Work-Life-Balance in der juristischen Ausbildung
Der Begriff Work-Life-Balance steht für das ausgewogene Verhältnis zwischen Privat- und Berufsleben – in meinem Fall: Sport und Jura. Ich würde behaupten, dass diese Balance vor und während des Ersten Staatsexamens definitiv bei vielen Studierenden zu kurz kommt, denn nicht umsonst gibt es die sog. (stressbedingten) Examenspfunde.
Anhand einer kleinen Zeitreise möchte ich euch zeigen, wie ich es trotz der sehr lernintensiven und zeitraubenden Examensphase geschafft habe, meine sportlichen Ziele nicht zu vernachlässigen.
1 – Mein Leben VOR dem Repetitorium
Seit klein auf bin ich Leistungssportlerin. Ab dem 7. Lebensjahr war ich im Tenniskader des Westfälischen Tennisverbandes (WTV). Mein Alltag sah wie folgt aus:
08 – 13 Uhr |
SchuleNach Schulschluss stand meine Mutter bereits mit gepackter Tennistasche und vorbereitetem Mittagessen mit dem Auto vor dem Schulgelände und gemeinsam fuhren wir in den 40 km entfernten Leistungsstützpunkt des WTV. |
15 – 18 Uhr |
Training |
Ab 19 Uhr |
Hausaufgaben und Abendbrot, danach war Schlafenszeit |
Das Leben als Tennisspielerin führte ich bis zum 16. Lebensjahr. Verletzungsbedingt musste ich leider mit meinem Lieblingssport aufhören und mir eine Alternative suchen. Ich entschied mich für Bodybuilding. Den mir anerzogenen, stets durchstrukturierten Tagesablauf behielt ich bei, so dass sich – bis auf die Sportart – auch während des Studiums nichts änderte (Uni-Sport-Lernen) und ich an meinen ersten Bodybuilding-Meisterschaften teilnehmen konnte.
2 – Mein Leben VOR dem Ersten Staatsexamen
Ab April 2014 besuchte ich für 12 Monate ein kommerzielles Repetitorium; im Juli und Oktober 2015 wollte ich meinen Freischuss schreiben. Erstmals stellte sich für mich hier die Frage: Schaffe ich das, Wettkampfdiät und Staatsexamen? Und wenn ja, wann? Ich war mir echt unsicher! Das Lernpensum nahm enorm zu und aus meiner Erfahrung wusste ich: eine Wettkampfdiät ist kein Zuckerschlecken (im wahrsten Sinne des Wortes)! Die einzige, mir möglich erscheinende Option war die Herbstsaison 2014; das Jahr 2015 müsste ich ganz dem Studium widmen. Gesagt, getan!
Im Prinzip habe hier einfach eine Prioritätensetzung vorgenommen. Während es in den ersten Monaten des Repetitoriums kein Drama darstellt, wenn man gewisse Rechtsgebiete nicht bzw. nur oberflächlich nacharbeitet, um z. T. zweimal täglich ins Training gehen zu können, kann man sich solch einen Luxus 3-6 Monate vor den schriftlichen Klausuren nicht mehr gönnen; hier muss auch mal eine Trainingspause von 2 Tagen einkalkuliert werden können!
April-Oktober 2014 |
November 2014 – Oktober 2015 |
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3 – Mein Leben NACH dem Ersten Staatsexamen und seit Beginn des Referendariat
Meine nächste Saison folgte dann im Frühjahr 2016. Diese stellte für mich eine Art „Belohnung“ für die Strapazen des letzten Jahres dar und passte perfekt in den Zeitraum zwischen Freischuss und Verbesserungsversuch.
Ähnliche Planungen habe ich nun im Referendariat angestellt: Wenn mein Referendariat im Juni 2017 beginnt, schreibe ich im Januar 2019 mein 2. Staatsexamen. Die beste sportliche Vorbereitungsphase hätte ich somit im Herbst 2017 … und die hatte ich auch 🙂 .
In der Zivilgerichtsstation habe (zumindest) ich noch keinen Klausurenkurs besucht, die Nacharbeit beschränkte sich auf das „Neu-Erlernte“ und die Präsenstage beliefen sich auf 2 Tage/Woche. Ergo konnte ich mein hohes Trainingspensum problemlos durchführen. Ich befürchte allerdings, das ändert sich ab dem Frühjahr 2018 wieder. ABER: Sport gehört zu meinem Leben – wie das Zähneputzen – und eine kleine Auszeit schadet niemanden (ob Sport, Musizieren, Serien gucken etc.)!
Was ich euch damit sagen möchte: Zu gewissen Zeitpunkten ist eben eine Prioritätensetzung erforderlich. Das bedeutete aber nicht, dass man auf seine Freizeitgestaltung vollumfänglich verzichten sollte! Vielmehr stellt sie sicher, dass man nicht schon vor der großen Karriere an einem burn-out erkrankt … wäre doch schade um euer VB 😛 .
Die Autorin
Birthe Mack hat zwei sehr unterschiedliche Leidenschaften: Jura und Bodybuilding. In ihren Beiträgen beschreibt sie, welchen Einfluss die eine Passion auf die andere nimmt und berichtet von ihren Erfahrungen während des Referendariats.
Alle Artikel von Birthe findet ihr hier!
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