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Jura-Lernstrategien

By 11. April 2019Oktober 12th, 2023No Comments
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Jura-Lernstrategien

Die Masse meistern lernen

Man kann es drehen und wenden wie man will: Wer Jura studieren will, muss lernen. Und zwar viel! Mit ein paar gezielten Lernstrategien und strukturiertem Vorgehen kann das Jurastudium dennoch erfolgreich absolviert werden. Einige dieser Strategien stellen wir euch in diesem Beitrag vor.

Wie kann der Lernprozess strukturiert werden?

Ich muss gestehen, ich war in den ersten paar Semestern meines Jurastudiums von der schieren Masse des Stoffs überwältigt. Mir wurde recht schnell klar: Ohne Büffeln geht gar nichts, aber das wird nicht reichen. Einige Professoren sprachen immer wieder nebulös von „systematischem Lernen“ und dass wir nicht alles auswendig lernen sollten, was ohne fotografisches Gedächtnis meines Erachtens eh unmöglich wäre, zumindest aber zu dem Effekt führen würde, dass nach der Klausur alles wieder vergessen wird. Wie kann der Zirkel des „bulimischen“ Lernens also durchbrochen werden und was ist eigentlich „systematisches Lernen“?

Mir hat es geholfen, mir zuerst einmal klar zu machen, dass der Lernprozess sich in unterschiedliche Phasen einteilen lässt:

1. Inhalte erarbeiten und verstehen (!)

Ohne Auseinandersetzung mit dem Stoff kann er auch nicht gelernt werden – das leuchtet wahrscheinlich schnell ein. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Vorlesungen und sonstige Lehrveranstaltungen an der Uni sowie deren Begleitmaterial, Lehrbücher, Zeitschriften und Skripte, Repetitorien etc. Das Ziel sollte immer sein, den Stoff nicht einfach nur wahrzunehmen, sondern wirklich zu verstehen. Ich stelle mir oft im Geiste Kontrollfragen oder versuche, das gerade Wahrgenommene in eigene Worte zu fassen, was während einer Vorlesung zugegebenermaßen schwierig ist. In dieser Phase sollten zudem Karteikarten, Lernzettel, Zusammenfassungen, Mindmaps etc. erstellt werden – das bloße Lesen reicht meiner Erfahrung nach auf keinen Fall aus.

2. Merken der Inhalte

So ganz ohne auswendig lernen funktioniert das Jurastudium natürlich nicht. Damit ist meines Erachtens aber nicht gemeint, stumpf Wortlaute auswendig zu lernen (mit Ausnahme eventuell von Definitionen, wobei ich auch hier immer eher auf Verständnis als auf exakten Wortlaut setzen würde). Auch hier gibt es ganz unterschiedliche Strategien, um den Prozess zu unterstützen, zum Beispiel: Lernzettel und/oder Karteikarten durchgehen (idealerweise in einem Frage-Antwort-Modus, sodass überprüft werden kann, ob der Stoff wirklich im Gedächtnis verankert ist), sich durch jemanden abfragen lassen oder neue Zusammenfassungen aus dem Gedächtnis schreiben.

3. Anwendung der Inhalte

Da das Jurastudium und insbesondere das Examen nicht aus bloßen Frage-Antwort-Klausuren bestehen, muss der Stoff auch geübt werden – und das geht nur, indem mit Klausuren geübt wird. Ich kann nur empfehlen, unbedingt so früh wie möglich mit Klausuren zu lernen und möglichst viele auch unter möglichst klausurnahen Bedingungen zu schreiben (beispielsweise jede Probeklausur an der Uni mitschreiben und auch zu Hause Klausuren „schreiben“, also ohne Hilfsmittel und in der vorgesehenen Bearbeitungszeit). Zudem müssen Gutachtenstil und Formulierungen geübt werden. Je schneller diese automatisch von der Hand gehen, desto mehr Kapazitäten können auf die eigentliche Falllösung gelenkt werden. Wenn der Stoff allmählich besser sitzt und auch das Schreiben an sich keine zu große Mühe mehr bereitet, können einige Klausuren auch „nur“ mit Skizzen durchgelöst werden. 

Welcher Lerntyp bist du?

Welche Strategien beim Erlernen des Stoffs funktionieren und welche nicht, hängt auch stark davon ab, welcher Lernstil individuell am effektivsten ist. Es werden oft grob die folgenden Lernarten unterschieden:

  • Lernen durch Lesen und Schreiben, das heißt indem Text verarbeitet wird (insbesondere aus Lernbüchern, Skripten etc.).
  • Visuelles Lernen, das heißt indem zum Beispiel Videos angesehen werden.
  • Auditives Lernen, das heißt indem durch Zuhören gelernt wird, etwa in Vorlesungen (wobei sich dort das auditive und visuelle Lernen wohl überschneiden).
  • Kinästhetisches lernen, das heißt durch Bewegung und Praxis (wohl eher nachrangig im Jurastudium)

Es lohnt sich durchaus, mit den unterschiedlichen Lernarten zu experimentieren und insbesondere dann, wenn Noten oder sonstiges Feedback während des Studiums trotz viel Lernens nicht zufriedenstellend sind, auch zu hinterfragen, ob und wie die Lerntechnik verbessert werden kann.

Und sonst? – Lernplan und Priorisierung

Letztendlich muss jeder durch Ausprobieren die Strategien und Techniken finden, mit denen die besten Ergebnisse am effizientesten erzielt werden können. Für mich hat es sich in der Vergangenheit immer bewährt, zu allererst einen Lernplan nach den folgenden Kriterien zu erstellen: Wie viel Stoff muss ich bearbeiten und wie viel Zeit habe ich dafür insgesamt bis zur Klausur/Abgabe/sonstigen Deadline? Dabei ist es wichtig, auch Pausen einzuplanen sowie Zeitpuffer, falls ein Abschnitt mehr Zeit in Anspruch nimmt als ursprünglich geplant (was in meiner Erfahrung fast immer der Fall ist).

Das A und O des „systematischen Lernens“ sind meiner Meinung nach das Strukturieren wie oben dargestellt und zudem das Priorisieren beim Lernen, das heißt konkret auf das Jurastudium bezogen, zu fragen, welche Probleme immer wieder thematisiert werden (wofür sich Klausuren gut eignen) und was eher unwichtig ist. Damit eng verbunden ist das Thema Auswendiglernen. Wie oben bereits angesprochen: Ganz ohne Auswendiglernen geht es natürlich auch im Jurastudium nicht, aber auch dabei sollte gezielt priorisiert werden. Ich würde immer versuchen, Schemata oder Voraussetzungen, die sich ohnehin aus dem Gesetz ergeben, nicht auswendig zu lernen. Stattdessen kann die Gedächtniskapazität etwa für ungeschriebene Tatbestandsmerkmale genutzt werden – und diese müssen (!) auswendig beherrscht werden. Auch Argument können in der Regel mithilfe der Auslegungstechniken hergeleitet werden, indem beispielsweise gefragt wird: Was legt der Wortlaut nahe? Was schützt die Vorschrift? Was ergibt im Kontext der Norm Sinn? Welche Wertungen stehen hinter der einzelnen Norm beziehungsweise dem Rechtssystem als Ganzes?

Fazit

Dass es tatsächlich möglich ist, das Jurastudium erfolgreich zu absolvieren, zeigen jedes Jahr zahlreiche Examenskandidaten. Ein erfolgreiches Jurastudium erfordert eine effiziente und strategische Herangehensweise, um die enorme Menge an Lernstoff zu bewältigen. Insbesondere ein Lernplan, strukturiertes Vorgehen (verstehen, merken, anwenden) und gezielte Priorisierung helfen auf dem Weg zum Erfolg. Welcher Lernstil im Einzelfall am effektivsten ist, muss eventuell durch Ausprobieren herausgefunden werden.

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Beitragsautor:

Charlotte Kieslich

Charlotte Kieslich

Charlotte absolvierte in Glasgow ihren Master of Laws (LL.M.), worüber sie uns in ihren Erfahrungsberichten berichtete.

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