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Der öffentlich-rechtliche Aktenvortrag

By 3. September 2019Oktober 18th, 2023No Comments
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Der öffentlich-rechtliche Aktenvortrag

Erfahrungsbericht und Tipps für den öffentlich-rechtlichen Aktenvortrag

In den meisten deutschen Bundesländern beginnt die Mündliche Prüfung des Zweiten Staatsexamens mit einem Kurzvortrag. Der folgende Erfahrungsbericht soll einen kurzen Einblick zu den Anforderungen an den öffentlich-rechtlichen Aktenvortrag sowie Tipps und Tricks zur erfolgreichen Ableistung geben.

In Schleswig-Holstein ist die Verwaltungsstation die dritte Station im Referendariat. Da hier, im Gegensatz z.B. zu Hamburg, der Kurzvortrag noch kein Bestandteil des Ersten Examens ist, werden die meisten Referendare erstmalig im Referendariat mit dem Aktenvortrag konfrontiert.

Vorbereitung auf den Aktenvortrag im Rahmen der Pflicht-AG-3

In der Pflichtarbeitsgemeinschaft der Verwaltungsstation wurden dem Aktenvortrag zwei Termine gewidmet. In diesen Terminen wurden Original-Aktenvorträge nebst Lösung sowie der konkrete Ablauf des Aktenvortrages besprochen. Außerdem hatten wir die Möglichkeit, organisiert von unserem AG-Leiter eine mündliche Prüfung vor dem GPA zu besuchen, bei der er Vorsitzender war.

Der Ablauf des Aktenvortrages

Da der jeweilige Ablauf des Kurzvortrages sich aus den Prüfungsordnungen ergibt, will ich Ausführungen hierzu kurz halten.

In Schleswig-Holstein bekommt man hierbei ein Aktenstück ausgehändigt, das in 90 Minuten eigenständig zu bearbeiten ist.

Für die Strukturierung des Aktenvortrages bietet sich der folgende Vorschlag an:

  • Einleitung
  • Sachbericht
  • kurzer Entscheidungsvorschlag
  • Rechtliche Würdigung
  • Konkreter Entscheidungsvorschlag

Die Ergebnisse der Analyse sind nach Bearbeitung des Aktenstückes in höchstens 15 Minuten vorzutragen. Ich persönlich versuche, nach ca. 10 Minuten fertig zu sein, damit den Prüfern noch ein wenig Zeit für etwaige Nachfragen bleibt. Da in den meisten Fällen die Zeit fehlt, nach der Gliederung den Vortrag noch einmal zu üben und hierbei die Zeit zu stoppen, habe ich mir angewöhnt, nicht mehr als eine beidseitig beschriebene DIN A4-Seite vorzubereiten. Hierdurch werde ich gezwungen, lediglich Stichpunkte aufzuschreiben und den Vortrag somit frei zu halten. Weiterhin hat sich für mich herausgestellt, dass sich bei meiner Schriftgröße und -art hierdurch ca. 10 Minuten ergeben, wodurch ich mir die Stoppuhr sparen kann.

Die eigene Vorbereitung auf den Aktenvortrag

Jeder hat im Rahmen der Prüfungsvorbereitung auf das Erste Staatsexamen einen eigenen Stil entwickelt, daher kann ich Tipps hierzu nur aus meiner eigenen Erfahrung, bzw. Berichten von Freunden und Kollegen geben. Ich persönlich habe mich mit dem Kerst „Der öffentlich-rechtliche Aktenvortrag im Assessorexamen“ vorbereitet und kann diesen wärmstens empfehlen. Auf 88 Seiten wird hierin kurz der Ablauf sowie die generelle Vorbereitung auf den Aktenvortrag geschildert. Zusätzlich gibt es noch sechs Übungsfälle, die sich vor allem für die Übung innerhalb einer privaten Lerngruppe eignen. Mir hat es ungemein geholfen, bereits zu Beginn jeder Station mit meiner Lerngruppe zu starten, um möglichst viel Stoff bearbeiten zu können. Zusätzlich zu den sechs Übungsfällen aus dem Kerst gibt es auch bei JurCase eine Linksammlung zu kostenlosen Aktenvorträgen. Mit einigen landesüblichen Anpassungen der Lösungsskizze sind diese auch für Schleswig-Holstein sehr gut verwendbar. Zu guter Letzt bietet auch das Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration eine AG zum öffentlich-rechtlichen Aktenvortrag an.

Übung des Aktenvortrags in der Einzelausbildung

Im Rahmen der Einzelausbildung bieten auch viele Ausbilder in der Verwaltungsstation die Übung von Aktenvorträgen an. Die meisten von uns hielten hier jedoch lediglich ein bis zwei Aktenvorträge. Auch der Ablauf war wieder verschieden. So durften einige ihre Vortragsakten zuhause bearbeiten, während andere morgens den Vortrag und einen Sitzplatz zur Vorbereitung zugeteilt bekamen und direkt im Anschluss den Vortrag halten mussten. Persönlich habe ich das Zweite erlebt und finde dies aufgrund der Examensnähe auch besser. Meine Einzelausbilderinnen beim Sozialgericht boten mir zusätzlich an, die jeweiligen Sitzungsakten als Kurzvortrag für sie zusammenzufassen. Hierzu händigten sie mir die jeweiligen Akten aus und gaben mir je nach Umfang ein bis zwei Stunden Zeit, um diese vorzubereiten. Zur Vorbereitung setzte ich mich in mein Büro, um beck-Online und Juris zur Vorbereitung nutzen zu können. Anders waren die speziellen sozialrechtlichen Fragestellungen für mich nicht lösbar.

Im Anschluss an die Vorbereitungszeit hielt ich dann die vorbereiteten Kurzvorträge. So konnte einerseits geprüft werden, ob ich den Inhalt der kommenden Sitzungen verstanden hatte. Andererseits bekam ich durch die große Anzahl der vorzubereitenden Sitzungsakten eine größere Routine als bei den gestellten Aktenvorträgen. Die Benotung der Vorträge im Rahmen der Einzelausbildung floß hierbei auch ins Stationszeugnis ein. Da viele Einzelausbilder nicht selbst im Examen prüfen, sollte aber eher auf die konstruktiven Verbesserungsvorschläge als auf die mitgeteilte Vortragsnote geachtet werden. Ein Vortrag vor einem Abteilungsleiter, wie in der Staatsanwaltschaft, war in der Verwaltungsstation nicht vorgesehen. Manche Kollegen am Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgericht durften allerdings einen Aktenvortrag vor der zugeteilten Kammer halten. Hierbei wurden ihnen dann Fragen von drei Prüfern gestellt und der Vortrag auch von allen dreien gemeinsam benotet. Da auch im Rahmen der Mündlichen Prüfung des Zweiten Staatsexamens mehrere Prüfer gemeinsam fragen und benoten, war beim Kammervortrag die größte Examensnähe zu erzielen.

Fazit:

Wie auch im Rahmen der Straf- und Zivilstation, lassen sich öffentlich-rechtliche Aktenvorträge mit routinierter Vorbereitung sowohl in der AG und auch zuhause/ in einer privaten Lerngruppe schnell und unkompliziert einüben und auch mit guten Noten bewältigen.

Ich hoffe, dieser Erfahrungsbericht hilft euch ein wenig bei eurer eigenen Vorbereitung und wünsche euch viel Erfolg bei euren Aktenvorträgen!

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Beitragsautor:

Regina Kardel

Regina Kardel

Regina berichtete uns über ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die sie während ihres juristischen Vorbereitungsdienstes gemacht hat. Mittlerweile ist sie zugelassene Rechtsanwältin mit eigener Kanzlei. Deshalb schreibt sie aktuell für JurCase-Jobs über die anwaltliche Karriere.

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