Einfach mal weg – Vor- und Nachteile sowie weitere Beweggründe
Für die Rechtsanwaltsstation bin ich vom kleinen, beschaulichen Saarland nach Berlin gezogen. Dies hat einiges an Planungsaufwand erfordert, was sich während des laufenden Referendariats und im Vorfeld der Examensvorbereitung nicht immer ganz einfach gestaltete. Dieser Beitrag soll allen, die mit dem Gedanken spielen während des Referendariats einige Monate in einer anderen Stadt zu verbringen, ein paar Eindrücke und Tipps vermitteln, damit euer „Umzug“ gelingt und ihr das Beste aus dieser Erfahrung herausholen könnt.
Die Stationswahl: Kanzlei um die Ecke oder lieber doch ganz woanders?
Natürlich steht an erster Stelle der Entschluss, einige Monate an einem anderen Ort zu verbringen. Ich habe mich für Berlin entschieden, denn es handelt sich hierbei schlicht um eine Stadt in der es unglaublich viel zu sehen und zu tun gibt. Ich wollte nach den Monaten der Examensvorbereitung mal einen Tapetenwechsel und auch ein bisschen Ablenkung, sodass der Trubel der Großstadt hier ganz gut passte.
Ursprünglich hatte ich einen Auslandsaufenthalt geplant, doch diese Planung musste ich wegen der durch Corona hervorgerufenen Planungsunsicherheit leider aufgeben. Ich war jedenfalls entschlossen darin, dass ich eine Station in einer größeren Stadt absolvieren möchte. Ich fand eine Kanzlei, deren Rechtsgebiet mich besonders interessiert, und bekam auch schnell eine Zusage. Bereits an dieser Stelle sollte man aber bedenken, dass die jeweiligen Kanzleien ganz unterschiedliche Anforderungen an ihre Referendare stellen und demnach auch andere Erwartungen haben. Einzelanwälte, die vielleicht nicht so viel auf dem Tisch haben, erwarten in der Regel nicht, dass man 60h die Woche ackert.
Anders sieht es hingegen in größeren Kanzleien aus, in denen auch schon die Referendare ordentlich eingespannt werden. Hier sollte man sich bereits von vornherein darüber im Klaren sein, was erwartet wird und ob man diese Erwartungen auch erfüllen möchte. Wichtig ist jedenfalls im Vorfeld das Gespräch mit dem Ausbilder zu suchen, um böse Überraschungen zu vermeiden. Ist eine Vergütung vereinbart, verlangt euer Oberlandesgericht unter Umständen eine gesonderte Vereinbarung darüber, dass Nebenjob und Referendarausbildung im Rahmen zweier unterschiedlicher Vereinbarungen ablaufen. Hier solltet ihr euch vorab bei eurem OLG informieren.
Wohnungssuche und Untervermietung
Die Rechtsanwaltsstation hat bei mir unmittelbar nach den schriftlichen Prüfungen begonnen, sodass ich mir bereits früh überlegt hatte, alles Organisatorische so zeitig wie möglich zu klären. Das war mir wichtig, um in der Zeit der Examensvorbereitung den Kopf möglichst frei zu haben und mir nicht kurz vor dem Examen um Umzug und Co. Gedanken machen zu müssen. Ich wusste, dass ich meine eigene Wohnung untervermieten und mir gleichzeitig eine möblierte Wohnung in Berlin suchen musste. Gerade zur Untermiete werden Wohnungen aber oft kurzfristig gesucht und auch eher kurzfristig angeboten. Nach einiger Zeit fand ich aber einen passenden Untermieter und auch eine möblierte Wohnung in der Hauptstadt. Als ich das also abhaken konnte, war ich auf jeden Fall deutlich entspannter. Nachdem ich dann die schriftlichen Prüfungen hinter mich gebracht hatte, habe ich in der folgenden Woche meine Umzugskartons gepackt und bin nach Berlin gereist.
Ankommen und Einleben
Die Erfahrungen in der neuen Stadt sind natürlich ganz individuell und es kommt auch darauf an, ob man bereits Freunde oder Bekannte in der Gegend hat oder nicht. Eine neue Stadt zu entdecken hat mir jedenfalls dabei geholfen, die Anspannung nach den schriftlichen Prüfungen loszuwerden und auch nicht so viel über sie nachzudenken. Gleichzeitig ging das Referendariat in der Heimat mit den Arbeitsgemeinschaften weiter. Ich wurde für die Dauer meiner Abwesenheit von der Teilnahme hieran befreit. Das klingt erstmal natürlich nicht schlecht, da man dem – vorsichtig ausgedrückt – manchmal nicht ganz so didaktisch wertvollem Gruppenunterricht umgeht. Andererseits finden nach den schriftlichen Prüfungen viele Unterrichtseinheiten zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung statt, an denen ich nicht teilnehmen konnte. Das heißt, die Vorbereitung auf Aktenvortrag und Prüfungsgespräch muss dann in Eigenregie geführt werden. Zudem sieht man seine Mitreferendare einige Monate nicht, was natürlich auch schade ist. Insgesamt überwogen für mich jedoch die Vorteile einer vorerst befristeten Abwesenheit.
Tipps und Hinweise
Auch wenn es nur ein Umzug für einige Monate ist, können ein paar Vorbereitungen nicht schaden. Ihr solltet planen, was ihr alles mitnehmt (und was ihr dort wirklich braucht!), denn ihr müsst eure Sachen ja auch wieder zurücktransportieren. Hier solltet ihr bereits überlegen, welche Literatur ihr zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung benötigt. Ich habe, um mir das Ganze zu vereinfachen, ein paar Kartons per Post geschickt. Apropos Post: Ein Nachsendeauftrag für die Dauer der Abwesenheit empfiehlt sich, damit nicht versehentlich Post auf dem Weg zu euch verloren geht.
Fazit
Gerade zur jetzigen Zeit, in der Auslandsaufenthalte aufgrund der Covid-Krise nur schlecht vorausgeplant werden können, kann ein Umzug innerhalb Deutschlands im Rahmen des Referendariats eine sinnvolle Alternative sein. Viel Erfolg dabei!