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Gewusst

Repetitorium für das Zweite Staatsexamen

By 5. April 2022Oktober 11th, 2023No Comments
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Repetitorium im Referendariat – sinnvolle Chance zur guten Note oder rausgeschmissenes Geld?

Im Ersten Examen Pflicht für jeden, der eine vernünftige Note anstrebt, wird das Repetitorium im Referendariat deutlich zurückhaltender besucht. In diesem Beitrag erfährst du, warum eine Teilnahme dennoch sehr sinnvoll sein kann und für wen dies eher weniger geeignet ist.

Vielfältiges Angebot zur Examensvorbereitung

Zunächst vorweggeschickt: Ich habe ein einjähriges, wöchentliches Repetitorium besucht und habe deshalb vor allem dahingehend Erfahrung. Die Entscheidung habe ich jedoch akribisch getroffen und verschiedene Varianten abgewogen. Denn das Wichtigste war für mich natürlich, ein möglichst gutes Examen zu schreiben. Auf der anderen Seite stellen Repetitorien aber natürlich auch eine nicht gerade unerhebliche finanzielle Belastung des sowieso schon eher geringen Referendariatsgehalts dar.

Der Ablauf des Repetitoriums stellte sich wie folgt dar: Jede Woche fand eine Unterrichtseinheit á 3 bis 4 Stunden statt. In der Regel findet der Kurs abends statt, sodass es nicht zu Kollision mit AG oder der Ausbildung in der Station kommt. Der Unterrichtsplan war ein Jahr durchgehend, wobei zunächst sechs Monate Zivilrecht gelehrt wurde und im Anschluss drei Monate öffentliches Recht und drei Monate Strafrecht. Ich habe das Repetitorium von Beginn des Referendariats an besucht, wodurch ich am Ende, vor den Examensklausuren, ausreichend Zeit zum eigenständigen Wiederholen hatte.

Andere Geschäftsmodelle setzen dagegen auf unabhängig voneinander stattfindende Unterrichtsblöcke oder auf kurze, aber intensive Crashkurse am Wochenende. Den Überblick zu behalten und die für sich richtige Entscheidung zu treffen, ist deshalb nicht einfach. Ganz davon abgesehen, dass natürlich die Möglichkeit besteht, gar keine kommerziellen Angebote wahrzunehmen.

JurCase informiert:

Am einfachsten gleichst du den Ablauf deines Referendariats mit den verschiedenen Rep- oder Crashkursangeboten ab. Denn nicht alle Angebote machen zeitlich für jedes Bundesland Sinn. So bringt es dir möglicherweise weniger, das Strafrechtsrepetitorium während der Zivilstation zu besuchen oder zwischendurch aus organisatorischen Gründen eine mehrmonatige Pause einlegen zu müssen.

Warum ein Repetitorium neben der AG besuchen?

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, auf völlig selbstständiges Lernen für sich oder mit privaten Lerngruppen (Der Beitrag Die Planung einer Lerngruppe in der Zivilstation gibt dir Einblicke) zu setzen. Und den für jeden richtigen Weg gibt es ja sowieso nicht. Der größte Vorteil eines externen Vorbereitungskurses ist vor allem der Ausgleich mangelhafter (oder in meinem Fall auf Grund der Pandemie zeitweise gar nicht stattfindender) Arbeitsgemeinschaften.

Die meisten Referendare werden in wenigstens einer Ausbildungsstage die Erfahrung machen, dass leider AG nicht gleich AG ist und die vom Dozenten abhängige Qualität erheblich schwankt. Ein Rep hilft dennoch allen, relevanten Stoff zu sichten und zu verstehen. Denn besonders die Frage nach dem „Was?“ für die Examensvorbereitung wird in den AGs unzureichend erläutert, sodass in meinen Klausuren Themen abgefragt wurden, die ich lediglich aus der Vorbereitung im Repetitorium kannte. Ein Rep hilft somit dabei, die relevanten Schwerpunkte zu erfassen und einen Stoffplan zu erstellen. Einigen Themen hätte ich ohne die Vorbereitung im Repetitorium sicherlich weniger Aufmerksamkeit gewidmet – da sie in der AG nicht einmal erwähnt wurden und öffentlich einsichtige Themenüberblicke nicht existieren. Gerade im Verwaltungsrecht unterrichten AG-Leiter teilweise lediglich das Teilrechtsgebiet, auf welchem sie beruflich tätig sind. Ist dies das Prüfungsrecht, wird möglicherweise wenig Examensrelevantes gelehrt. Ein Repetitorium ermöglicht außerdem vertieftes Fragenstellen und erneute Erläuterung schwer verständlicher Probleme. Da Repetitoren ihr Geld mit Unterrichten verdienen, fällt im Vergleich zu AG-Leitern außerdem häufig die deutlich bessere Didaktik auf. Insgesamt gibt ein Repetitorium jedoch auch ein erhöhtes Gefühl von Sicherheit und nimmt die Angst, Wichtiges für die Examensklausuren zu verpassen. Dazu kommt in der Regel umfangreiches Lehr- und Lernmaterial, das einem eine AG nicht bieten kann.

Vorteile des fortlaufenden wöchentlichen Repetitoriums

Ausschlaggebend dafür, ein fortlaufendes wöchentliches Repetitorium den ebenfalls beliebten Crash-Kursen vorzuziehen, war die möglicherweise entstehende Arbeitsbelastung. Wenige Stunden pro Woche, die man anschließend sukzessive vor- und nacharbeiten kann, sowie die Möglichkeit, in der nächsten Stunde aufgekommene Fragen stellen zu können. Und nicht ein ganzes Wochenende, welches zumindest anteilig auch der Erholung dienen sollte, in geringer Zeit möglichst viel Input. Denn dabei lässt die Konzentration ganz natürlich irgendwann nach. Aber den Nachmittag nur noch reduziert aufnahmefähig sein und dennoch nicht gerade unerhebliche Gebühren zu bezahlen, kam für mich auch nicht in Frage. Was nicht direkt verstanden wird, kann nicht in Ruhe nachgearbeitet werden und gegebenenfalls in einer anderen Einheit geklärt werden. Sollte kurz vor den Klausuren immer noch Klärungsbedarf bestehen, hätte ich immer noch einen Crash-Kurs zu einem mir besonders schwerfallenden Thema buchen können. Das war dann allerdings nicht mehr nötig. Preislich geben sich Crash-Kurse und Repetitoren zumindest dann nicht mehr viel, wenn man mehrere Crashkurse besucht.

JurCase informiert:

Beginne frühzeitig, am besten noch vor Beginn des Referendariats damit, dich mit dem Thema kommerzieller Examensvorbereitung auseinander zu setzen. Die Zeit bis zu den Examensklausuren geht schneller vorbei als gedacht. Manche Kurse starten außerdem bereits wenige Wochen vor Beginn der Station, sodass du dir einen kleinen Wissensvorsprung erarbeiten kannst, während der Arbeitsdruck aus der Station noch fehlt.

Du solltest besser kein Repetitorium besuchen, wenn…

Wenn du in der Vorbereitung zum Ersten Staatsexamen ein Repetitorium besucht hast, weißt du selbstverständlich, wie dieses abläuft. Auch im Repetitorium zum Zweiten Examen handelt es sich großenteils um Monologe der Dozenten, unterbrochen von Wortbeiträge der Teilnehmenden. Das Lernen ist in erster Linie auditiv, das muss einem liegen. Fällt es dir schwer, einem Rep länger zu folgen und dem Vortrag dabei aktiv Etwas abzugewinnen, bist du hier genau richtig. Wer zum richtigen Verständnis anschließend sowieso alles noch einmal in Lehrbüchern oder Skripten nachlesen muss, der sollte sich die hohen Gebühren sparen und lieber die entsprechenden Unterlagen erwerben. Denn zu viel Zeit hat im Referendariat eigentlich keiner und auch die wöchentlichen drei bis vier Stunden Rep oder Crashkurswochenenden können dann sinnvoller für das Eigenstudium genutzt werden. Gleichzeitig haben Repetitorien oder Crashkurse häufig einen festen Kursort, der möglicherweise eine längere Anreise erforderlich macht. Auch dann solltest du genau abwägen, ob sich die Investition finanziell sowie zeitlich tatsächlich rentiert. Durch die Coronapandemie fanden die Kurse jedoch online statt. Möglicherweise wird dies für die Zukunft wenigstens teilweise beibehalten, sodass auch Referendare an entlegeneren als den Rep-Standorten an den Unterrichtseinheiten problemlos teilnehmen können.

Sinnvolle Chance oder rausgeschmissenes Geld

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ein kommerzielles Repetitorium eine sinnvolle Chance sein kann. Wissensvertiefung, individuelle Fragenklärung, umfassender Themenüberblick und die Bearbeitung von Klausuren geben Sicherheit und ergänzen gute und ersetzen schlechte Arbeitsgemeinschaften. Bist du selbst jedoch dein bester Lernpartner, verzichte lieber auf das Repetitorium und investiere dein Geld in eine großartige Reise nach den Klausuren!

JurCase informiert:

Eine weitere Meinung zum Thema Repetitorium findest du im Beitrag Privates Repetitorium – „Muss“ oder Geldverschwendung? von Laureen.

Privates Repetitorium – Ein „Muss“ oder Geldverschwendung?

Sobald es auf die Examensvorbereitung zugeht, machen sich alle Jurastudierenden und Rechtsreferendare die gleichen Gedanken zum Repetitorium:
„Besuche ich ein ‚Rep’?“
„Welcher Anbieter ist der Richtige?“
„Schaffe ich es ‚alleine’?“

Was sagt ihr: Ist ein privates Repetitorium ein „Muss“ oder Geldverschwendung?

Beitragsautor:

Isabelle Mewes

Isabelle Mewes

Isabelle absolviert ihren juristischen Vorbereitungsdienst am Landgericht Mainz. Für JurCase gibt sie Einblicke in ihr Referendariat. Daneben teilte sie Erfahrungen über ihr Ehrenamt zu Studienzeiten bei ELSA mit. Sie beschäftigt sich außerdem mit Schlüsselqualifikationen.

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