Hause genommen. Erfreut war ich darüber, dass mir der Ausbilder hilfreiche Tipps für die Bearbeitung mitgegeben hat und mich kurz in die Materie eingewiesen hat. Zu Hause angekommen habe ich mich gleich in die Akte eingelesen und versucht, diese sinnvoll zu bearbeiten. Das ist mir alles andere als leicht gefallen! Ich habe schnell bemerkt, dass mir die Aktenbearbeitung in der Strafstation deutlich schwerer fällt als in der Zivilstation. Dennoch habe ich alle meine Akten erfreulicherweise gut bearbeiten und zufriedenstellende, praxisgerechte Lösungen finden können. Von Akte zu Akte ist mir die Bearbeitung besser gelungen. Daher keine Panik, wenn es euch mit der ersten Akte genauso ergeht!

Sitzungsbegleitung

Neben der Aktenbearbeitung hat mich mein Ausbildungsstaatsanwalt regelmäßig zu Verhandlungen mitgenommen. Da der Staatsanwalt als Gruppenleiter tätig war, hat er sehr interessante Fälle, auch vor der großen Strafkammer, verhandelt. So habe ich einen interessanten Einblick in bedeutendere Strafverhandlungen und auch Berufungsverhandlungen, bekommen. Nachteil des Ganzen war allerdings, dass mein Ausbilder eben regelmäßig vor dem Landgericht verhandelt hat und ich daher keine Verhandlungen aus seinem Tätigkeitsgebiet selbst wahrnehmen konnte. Lediglich einmal war er selbst für Delikte vor dem Amtsgericht zum Sitzungsdienst eingetragen.

Sitzungsdienst

Die einmalige Gelegenheit vor dem Amtsgericht selbst aufzutreten, durfte ich dann gleich wahrnehmen. Hierbei handelte es sich um zwei Verhandlungen, wovon die eine sehr überschaubar war, die andere jedoch deutlich umfangreicher, da gleich drei Angeklagte vor mir sitzen sollten. Schon in der Vorbereitung auf die Sitzung war ich sehr aufgeregt und hoffte, diese Hürde meistern zu können. Am Sitzungstag selbst lief dann wieder mal alles anders als gedacht. Ich habe mir vorab ein grobes Plädoyer zusammengeschrieben und viel Zeit in die Vorbereitung investiert. Die Sitzung wurde dann leider vertragt, da zwei der drei Angeklagten verhandlungsunfähig waren. Somit war die Vorbereitung mehr oder weniger „für die Katz“! Ehrlicherweise war ich aber auch ein bißchen erleichtert, da ich nicht weiß, ob ich diese Herausforderung geschafft hätte. Allerdings war mein Staatsanwalt in der Sitzung dabei, sodass eigentlich nichts hätte passieren können! Dennoch ist man sehr aufgeregt, was angesichts der neuen Situation aber vielleicht ein wenig verständlich ist…

Die weiteren Sitzungsdienste habe ich dann alleine absolviert und ich war mit meiner Arbeit sehr zufrieden. Ich durfte in einer Außenstelle des Amtsgerichts einen ganzen Sitzungstag wahrnehmen, von Sitzung zu Sitzung habe ich mehr Sicherheit gewonnen. Auch die Tatsache, dass eine Schulklasse im Zuschauerraum saß hat mich dann nicht mehr abschrecken können 😉

Der letzte Sitzungstag, der für mich angesetzt war beinhaltete nur eine Sitzung, die dann noch ausgefallen ist. Somit hatte ich insgesamt nur wenige Sitzungen, die ich selbst leiten durfte. Angesichts der kurzen Stationszeit von 3 Monaten hat sich leider nicht mehr ergeben. Dennoch war ich mit mir zufrieden und habe mich gefreut, dass sich überhaupt die Möglichkeit ergeben hat, selbständig in der Staatsanwaltschaft tätig zu werden.

Arbeitsgemeinschaft

In der Arbeitsgemeinschaft war es zugegebenermaßen ziemlich stressig, was aber wiederum der kurzen Stationszeit geschuldet war. Wir haben ca. zweimal pro Woche Arbeitsgemeinschaftsstunden gehabt. Dort haben wir die StPO und die strafprozessualen Problemstellungen in Examensklausuren besprochen. Vertieft haben wir die staatsanwaltschaftliche Abschlussverfügung, sowie die Revision im strafrechtlichen Verfahren – als Klassiker der Strafrechtsklausur im Assessorexamen.

Fazit:

Insgesamt hat mir die Strafstation bei der Staatsanwaltschaft wirklich sehr gut gefallen. Insbesondere war ich begeistert von der Möglichkeit aktiv bei der Staatsanwaltschaft mitzuarbeiten. Der Sitzungsdienst war eine tolle Erfahrung, die ich gerne mitgenommen habe. Rückblickend fand ich die Stationszeit deutlich zu kurz. Ich hätte mich wirklich gefreut etwas mehr Zeit dort verbringen zu können. Die Station war auch sehr zeitintensiv. Vorgegeben sind insgesamt 8 Aktenbearbeitungen in Form einer Abschlussverfügung und 3 Verhandlungsbegleitungen sowie der Sitzungsdienst. Auf drei Monate gerechnet war das wirklich eine stressige Zeit neben den weiter stattfindenden AG-Stunden. Im Vergleich zur Zivilstation war die Strafstation also deutlich anstrengender und zeitintensiver. Zur Wiederholung des Zivilrechtsstoffs bin ich demnach gar nicht gekommen. Dennoch war die Strafstation sehr interessant und hat mir sehr viel Spaß gemacht!

-Lara

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Beitragsautor:

Lara Siegmann

Lara Siegmann

Lara berichtete uns über ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die sie während ihres juristischen Vorbereitungsdienstes gemacht hat.

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