Die Stationswahl im Referendariat
Alles eine Frage der Prioritäten
Dass man sich irgendwie und irgendwann um die verschiedenen Stationen im Referendariat – auch Stagen – genannt- kümmern muss, ist eigentlich allen klar. Einige verfallen gefühlt schon in Panik noch bevor sie überhaupt die Zusage fürs Ref in den Händen halten, andere machen sich wenig bis gar keine Gedanken und stehen dann kurz vor knapp immer noch ohne Stationszusagen da. Da muss es doch einen Mittelweg geben! Dieser Beitrag soll euch einen kurzen Überblick darüber liefern wie ihr passende Stationen findet, auf was ihr achten solltet und wie ihr die begehrten Plätze auch ergattern könnt.
Planung ist das A und O
Auch wenn manche es nicht gerne hören, aber: eine ordentliche Planung ist schon die halbe Miete. Das heißt nun aber gerade nicht, dass ihr schon Jahre bevor das Referendariat losgeht mit Terminkalender und Bewerbungsmappe dasitzt und eure Stationen plant. Vielmehr heißt Planung in erster Linie, dass ihr euch fragen müsst, welche Ziele ihr mit eurer Stationswahl verfolgt und was ihr euch von den Stationen erhofft. Unterhält man sich mit Referendaren oder auch bereits im Berufsleben angekommenen Personen, kristallisieren sich schnell drei Richtungen heraus:
1. „Ich weiß noch nicht, was ich machen will und will mich ein bisschen orientieren.“
Jura ist ein weites Feld und die späteren Berufsmöglichkeiten sind wirklich sehr zahlreich. Selbst wenn man schon einen bestimmten Beruf, wie beispielsweise den des Anwalts, im Hinterkopf hat, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Welches Rechtsgebiet soll es sein? Großkanzlei oder 1-Mann/Frau-Betrieb? Kann und will man das Risiko der Selbstständigkeit tragen oder möchte man lieber angestellt werden? Fragen über Fragen. Demnach ist es mehr als naheliegend das Referendariat zu nutzen, um sich über diese Fragen klar zu werden.
Vieles hat man im Studium bislang nur theoretisch kennengelernt. Wie die Tätigkeit eines Anwalts, Richters oder Staatsanwalts in der Praxis aussieht, ist dann wieder ein ganz anderes Thema. Manches hat man sich vielleicht ganz anders vorgestellt und ist womöglich enttäuscht, wenn man feststellt, dass der Beruf so gar nicht zu einem passt. Gehört man also zu den Referendaren, die in ihrer Berufswahl noch gänzlich unentschlossen sind, dann bietet es sich an die Stationen möglichst breit zu fächern. Eine allgemeine Abteilung bei einem Amtsgericht trifft dann vielleicht eher ins Schwarze, als eine Spezialkammer beim Landgericht.
Die Devise könnte dann lauten: mitnehmen was geht und am besten von allem etwas. Hier bieten sich dann z. B. Kanzleien mit einem möglichst breit gefächerten Tätigkeitsfeld an. Ebenso kann beispielsweise die Anwaltsstation bei einer kleinen Sozietät abgeleistet werden und die Wahlstation in einer Großkanzlei. So erhält man Einblicke in möglichst viele verschiedene Bereiche und kann am Ende des Referendariats ein Resümee ziehen, was hoffentlich die Berufswahl erleichtert.
2. „Ich weiß schon genau, was ich machen will, nämlich…“
Referendare die ihr Rechtsgebiet oder ihren Jobwunsch schon gefunden haben, können natürlich das Referendariat auch dazu nutzen noch in andere Bereiche reinzuschnuppern, bevor sie sich dann „endgültig“ festlegen. Hat man jedoch seine Leidenschaft für ein bestimmtes Rechtsgebiet entdeckt, spricht auch nichts dagegen, sich bereits als Referendar – zumindest gedanklich – festzulegen. Denn in diesem Fall wählt man die Stationen natürlich im Hinblick auf andere Aspekte aus. So kann man versuchen, bereits potenzielle Arbeitgeber im Rahmen der Stationsarbeit kennenzulernen und von sich zu überzeugen. Bestenfalls hat man dann die Möglichkeit gleich nach dem Zweiten Staatsexamen dort anzufangen. Besteht ein besonderes Interesse an einem bestimmten Rechtsgebiet kann beispielsweise in der Zivilstation die für dieses Rechtsgebiet zuständige Kammer beim Landgericht gewählt werden.
3. „Ich möchte in erster Linie viel fürs Examen lernen.“
Dass die Stationen einen auf das Zweite Examen vorbereiten sollen ist eigentlich klar. Aber inwiefern das tatsächlich geschieht, ist eine andere Geschichte. Eine Station beim Bundeskriminalamt oder beim Landtag mag spannend sein, aber von dem dort erworbenen Wissen wird man wenig in der Klausur einsetzen können. Demnach sollte man auch bedenken, vielleicht nicht gerade in dem Rechtsgebiet, in dem man fachlich am schwächsten ist, eine Station rein zur „persönlichen Weiterbildung“ zu wählen. Tut man dies trotzdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man dann in Eigenregie einiges zu Hause aufholen muss. Hier muss sich jeder selbst Gedanken darüber machen, ob man seine Stationen möglichst examensorientiert wählen möchte oder ob man nach individuellen Interessen vorgeht. Persönlich würde ich hier sagen: die Mischung machts!
Und wie kommt man dann dort hin, wo man hin will?
Nun, die unspektakuläre Antwort lautet: ihr müsst nachfragen. Handelt es sich um euer örtliches Amtsgericht, reicht es in der Regel schon mal bei der Geschäftsstelle vorbeizugehen und mitzuteilen, dass ihr gerne eure Station dort absolvieren möchtet. Auch kleinere Kanzleien sind hier meist nicht so streng, sodass ihr anrufen, vorbeigehen oder eine E-Mail schreiben könnt. Wollt ihr allerdings einen Platz bei begehrteren Stationen wie z. B. dem Bundestag, dem Bundeskriminalamt, Ministerien oder Großkanzleien, oder vielleicht sogar ins Ausland, müsst ihr früh dran sein und neben den passenden Qualifikationen auch eine ordentliche Bewerbung abliefern. Hier hilft ein Blick auf die Website der Institution, auf der ihr meist Angaben zu Bewerbungszeiträumen und -unterlagen findet. Außerdem solltet ihr hier mehrere Stellen im Hinterkopf haben, falls es nicht gleich klappt mit der Zusage.
Fazit
Insgesamt lässt sich sagen, dass ihr selten so weitreichende Einblicke in verschiedenste Rechtsgebiete, Berufsfelder und Arbeitsplätze haben werdet wie im Referendariat. Das ist Fluch und Segen zugleich, denn die Auswahl ist groß und die Zeit sehr begrenzt. Nehmt euch einfach einen Moment und überlegt euch ganz in Ruhe was ihr wollt und warum ihr es so machen möchtet- und entscheidet dann.
-Jennifer
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