Bereitet man sich auf das Rechtsreferendariat vor, stellt man schnell die Fülle an Faktoren fest, die es zu bedenken gibt. Manchmal weiß man gar nicht mehr, wo einem eigentlich der Kopf steht und was man zuerst erledigen soll. Deshalb ist es wichtig, diese Planung möglichst strukturiert, ohne Umwege und unnötig hohen Organisationsaufwand, anzugehen. Dieser Artikel soll die wichtigsten Schritte aufzeigen und im Folgenden veranschaulichen, was es alles zu beachten gibt. Anhand dieses Guides könnt ihr euch orientieren, damit euch in der heißen Phase keine vermeidbaren Fehler passieren.
Vorbereitung auf das Rechtsreferendariat: Unerlässliche Schritte und erfolgreiches Zeit-Management
Die letzte Hürde auf dem Weg zur Berufslaufbahn als Jurist, die knallharte Brücke von den Reihen des Hörsaals, in dem man fleißig den Vorlesungen gelauscht hatte, hinüber in die Berufsrealität als Jurist: Das Rechtsreferendariat. Dieses dauert zwei volle Jahre und beginnt nach dem Ersten Staatsexamen, also nach dem Abschluss der Rechtswissenschaften einer Universität. In diesen zwei Jahren sollen umfänglich Kenntnisse aus dem Studium in Praxiserfahrungen umgewandelt und erweitert werden und das Referendariat somit auf das Zweite Staatsexamen, das sog. Assessorexamen, vorbereiten. Dieser Abschluss besteht aus mehreren Klausuren und erlaubt eine Berufsausübung als Richter, Notar, Staatsanwalt und befähigt generell zur Berufswahl innerhalb des Höheren Dienstes.
Doch welche Schritte sind essentiell, um diese Ausbildung erfolgreich und möglichst hürdenlos absolvieren zu können? Das Referendariat bedarf vor allen Dingen eines: Einer detailreichen, realistischen und punktgenauen Planung. Die drei größten Fehler, die vielen Referendaren unterlaufen, sind folgende: Zu spät dran sein (ob auf die Planung oder das Lernen bezogen), sich zu überschätzen (einen Schritt nach dem anderen zu machen ist hier besonders wichtig) und eine unrealistische Vorstellung zu haben (man darf nicht vom Wunschdenken, dass alles wie von selbst glattläuft, ausgehen).
Die Zeit ist der wohl wichtigste Faktor bei sämtlichen Fragen. Die beste Variante ist, immer einen Schritt voraus zu denken und grundsätzlich lieber ein bisschen zu früh mit allem dran zu sein. Was erstmal sehr penibel klingen mag, ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Referendariat. Man hat nie genug Zeit! Gerade hierbei ist es von Vorteil, schon monatelang im Voraus einen strikten Zeitplan für diese Phase parat zu haben. Informationen einholen, Bewerbungen schreiben, den theoretischen Stoff pauken bis man ihn vollends internalisiert hat und die einzelnen Stationen des Referendariats strukturieren: All diese Dinge sollte man weit vorher erledigt haben, bestenfalls schon lange vor Abschluss des Ersten Staatsexamens.
Unsere Leitfäden zum Rechtsreferendariat in deinem Bundesland
Wir haben für dich schonmal die wichtigsten allgemeinen Informationen zum Rechtsreferendariat in deinem Bundesland, sowie Fragen und Antworten zu den einzelnen Stationen zusammengestellt. Somit findest du in unsren Leitfäden alle wichtigen Daten und Fakten, um dein Referendariat erfolgreich zu planen!
Unter anderem findest du hier Infos zu den Themen Vergütung, Nebentätigkeiten während dem Referendariat, ÖPNV-Ticket, Krankheit und Urlaub im Ref, Stationszeugnisse, Ausbildungsstationen im Ausland, Ansprechpartner, AG-Fahrt. Auch auf die Frage: „Was lernen Referendare in der Zivilstation / Strafstation / Verwaltungsstation / Anwaltsstation / Wahlstation?“ erhältst du dort alle Antworten!
Wir halten die Leitfäden immer so aktuell wie möglich, damit du mit ihnen immer bestens informiert bist, was Änderungen bei der Unterhaltsbeihilfe, den zugelassenen Hilfsmitteln und den Prüfungsterminen angeht!
1. Bevor es losgeht: Wo soll es denn überhaupt hingehen?
Für das Referendariat sei zuerst die Frage zu klären, in welchem Bundesland der juristische Vorbereitungsdienst absolviert werden soll. Hier gibt es deutschlandweit nämlich kleine, aber feine organisatorische Unterschiede zu beachten. Beispielsweise ist die Anzahl der zu schreibenden Klausuren am Ende der Ausbildung nicht in jedem Bundesland gleich hoch: So muss ein Examenskandidat im Bundesland Saarland sieben, einer in Bayern stolze elf Klausuren erfolgreich meistern. Außerdem ist auch (was für einige Referendare durchaus ein entscheidender Faktor sein kann) die zu gewährende Unterhaltsbeihilfe nicht in jedem Bundesland gleich hoch angesetzt. Hier sollte man sich vorab gründlich informieren, mit welchen Beihilfen und Zuschüssen man jährlich rechnen kann. Die Frage des Standortes kann durchaus auch davon abhängig gemacht werden, wo man seine berufliche Zukunft in der Praxis sieht. Hier geht es schließlich nicht mehr um die universitäre Ausbildung, sondern um den tatsächlichen zukünftigen Alltag. Um dieser Frage nachzugehen, sollte man sich auf den entsprechenden Informationsportalen der Bundesländer stets vorab über den öffentlichen Dienst, die Verwaltung und die Gerichte informieren. Hat man seine Entscheidung getroffen und ausreichend Kenntnis darüber erlangt, welches Bundesland den eigenen Ansprüchen gerecht wird, so ist Schritt 2 unmittelbar folgend.
2. Die Bewerbung zum Referendariat
Sich rechtzeitig zu bewerben (fundamentaler Punkt für ein gelungenes Zeit-Management) ist unerlässlich. Gute Referendariatsplätze sind rar und schnell vergriffen. Die rasche Eigeninitiative ist hier gefordert, man muss zu den Ersten gehören und im Gedächtnis bleiben. Hier gilt es, all das, was im Bereich des eigenständig Machbaren liegt, schnellstens umzusetzen. Denn leider muss man auch die Zeit einrechnen, die für Bearbeitungszeiten (wie z. B. für die Ausstellung eines Führungszeugnisses) benötigt wird. Man wartet hier häufig sehr lange auf das Aktivwerden der Verwaltung, somit sollte man selbstständig dafür sorgen, dass man von sich aus nichts mehr zu beanstanden hat und die Bewerbung vollständig, makellos und vor allem so früh wie möglich erfolgt. Hat man die Frage nach dem Bundesland geklärt, sämtliche wesentlichen Informationen eingeholt, alle Unterlagen bereit und sich zur Wunschstelle beworben, folgt sodann Schritt 3.
3. Die genaue Detailplanung der nächsten zwei Jahre
Weißt du, was du Ende Mai nächsten Jahres tun wirst? Auf diese Frage sollte die Antwort im Rahmen deiner Ausbildung eindeutig lauten: Ja! Es klingt für viele anfangs ein wenig abschreckend oder beengend, im Voraus ganz genau wissen zu müssen, was man wann und wie lange tun wird. Doch wenn man sein Referendariat möglichst erfolgreich und zukunftsorientiert bestreiten möchte, dann muss man sich mit all seiner Planung auch ein Stück weit einschränken. Die Organisation und Strukturierung der beruflichen Zukunft sollte für die zweijährige Dauer des Referendariats klar im Vordergrund stehen.
Auch hier gibt es ein paar Tipps, die für die Einteilung der Stationen hilfreich sein können: Die Stationen, welche im Rahmen des Referendariats durchlaufen werden, bestehen aus der Zivilrechtsstation, der Strafrechtsstation, der Verwaltungsstation, der Anwaltsstation und einer Wahlstation. Welche Inhalte man hier lernt, erklärt sich schon innerhalb der Begriffe. Doch interessant hierbei ist, dass sich die einzelnen Etappen bei guter Planung und Organisation auch gut nutzen lassen. So ist es beispielsweise eine Überlegung wert, wo die Verwaltungsstation absolviert werden kann. Für diese Station stehen Ämter und Abteilungen zur, in denen man – drücken wir es mal vorsichtig aus – vermutlich nicht allzu viele Überstunden machen muss und der Arbeitsaufwand grundsätzlich eher überschaubar ist. Eine ideale Situation um die weniger arbeitsintensiven Stunden zur Wiederholung und Prüfungsvorbereitung zu nutzen.
Nicht zu verwechseln ist dieses Vorgehen während der Verwaltungsstation jedoch mit dem sog. „Tauchen“ während der Anwaltsstation. Viele Referendare nutzen diese Etappe, um sich, in Absprache mit der Kanzlei, weitestgehend aus der praktischen Tätigkeit zurückzuziehen und voll und ganz auf die Examensvorbereitung zu konzentrieren. Dies klingt im ersten Moment sicherlich verlockend und mag für den ein oder anderen gar ein notwendiges Vorgehen sein, in den Prüfungsordnungen der Bundesländer ist dies so aber natürlich nicht vorgesehen, zumal einem auf „Tauchstation“ viele wertvolle Praxiserfahrungen entgehen.
4. Die Planung des Zweiten Staatsexamens – Der letzte Akt
Planung und Vorbereitung des Referendariats sind nun zu allem Überfluss auch noch nicht nur sehr zeit-, sondern auch recht kostenintensiv. Schließlich genügt es nicht, sich bloß organisatorisch perfekt auf diese Zeit vorzubereiten, man möchte auch nicht gänzlich unvorbereitet erscheinen und schon mit einem fundierten Wissensstand in die Praxis übergehen. Gesetzestexte, Kommentare sowie Skripte und sonstige Hilfsmittel sind für die Vorbereitung also unabdingbar. Für die Aufsichtsarbeiten des Assessorexamens, in denen die Hilfsmittel in den meisten Bundesländern in einer vorgegebenen Auflage und – besonders wichtig – in einem Zustand ohne jedwede Unterstreichungen, Markierungen oder ähnlichem, benötigt werden, müsste die gesamte Examensliteratur dann in der Konsequenz erneut neu angeschafft werden. Kein billiges Vergnügen!
Kommentare und Gesetzestexte zu mieten, anstatt sie zu kaufen, ist an dieser Stelle ein sinnvolles (und vor allem kostengünstiges) Konzept. JurCase ist der führende Anbieter für die Vermietung juristischer Fachliteratur und der Experte für das Erste und Zweite Juristische Staatsexamen. Ganz unkompliziert kannst du dir bei uns die zugelassene Examensliteratur für dein Bundesland online buchen.
Die Vorbereitung auf die Vorbereitung: Die Zeit vor dem Rechtsreferendariat
Nun ist eindeutig klar, dass die Planung selbst schon einige Stunden organisatorischen Aufwands mit sich bringt, in denen alles haargenau durchdacht und die Zeit des Referendariats realistisch und effizient eingeteilt werden will. Die Energie und Mühe, die die eigentliche Durchführung des vorbereiteten Plans zum Referendariat kosten wird, steht nochmal auf einem anderen Blatt. Aus diesem Grund ist es enorm wichtig, vor Beginn des Referendariats unbedingt sämtliche zur Verfügung stehenden Akkus aufzuladen und ordentlich Energie zu tanken. Denn diese wird man auch bei bester Planung definitiv brauchen! Die Monate und Jahre, die auf den Referendar zukommen, werden natürlich in erster Linie lehrreich sein, können in der Regel aber auch sehr anstrengend, kräftezehrend und mitunter auch belastend werden. Deshalb sollte man sich, bevor man sich Hals über Kopf in die Examensliteratur stürzt, durchaus eine Verschnaufpause gönnen und dann, wenn die Organisation vollendet und der Starttermin offiziell ist, einen Urlaub einplanen. Eine Reise vor dem Beginn des Referendariats kann für dessen erfolgreiche Absolvierung Gold wert sein, da man nochmal Abstand gewinnt und ein bis zwei Wochen einfach mal entspannen und die Seele baumeln lassen kann.