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Referendariat

Das schriftliche Examen – der Endgegner des Referendariats

By 26. März 2020Oktober 18th, 2023No Comments
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Das schriftliche Examen – der Endgegner des Referendariats

Erfahrungsbericht und Tipps zur Durchführung der schriftlichen Prüfung

Zum Ende der Rechtsanwaltsstation erwartet die Referendare nach 1 ½ Jahren der Vorbereitung der ultimative Endgegner des Referendariats: Die schriftlichen Examensklausuren. Im Rahmen dieses Erfahrungsberichts möchte ich euch einen kleinen Einblick in meinen Klausurdurchgang gewähren.

Eckdaten zum Schriftlichen Examen

Bevor ich meine Klausuren noch einmal für und mit euch durchlebe, erhaltet ihr hier einige generelle Informationen zur schriftlichen Prüfung in Schleswig-Holstein. Für die Vorbereitung auf die Prüfung verweise ich euch auf meinen Erfahrungsbericht „Die Vorbereitung auf das schriftliche Examen“.

Die bundesrechtliche Grundlage für das Prüfungsverfahren ist § 5d DRiG. Als Besonderheit bildet Schleswig-Holstein zusammen mit Bremen und Hamburg ein Gemeinsames Prüfungsamt (GPA), das das Prüfungsverfahren in einer Länderübereinkunft (LÜ) in Grundzügen geregelt hat. Die maßgeblichen Rechtsgrundlagen findet ihr auf der Homepage des GPA und des OLG. Lest euch diese vor den Klausuren einmal durch, sie vermögen viele Fragen zum Ablauf zu beantworten.

Die acht schriftlichen Klausuren werden im letzten Monat der Rechtsanwaltsstation (der vierten Station), also im 21. Ausbildungsmonat, geschrieben (§ 6 Abs. 2, 4 LÜ). Die Klausurmonate sind Februar, April, Juni, August, Oktober und Dezember. Die genauen Termine für die Klausuren findet ihr auf der Homepage des GPA. Am Ende der Verwaltungsstation erhaltet ihr einen Brief von der Referendarabteilung des OLG, in dem ihr gefragt werdet, wo die Wahlstation absolviert werden soll und wo ihr die Klausuren schreiben möchtet (Kiel oder Schleswig).

Die fünfstündigen Klausuren werden regelmäßig in einem Zeitraum von 14 Tagen geschrieben. Klausurtage sind Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag. Es wird unliniertes Papier beschrieben, ein Linienpapier als Unterlage wird gestellt. Das GPA empfiehlt, mit einem wasserfesten Stift zu schreiben, damit die Lesbarkeit unter allen Umständen erhalten bleibt.

Es werden zunächst vier Klausuren aus dem Bürgerlichen Recht, die letzte davon mit dem Schwerpunkt im Handels-, Gesellschafts- oder Zwangsvollstreckungsrecht geschrieben. Grundsätzlich werden Urteile, Beschlüsse, Anwalts- und/oder Kautelarklausuren abgeprüft. Hierauf folgen zwei strafrechtliche Klausuren, regelmäßig eine staatsanwaltschaftliche Entschließungs- und eine Revisionsklausur. Zuletzt werden zwei Klausuren aus dem Öffentlichen Recht geschrieben, meist eine Urteils- und eine Anwalts-, bzw. Behördenklausur.

Auf der Homepage des GPA findet ihr die jeweils aktuelle Hilfsmittelliste. Es empfiehlt sich, diese kurz vor der Prüfung noch einmal zu checken, um etwaigen Änderungen vorzubeugen. Die Verwendung unerlaubter Hilfsmittel kann zum Prüfungsausschluss führen. Euer wichtigstes Hilfsmittel sind natürlich die Gesetzestexte bzw. die Kommentare. Diese sind in der neuesten Auflage mitzubringen, bekannter Weise aber in der Anschaffung sehr teuer. Es besteht allerdings die Möglichkeit, die Examensliteratur zu mieten – z.B. bei JurCase. Ihr solltet euch in jedem Fall so früh wie möglich darum bemühen, Kommentare und Gesetze vorzubestellen, ansonsten kann es passieren, dass die benötigten Werke zu eurem Termin nicht mehr verfügbar sind und ihr sie euch doch selbst kaufen müsst. Bei einer Gruppenbestellung gibt es sogar einen Rabatt.

Die Ergebnisse der Aufsichtsarbeiten werden spätestens eine Woche vor der Mündlichen Prüfung mit der Ladung schriftlich mitgeteilt. Es besteht die Möglichkeit, die Ergebnisse der Aufsichtsarbeiten mit einem Passwort auf der Homepage des GPA abzurufen. Den Termin sowie die Zugangsdaten teilt euch das GPA mit. Erst nach der Mündlichen Prüfung können die Aufsichtsarbeiten eingesehen werden, um etwaig zu remonstrieren.

Mein Klausurdurchgang

Meine Klausuren fanden im Februardurchgang über zwei Wochen statt. Zwei Wochen vor der ersten Klausur wurde mein JurCase pünktlich geliefert. Für die erste Klausur fertigte ich eine Checkliste an, um nichts zu vergessen. Neben der etwaigen individuellen Verpflegung, Medikamenten, Schreibmaterial und dem Koffer sind insbesondere die Ladung und der Personalausweis nicht zu vergessen. Insbesondere aufgrund des großen Koffers sind die meisten Teilnehmer aus meinem Durchgang zur ersten Klausur mit dem Auto bzw. einem Taxi angereist. Glücklicherweise kann das Gepäck für die Dauer des Durchgangs im Klausurraum gelagert werden, was unnötiges Geschleppe minimiert.

Zur Vermeidung von Täuschungsversuchen wird an jedem Tag ein neuer Sitzplatz ausgelost. Jeweils die erste Viertelstunde im Klausurraum wird somit mit dem Umzug auf den neuen Sitzplatz und organisatorischen Hinweisen verbracht. Jeder Prüfling wird aufgerufen und zur Nennung der Platznummer aufgefordert. Konkludent wird hierbei die Prüfungsfähigkeit bescheinigt. Stichprobenartig werden die mitgebrachten Hilfsmittel seitens der Aufsichtspersonen kontrolliert. Der ausgeteilte Sachverhalt sowie die Bearbeitung sind mit der zugeteilten GPA-Nummer zu versehen und zusammen mit den Notizen am Ende der Bearbeitung abzugeben. Im eigenen Interesse sollten die Seiten bereits während der Bearbeitung paginiert werden, auch wenn die Aufsichtsperson hierfür die letzten zehn Minuten der Bearbeitungszeit ansagt.

Meine Zivilrechtsklausuren bestanden aus zwei Urteilen, einer Anwalts- und einer Kautelarklausur. Wiederkehrendes Thema war das wundervolle Immobiliarsachenrecht. Als Nebengebiet wurde Zwangsvollstreckungsrecht abgeprüft, kautelarisch sollte ein Vergleich ausgearbeitet werden.

Im Strafrecht wurden eine staatsanwaltschaftliche Entschließungsklausur sowie eine Revisionsklausur gestellt. Als ungewöhnlicher Einstieg in die Revisionsklausur wurde ein Beschluss nach § 346 I StPO gewählt.

Im Öffentlichen Recht wurden eine Urteils- und eine Anwaltsklausur abgeprüft. Thematisch waren hierbei die Dauerbrenner des Gewerberechts sowie des Verkehrsrechts gefragt.

Vor der letzten Klausur wurde uns der Termin zur Einsichtnahme in die Ergebnisse mitgeteilt. Gleichzeitig erhielten wir eine Einladung zur Freiwilligen Arbeitsgemeinschaft Kurzvortrag.

Insgesamt solltet ihr die physischen und mentalen Anforderungen der schriftlichen Klausuren nicht unterschätzen. Zwar sind es „nur“ zwei Klausuren mehr als im Ersten Examen. Die in den gleichen fünf Stunden zu erbringende Leistung ist allerdings mehr als doppelt so hoch. Mehr als ein Kollege musste im Laufe der Bearbeitung aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Einige erlitten so starke Sehnenscheidenentzündungen und Rückenprobleme, dass sie nur noch unter großen Schmerzen weiterschreiben konnten. Ich kann euch daher nur ans Herz legen, die schriftlichen Prüfungen ernst zu nehmen.

Fangt frühzeitig mit der Vorbereitung an und trainiert euren Körper, insbesondere eure Hände, ans intensive Klausurschreiben. Macht genügend Sport zum Ausgleich, etwa Yoga oder Rückenschule, um euren Körper für das lange Sitzen zu entschädigen. Die ernsthafte physische Vorbereitung verhilft euch zu der nötigen mentalen Stärke, die ihr braucht, um den Stress der Prüfungssituation erfolgreich zu bewältigen. Damit macht das schriftliche Examen zwar immer noch keinen Spaß, ihr könnt es aber weitgehend unbeschadet überstehen. Und wie mein Repetitor gern sagte: Wenn die Schreibhand nach der letzten Klausur blutet, habt ihr alles richtig gemacht.

Fazit:

Die schriftliche Prüfung stellt sowohl eine extreme physische wie auch mentale Anstrengung dar. Eine sinnvolle und umfassende Vorbereitung ist hierbei unerlässlich. Wer allerdings ausreichend Zeit in diese Vorbereitung investiert – denkt daran: Pain is temporary, law degree is forever – und zusätzlich mit einem Quentchen Glück gesegnet wird, kann die schriftlichen Prüfungen einigermaßen unbeschadet überstehen.

Ich hoffe, dass dieser Erfahrungsbericht euch einen kleinen Einblick in die Anforderungen geben und euch zusätzlich ein wenig die Angst nehmen konnte. Für eure schriftlichen Prüfungen wünsche ich euch viel Erfolg und natürlich das nötige bisschen Glück zum VB!

Regina

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Beitragsautor:

Regina Kardel

Regina Kardel

Regina berichtete uns über ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die sie während ihres juristischen Vorbereitungsdienstes gemacht hat. Mittlerweile ist sie zugelassene Rechtsanwältin mit eigener Kanzlei. Deshalb schreibt sie aktuell für JurCase-Jobs über die anwaltliche Karriere.

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