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Gewusst

Wer sollte eigentlich Jura studieren?

By 9. Juni 2020Juni 25th, 2021No Comments
#Studium

Wer sollte eigentlich Jura studieren?

Voraussetzungen für ein Jurastudium

Jura ist schon längst ein Massenstudium geworden. Im Jurastudium begegnet man jeder Art von Geschlecht, Bildungsschicht oder sonstigem Hintergrund. Es hängt eher von individuellen, persönlichen Voraussetzungen ab, ob ein Jurastudium das Richtige für dich ist. Normalerweise braucht man zunächst das Abitur, um sich für ein Jurastudium einschreiben zu können. Viele Universitäten verlangen gar keinen oder einen recht niedrigen Abiturschnitt (NC). An einigen Universitäten ist Jura sogar zulassungsfrei, das heißt jede*r kann sich einfach einschreiben. Es gibt jedoch einige Universitäten, an denen der Andrang um einiges höher ist als die Aufnahmekapazität. Dort kann der NC dann schnell steigen. Wer sich allerdings nicht auf eine solche Universität versteift, wird auch einen Studienplatz finden. Es gibt auch private Hochschulen und Fernhochschulen, an denen man (unter Umständen sogar berufsbegleitend) Jura studieren kann.

Persönlichkeitscheck

Welche persönlichen Merkmale sind nun wichtig für ein Jurastudium? Zunächst sollte man natürlich ein Interesse an Recht, Gerechtigkeit und Rechtsprechung mitbringen. Schulfächer wie Politik, Geschichte und Deutsch sind dabei noch am relevantesten. An einigen Schulen wird sogar Recht als Schulfach angeboten. Entwarnung ist geboten bei den Naturwissenschaften und auch Mathematik. Der berühmte Spruch juris non calculat (ein Jurist rechnet nicht) ist allerdings nicht wahr: von Erbteilen über Fristen bis hin zu Schadensersatzansprüchen muss schon mal gerechnet werden. Aber keine Angst, eine Monatsfrist zu berechnen und einfache Bruchrechnung anzuwenden, ist keine Hexerei. Gerade Interesse am politischen Geschehen ist jedoch nicht zu unterschätzen. Im Staatsorganisationsrecht wirst du lernen, wie genau Gesetze zustande kommen. Wer da die Aufgaben von Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung auseinanderhalten kann, ist schon vorne mit dabei. Kennst du dann noch die Unterscheide zwischen Europarat, europäischem Rat und Rat der europäischen Union, bist du deinen Kommiliton*innen um einiges voraus (ansonsten wirst du es früher oder später zu unterscheiden lernen).

Das alleine reicht aber nicht aus. Für das Jurastudium braucht man Selbstdisziplin, Durchhaltevermögen und Ehrgeiz. Gerade in den ersten Semestern wird man nicht sofort alles im Stoff verstehen. Trotzdem muss man dranbleiben, sich selber zum Lernen motivieren und antreiben. Du wirst im Studium vor dem Ersten Staatsexamen etliche Meinungsstreitigkeiten auswendig lernen, die in der Praxis im Referendariat niemanden mehr interessieren. Das ist frustrierend, wohl auch nur bedingt sinnvoll, aber du musst es machen. Das zu schlucken, trotzdem durchzuziehen und am Ende als Diplomjurist*in hervorzugehen, erfordert Mut, Willenskraft und eine hohe Frustrationstoleranz. Zusammenfassend solltest du dich als fleißig, diszipliniert, wissensbegierig und lernbereit beschreiben, um erfolgreich ein Jurastudium zu absolvieren.

Man wächst mit seinen Aufgaben

Im Studium wirst du mit Rück- und Fehlschlägen konfrontiert werden. Das wird garantiert passieren, selbst wenn du das aus der Schule noch nicht kennst. Hier ist eben jede*r nur eine Nummer (die Klausuren werden anonym geschrieben) und du bekommst keinen Lehrerlieblingsbonus. Man fällt eben auch mal durch eine Klausur durch. Manchmal kann es einem unfair erscheinen, manchmal ist es wohl doch auch gerechtfertigt. Davon solltest du dich nicht ermutigen lassen, sondern aus den Fehlern lernen. Seine Fehler reflektieren zu können und daran zu wachsen ist extrem wichtig in den Klausuren vor (!) dem Staatsexamen. Ansonsten passiert es dir, dass du über deine nicht bestandenen Staatsexamensklausuren reflektierst und das solltest du wirklich frühzeitig vermeiden.

Allerdings sollte man auch ehrlich zu sich sein: du hast die ganze Zeit gelernt, aber bist die ersten Semester durch alle Klausuren gefallen? Vielleicht ist Jura dann doch nicht das Richtige für dich. Wenn du es durchziehen willst, solltest du deine Lernmethode durch eine Nachhilfe überprüfen lassen. Es ist aber keine Schande zu entdecken, dass einem Jura doch nicht so liegt. Spätestens, wenn du vor der Examensvorbereitung stehst, wird der Spaß verfliegen. Viele sagen ja auch (und da gehöre ich dazu), dass sie Jura lieben, es aber auch auf keinen Fall nochmal studieren wollen würden. Das Studium macht Spaß, man lernt und entdeckt viel Neues, aber es ist auch eintönig, nervenaufreibend und frustrierend. Wie in jeder guten Liebesgeschichte muss man die Schwierigkeiten überwinden und sich auf bessere Tage freuen.

Ist Jura also etwas für dich?

In der Oberstufe gibt es oft die Möglichkeit, Schnuppertermine an einer Uni wahrzunehmen. Vielleicht machst du ja auch mal ein (freiwilliges) Praktikum bei eine*r Jurist*in?

Jura ist sehr unterschiedlich. Von Richterinnen über Staatsanwältinnen zu Verwaltungsjuristinnen und Rechtsanwältinnen, gibt es noch viele Möglichkeiten abseits dieser klassischen Bereiche. Auch im Journalismus, der Wirtschaft und als Quereinsteiger in Führungspositionen sind Absolvent*innen eines Jurastudiums gerne gesehen. Es ist also nicht schlimm, wenn du weißt, du möchtest Jura studieren, aber noch nicht, was du danach damit machen möchtest. Im Referendariat im Anschluss an das Studium wirst du alle Bereiche noch einmal praktisch durchleben und einen besseren Eindruck für deine berufliche Zukunft erhalten. Jura kann zum Beispiel auch im Bachelor/Master System studiert werden, meistens in Kombination mit einem Zweitfach. Das ist eine gute Möglichkeit, wenn dich Jura zwar interessiert, du dich aber nicht darauf beschränken willst. Aber Achtung: mit einem Master hast du keinen Zugang zum Referendariat und zu den genannten „klassischen“ Berufsfeldern der Volljuristen.

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Beitragsautor:

Lisa-Marie Schuchardt

Lisa-Marie Schuchardt

Lisa-Marie absolvierte nach ihrem Jurastudium ein Auslandsstudium in Aberdeen für den Master of Laws (LL.M.). Zu Beginn ihrer Tätigkeit bei uns schrieb sie hauptsächlich über das Studium. Im Anschluss dessen berichtete sie von ihrem Masterstudium. Außerdem leistete sie einen maßgeblichen Beitrag für unsere #Gewusst-Reihe.

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