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Referendariat

Mein erster Monat im Referendariat – eine Zwischenbilanz

By 30. Oktober 2017Oktober 18th, 2023No Comments
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Eine Zwischenbilanz: Mein erster Monat im Referendariat (Zivilrechtsstation)

Die Zeit vergeht schnell, vor allem wenn sie mit vielen neuen Eindrücken gefüllt und zugleich arbeitsintensiv ist. Welche Bilanz ich aus meinem ersten Monat im juristischen Vorbereitungsdienst, konkret in der Zivilrechtsstation, ziehe, erfahrt ihr hier:

Die Einführungsarbeitsgemeinschaft: Von Wünschen, Erwartungen und der Realität

Die erste Einführungswoche war wie erhofft und erwartet recht praktisch veranlagt: Wir haben über Aufbau und Inhalt von Sachbericht, Relationsgutachten sowie Urteil, mithin den wichtigsten Arbeitstechniken eines Richters, gesprochen. Wir haben erwartet, dass diese Arbeitstechniken in der zweiten Woche vertieft würden, gegebenenfalls auch mit Musterlösungen, insbesondere hinsichtlich des Relationsgutachtens. Doch insoweit wurden wir schwer enttäuscht. Nicht nur gab es keine hilfreichen Unterlagen, sondern auch eine Vertiefung der neuen Inhalte fand nicht wirklich statt.

Vielmehr gab es sehr eintönigen Frontalunterricht, der inhaltlich nur selten das aus der Universität bekannte überstieg. So haben wir uns beispielsweise über Prozessmaximen, Zuständigkeiten, die Anforderungen an die Klageschrift, (ihre) Zustellung, Prozessfähigkeit, Prozessführungsbefugnis und mehr unterhalten. Dies ist bedauerlich, da viele Möglichkeiten, die uns wichtiger gewesen wären, außer Acht gelassen wurden: Wir hätten uns gewünscht, wenn wir übungsweise tatsächlich ein Relationsgutachten und Urteil geschrieben hätten, anstatt es nur theoretisch zu besprechen. Daneben wäre es unserer Meinung nach sinnvoll(er) gewesen, wenn wir den Aktenvortrag genauer besprochen und nicht nur formale Hinweise dazu erhalten hätten. Einige von uns mussten nämlich bereits zu Beginn der Einzelausbildung genau dies können.

Diese – meines Erachtens nach – verfehlte Schwerpunktsetzung rächte sich außerdem in der Regel-AG, die direkt mit der Hausaufgabe „Relationsgutachten“ und der Ankündigung von wöchentlichen Aktenvorträgen begann. Obwohl die Regel-AG mehr praktische Inhalte hat, findet dort bedauerlicherweise ebenso viel Frontalunterricht statt und selten mit wirklich neuen Inhalten. So haben wir beispielsweise bei der Besprechung unserer Relationsgutachten mit Blick auf die Beweisstation die verschiedenen Beweismittel besprochen.

Die organisatorische Komponente: Von Lob und Kritik sowie Eigenorganisation

In Sachen Organisation seitens des Landgerichts Wiesbaden beziehungsweise des Landes Hessen kann hingegen weitgehend ein großes Lob ausgesprochen werden. Schon am ersten Tag im Referendariat haben wir einen sehr umfangreichen Informationskatalog bekommen, in dem sogar Vorlagen für Urlaub, Sonderurlaub für die Studienfahrt, Krankheitsmeldung und mehr enthalten sind. Darüber hinaus sind die beiden Amtsinspektoren, die für uns Referendare zuständig sind, sehr hilfsbereit, wenn organisatorische Fragen aufkommen. Gleiches gilt aber auch für die AG-Leiter. Ein Kritikpunkt ist allenfalls, dass bei der Einladung zur Abholung der Einstellungsurkunde zwar verschiedene Informationen zum Examen mitgeschickt wurden, nicht aber zu dem ersten Tag im juristischen Vorbereitungsdienst. So kannten wir beispielsweise nicht den konkreten Ablauf des Tags, insbesondere wussten wir nicht, ob die Einführungsarbeitsgemeinschaft noch am gleichen Tag beginnt oder nicht. Dies hatte etwa zur Folge, dass einige ihre Gesetzestexte dabei hatten, andere wiederum nicht. Außerdem wusste ich auch nicht, dass wir ein Pfand für die Zugangskarte brauchten, damit wir nicht ständig durch die Einlasskontrolle müssen, und die außerdem auch als Geldkarte für die Kantine dient.

In Sachen Eigenorganisation konnten wir ebenso punkten, insbesondere mit der zügigen AG-Sprecher-Wahl. Hinsichtlich unserer Studienfahrt gab es zum Beispiel auch schon die ersten organisatorischen Gespräche. Zumindest wissen wir nun, dass wir in unserer Verwaltungsstation, Mitte / Ende April 2018 diesen Sonderurlaub antreten wollen. Im Moment befinden wir uns noch in der Abstimmungsphase bezüglich des Reiseziels.

Die Referendarskollegen: Von unterschiedlichen Universitätshintergründen und gemeinsamen Aktivitäten

Auch hinsichtlich meiner Referendarskollegen kann ich mich nicht beschweren. Wir zwölf Referendare kommen zwar doch von sehr unterschiedlichen Universitäten, dies hat einem schnellen Zusammenschluss jedoch keinen Abbruch getan. Vielmehr haben wir uns gerade zu diesem Zweck bereits in der ersten Woche verabredet, uns nach der Arbeitsgemeinschaft auf der anderen Rheinseite, also in Mainz, an einer Strandbar zu treffen. Dort wurden neben unseren persönlichen Werdegängen auch quasi-organisatorische Dinge besprochen, wie eben Studienfahrt oder Markierungen im Habersack und anderen Gesetzestexten. Darüber hinaus konnten wir so direkt zwei Freiwillige finden, die sich dazu entschieden haben, ihre Einzelausbildung am AG Rüdesheim zu absolvieren. Ich kann eine gemeinsame Freizeitaktivität dieser Art zu Beginn des Referendariats nur wärmstens empfehlen, da dadurch der Zusammenschluss in der Gruppe auf jeden Fall nachhaltig fördert wird. Nur zwei Wochen später gab es ein weiteres freizeitmäßiges Treffen, dieses Mal in einem Pub für ein PubQuiz.

Fazit: Meine Bilanz für den ersten Monat im Referendariat fällt durchaus positiv aus.

Organisatorisch gibt es kaum Kritik, auch meine Referendarskollegen sind allesamt großartig. Von der Arbeitsgemeinschaft haben wir uns alle etwas mehr Praxisbezogenheit gewünscht, um den Einstieg in die Einzelausbildung zu erleichtern. In Kombination werden einige Problemfelder aber nach und nach klarer, sodass die anfängliche harschere Kritik nach und nach abebbt.

Sebastian

– Doktorand und Referendar aus Hessen. Weitere Veröffentlichungen von Sebastian sind auf seinem Facebook-Blog zu finden.

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Beitragsautor:

Sebastian M. Klingenberg

Sebastian M. Klingenberg

Redaktionsleiter bei JurCase
Rechtsassessor, Promotionsstudent, Freiberufler

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