Was wird mich im Rechtsreferendariat erwarten?
Der universitäre Teil der juristischen Ausbildung bereitet maßgeblich auf das Erste Staatsexamen vor. Nun liegen die Prüfungen im Schwerpunkt und im Pflichtteil hinter mir und es stellt sich die Frage, wie es weiter geht. Eine Frage, die du dir als Jurastudent sicher auch schon mal gestellt hast. Also direkt ins Rechtsreferendariat?
Eine Alternative zum juristischen Vorbereitungsdienst: Das Masterstudium
Es gibt zunächst die Möglichkeit einen LL.M. zu machen, der eine gute Ergänzung für den Lebenslauf darstellt. Denn viele Kanzleien legen Wert auf einen solchen Abschluss.
JurCase informiert:
Ein LL.M. (Latein: „legum magister“) ist ein Abschluss für Postgraduierte, welcher sowohl nach dem Ersten als auch nach dem Zweiten Examen absolviert werden kann. Beliebt ist es, einen LL.M. an einer ausländischen Universität abzulegen, um sich internationale und fremdsprachliche Kenntnisse anzueignen. Allerdings bieten auch einige Universitäten in Deutschland mittlerweile LL.M. Plätze an.
Für mich war allerdings schnell klar, dass ich meine Zukunft nicht in einer Wirtschaftskanzlei sehe. Daher möchte ich direkt ins Rechtsreferendariat, und dieses für mich interessengemäß gestalten. Aber damit ich den Vorbereitungsdienst am besten an meine späteren Berufswünsche anpassen kann, muss ich mehr über das Referendariat wissen.
Wie läuft das Rechtsreferendariat ab?
Das Referendariat, eine Hürde die gemeistert werden will. Zuallererst muss ich mich jedoch um einen Referendarsplatz bewerben. Die Bewerbung kann, nach abgeschlossenem Ersten Staatsexamen, überall in Deutschland erfolgen. Mir stehen daher einige Möglichkeiten offen. Die Bewerbung erfolgt beim jeweiligen OLG (Oberlandesgericht). Dort kann ich Prioritäten für eine genauere Ortswahl angeben. Für den von mir bevorzugtem Regierungsbezirk des OLG Düsseldorfs wären das beispielsweise die Standorte Duisburg, Düsseldorf, Krefeld, Kleve, Mönchengladbach und Wuppertal. Die Wartezeit auf einen Einstellungsplatz beträgt hier sechs Monate.
Nach der erfolgreichen Bewerbung und der abgelaufenen Vorlaufzeit, geht es nun für mich mit der Einführung und der ersten Station los. In Nordrhein-Westfalen ist das für mich die Zivilrechtsstation.
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JurCase informiert:
Deutschlandweit variiert die Länge der Wartezeit von direkter Einstellung bis zu zwei Jahren Vorlaufzeit. Dies solltest du bei einer Bewerbung für dein Rechtsreferendariat je nach Ortswunsch unbedingt berücksichtigen. Die Reihenfolge der Stationen im Rechtsreferendariat kann in deinem Bundesland von der hier gezeigten Reihenfolge ebenso abweichen.
Die Erste Station: Zivilrechtsstation
Nach einer Einführungsveranstaltung mit allgemeinen Informationen über das Rechtsreferendariat werde ich die erste Station voraussichtlich in einer Kammer beim Landgericht oder beim Einzelrichter am Amtsgericht verbringen
Gerne wäre ich hier an einer zivilrechtlichen Kammer am Landgericht, da auch die Rechtsmittelverfahren, die erstinstanzlich beim Amtsgericht anhängig waren, hier landen. Außerdem wirkt der höhere Streitwert der Verfahren für die erstinstanzliche Zuständigkeit sich zumindest erstmal spannender.
JurCase informiert:
Das Amtsgericht ist bei zivilrechtlichen Streitigkeiten nämlich grundsätzlich bis zu einem Streitwert von 5.000 € erstinstanzlich zuständig.
So oder so erwartet mich zum ersten Mal der Umgang mit Akten. In Rheinland-Pfalz musste ich in der mündlichen Prüfung keinen Aktenvortrag halten, deshalb bin ich gespannt, wie leicht mir dies fallen wird. Interessant wird für mich auch die Vertiefung des Zivilprozessrechts sein, mit welchem ich während des Studiums doch eher weniger in Kontakt geraten bin. Eine Routine werde ich für beides sicherlich in der zur Einzelausbildung parallellaufenden Arbeitsgemeinschaft bekommen. Diese wird ein- bis zweimal wöchentlich stattfinden und vom Stoff her auf die einzelnen Stationen zugeschnitten sein. Soweit ich weiß, werden hier nicht nur neue Rechtsgebiete besprochen und die Aktenbearbeitung gelehrt, sondern regelmäßig auch Klausuren geschrieben, um bestmöglich auf das Zweite Staatsexamen vorbereitet zu werden.
Die zweite Station: Strafgericht
Darauf folgt im Rechtsreferendariat in Nordrhein-Westfalen die Strafstation, bei der man einem Strafrichter oder einem Staatsanwalt zugeteilt werden kann. Ich hoffe, hier einem Staatsanwalt mit Zuständigkeit im Betäubungsmittelbereich zugewiesen zu werden. Diesen Themenbereich mochte ich bereits im Schwerpunktstudium am liebsten. Strafrecht war ohnehin von Beginn meines Studiums an das für mich interessanteste Rechtsgebiet.
Gerne möchte ich mir deshalb ein genaueres Bild über den Beruf des Staatsanwalts machen, auch da ich mir durchaus vorstellen kann, später in diesen Bereich zu arbeiten. Ich habe während meines Studiums schon einige Hauptverhandlungen miterleben können. Während einige durch Verständigung oder Einstellung ziemlich linear abgelaufen sind, konnten andere durch die konträren Strategien von sowohl Staatsanwalt als auch Verteidiger durchaus interessant sein.
Während der Strafstation kann man außerdem die Möglichkeit nutzen, eine Schicht bei der Polizei mitzuerleben und an einer Obduktion teilzunehmen. Beides würde ich, wenn möglich, gerne nutzen, um neue Erfahrungen zu sammeln.
Die dritte Station: Verwaltungsstation
Auf die Strafrechtsstation folgt die Verwaltungsstation, welche ich an verschiedensten Orten ableisten kann. Interessant wäre hier für mich insbesondere die Möglichkeit, die Station bei einer Polizeidirektion abzuleisten. Hier habe ich schon eines meiner Praktika im Grundstudium verbracht. Ich habe die Arbeit der Polizei als sehr spannend and abwechslungsreich empfunden. Rechtsmaterie, welche man sich in stundenlanger Arbeit in der Bibliothek angeeignet hat, in der praktischen Anwendung zu sehen, ist durchaus empfehlenswert. Die Polizeidirektion hat mich damals den Schwerpunkt meines Praktikums auswählen lassen, welchen ich bei der Kriminalpolizei abgeleistet habe. Von Standardmaßnahmen bis zu SEK-Durchsuchungen konnte ich hier alles hautnah miterleben.
Auch die Möglichkeit, die Verwaltungsstation bei einer Behörde der Europäischen Union abzuleisten, ist mit den verbundenen internationalen Erfahrungen sicher reizvoll.
Die vierte Station: Rechtsanwaltsstation
Die Rechtsanwaltsstation beinhaltet wieder eine Wahlmöglichkeit. Die Kanzlei kann ich mir dort prinzipiell aussuchen. Um näher in Kontakt mit dem Strafrecht zu kommen, würde ich die Station gerne bei einem Strafverteidiger ableisten. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, das Referendariat in einer Kanzlei mit mehreren Rechtsgebieten abzuleisten. Somit könnte ich Erfahrungen in verschiedenen interessanten Rechtsgebieten sammeln, mit denen ich vorher noch keine Erfahrungen gemacht habe.
Die fünfte Station: Wahlstation
Als letztes folgt die Wahlstation. Hier habe ich die freie Wahl, die Station muss lediglich einen juristischen Bezug aufweisen können. Besonders interessant finde ich hier die Möglichkeit, die Station bei einem Auswärtigen Amt absolvieren zu können. Auslandsvertretungen des Amtes finden sich in fast allen Ländern der Welt. Das bringt natürlich viele Möglichkeiten mit sich, internationale Erfahrungen zu sammeln.
Abschluss des Rechtsreferendariats
Schließlich folgt die letzte große Hürde der Ausbildung: das Zweite Staatsexamen. Es besteht aus mehr Klausuren als noch im Ersten Examen, sowie einer längeren mündlichen Prüfung und einem Aktenvortrag. Der Prüfling kann in den Klausuren allerdings eine Auswahl der wichtigsten Kommentare verwenden. Ein sicherer Umgang mit den Kommentaren wird daher sicherlich wichtig sein.
JurCase informiert:
Die Anzahl der Klausuren im Zweiten Examen variiert von sieben (Berlin, Brandenburg, Saarland) bis zu neun Klausuren (Bayern). Zudem werden in manchen Bundesländern Klausuren erst in der Wahlstation geschrieben werden, in anderen hingegen gegen Ende der Anwaltsstation.
Die Klausuren stellen eine große Herausforderung dar. Neben den neuen Erfahrungen der Praxis, und dem bisher noch relativ fremden Prozessrecht, muss ich im materiellen Recht fit bleiben. Erfahrungsgemäß „tauchen“ daher viele Prüflinge vor den Examensklausuren in der Anwaltsstation ab. Das heißt, um sich in Ruhe vorbereiten zu können, erscheinen sie – mit Absprache der Kanzlei – nicht mehr in ihrer Kanzlei. Dadurch verpassen sie jedoch natürlich auch relevante Einblicke in die praktischen Tätigkeiten innerhalb einer Kanzlei. Hier gilt es für mich also einen guten Ausgleich zu finden, um viele Erfahrungen machen zu können, aber zugleich auch bestens auf die Klausuren vorbereitet zu sein.
Fazit
Abschließend bleibt mir zu sagen, dass das Referendariat zwar sicherlich viele neue und große Herausforderungen mit sich bringen wird, ich mich aber sehr freue, endlich Recht in der Praxis und vor Gericht erleben zu können. Ich bin außerdem gespannt, welche meiner Erwartungen erfüllt werden können.