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Referendariat

Die Verwaltungsstation bei der Stadtverwaltung

By 6. Februar 2020Februar 28th, 2022No Comments
Verwaltungsstation

Die Verwaltungsstation bei der Stadtverwaltung

Kaum war die Strafstation und insgesamt 8 Monate meines Referendariats vorbei, standen 4 Monate Verwaltungsstation kurz bevor. Bereits drei bis vier Monate vorher mussten wir uns entscheiden, wo wir die Verwaltungsstation absolvieren wollen. Da ich in der Stadt meines LG-Standortes geboren wurde und noch heute dort lebe, habe ich mich für die Stadtverwaltung entschieden. Gemeinsam mit zwei Kolleginnen wurde ich wunschgemäß der Stadtverwaltung zugeordnet. Der Rest meiner AG verbrachte die Verwaltungsstation bei einem Landratsort ihrer Wahl.

Berufsmäßiger Stadtrat

Uns wurde sodann ein berufsmäßiger Stadtrat, der dem Referat Schule & Soziales vorsteht, als Ausbilder zugeteilt. Bei unserem ersten Treffen wurden wir freundlich begrüßt und unser Ausbilder hat uns den Aufbau der Stadt erklärt, sowie Aufgaben, die in seinen Tätigkeitsbereich fallen, erläutert. Insgesamt gibt es 5 Referate, von denen 3 von berufsmäßigen Stadtratsmitgliedern betreut werden. Turnusmäßig wechselten wir dann zwischen den 3 Referaten ab und konnten daher in alle Bereiche hineinschnuppern, die ein berufsmäßiger Stadtrat betreut. Ein berufsmäßiger Stadtrat wird für ein bestimmte Amtszeit vom Stadtrat bestellt (abhängig von den Kommunalwahl-Perioden).

Funktion eines berufsmäßigen Stadtrats

Die berufsmäßigen Stadträte haben in den Sitzungen des Stadtrats eine beratende Stimme. Tagesordnungspunkte der Stadtratssitzungen, bei denen die Stadt „Stellung beziehen“ muss, werden von den jeweiligen Referatsleitern und ihren Mitarbeitern vor- und aufbereitet, sodass die Referatsleiter eine Empfehlung abgeben können, ob ein Antrag im Stadtrat durch Beschluss angenommen oder abgelehnt werden muss. Den Juristen in der Stadtverwaltung kommt also eine beratende Funktion zu. Sie sollen Vorhaben und Anträge rechtlich beurteilen und eine klare Empfehlung an den Stadtrat aussprechen.

Fachliche Bereicherung

Auch wenn das Sachgebiet unseres Ausbilders nicht gerade die inhaltliche Relevanz für die Referendarsausbildung aufweist, haben wir dennoch interessante Einblicke in die Tätigkeit eines Juristen bei der Stadtverwaltung bekommen. Fachlich sind wir in den Gesprächen mit unserem Ausbilder das öffentliche Recht auf Kommunalebene durchgegangen und haben zumindest hinsichtlich des Kommunalrechts auch fachlich eine Bereicherung erlebt.

Termine

Aufgrund der zeitlichen Dichte haben wir leider nicht so viele „juristische“ Termine mit dem Ausbilder wahrnehmen können. Die Verwaltungsstation ging von Dezember bis März. Im Dezember begann die Station mit einem Einführungslehrgang. Anschließend folgten die Weihnachtsfeiertage sowie Urlaub unseres Ausbilders, sodass wir schließlich erst Mitte Januar in die praktische Ausbildung einsteigen konnten. Immerhin konnten wir an zwei Stadtratssitzungen teilnehmen, die durchaus sehr interessant waren, da kommunalpolitisch aktuell einiges diskutiert wurde.

Unser erster Außentermin fand in der Asylbewerberunterkunft der Stadt statt. Hier haben wir eine kleine Führung über das Gelände bekommen. Wir wurden mit dem Leiter der Unterkunft bekannt gemacht und haben ein kurzes Gespräch geführt. Die Betreuung der Unterkunft unterfällt dem Referat Arbeit & Soziales.

Darüber hinaus hatten wir auch zwei Termine mit den anderen Referatsleitern (Finanzen und Controlling; Bau und Sicherheit), die ebenfalls Juristen sind. Im Referat Bau und Sicherheit haben wir interessante Einblicke erhalten. Der Referatsleiter hat uns nämlich einen Bebauungsplan der Stadt gezeigt und uns jede Kleinigkeit dazu erzählt. Dies war insoweit interessant, da man in Studium und Ausbildung zwar zwangsläufig mit Bebauungsplänen im Rahmen einer Klausur zu tun hat, ich mir jedoch nie eine Vorstellung darüber gemacht habe, wie ein solcher tatsächlich aussieht. Immerhin hatte ich ab diesem Tag eine Vorstellung darüber, wie ein solcher Bebauungsplan aussieht. Man mag es zwar nicht glauben, aber – ja – es hat mir in mancher Klausur schon geholfen, mit vorstellen zu können was ich gerade vor mir habe und worüber ich gerade meine Klausur schreibe 😉

In einem zweiten Termin haben wir uns Verordnungen der Stadt angeschaut, die überarbeitet werden sollten. Meine Kolleginnen und ich haben jeweils eine Verordnung mit nach Hause bekommen. Diese sollten wir uns anschauen und Verbesserungsvorschläge machen. Dabei kam es vor allem auf inhaltliche Vollständigkeit an. Hierbei konnten wir unser fachliches Wissen unter Beweis stellen. Das kam mir dann schon eher wieder bekannt vor 🙂

Verwaltungsgericht

In der Verwaltungsstation besteht die Möglichkeit, die letzten 1 oder 2 Monate bei einem Verwaltungsgericht zu absolvieren. Ich selbst habe diese Möglichkeit nicht wahrgenommen und kann euch daher keine Erfahrungen schildern. Einige Kollegen und Kolleginnen von mir haben diese Chance aber wahrgenommen. Das Feedback meiner Kollegen war durchweg gut. Allerdings muss man sich auch im Klaren sein, dass man dadurch die Ausbildungszeit in der Verwaltungsstation aufteilt und daher womöglich weniger Zeit in den einzelnen Ausbildungsstellen zur Verfügung steht. Häufig dauert es einige Zeit bis man sich in die Ausbildungsstelle eingearbeitet hat. Bei nur 2 Monaten ist die Zeit dann auch schnell wieder vorbei. Trotzdem denke ich, kann man das Angebot guten Gewissens annehmen, man muss sich eben nur darüber bewußt sein, dass dann nur wenig Zeit verbleibt die schriftlichen Arbeiten (Akten etc.) zu bearbeiten.

Fazit

Die Verwaltungsstation in der Stadtverwaltung war mal ein ganz anderer Einblick in die juristischen Berufsfelder. Nach dem Zweiten Staatsexamen stehen einem eben nicht nur die ganz klassischen Berufsfelder Richter, Staatsanwalt, Rechtsanwalt offen, sondern eben auch andere Tätigkeitsgebiete, die einem nicht auf den ersten Blick in den Sinn kommen. Die Verwaltung bietet hier einige Möglichkeiten. Gerade für diejenigen, die nicht ausschließlich die klassische juristische Arbeit ausführen möchten, bietet die Verwaltung einige Möglichkeiten. Die Tätigkeit als berufsmäßiger Stadtrat und Referatsleiter ist mehr als nur juristische Arbeit. Im Vordergrund stehen hier die Personalführung und Referatsleitung. Wer sich in diesem Bereichen wohlfühlt, dem steht die Welt der Verwaltung offen!

-Lara

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Beitragsautor:

Lara Siegmann

Lara Siegmann

Lara berichtete uns über ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die sie während ihres juristischen Vorbereitungsdienstes gemacht hat.

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