Das zweite Semester an der University of Glasgow: eine Bilanz
Im Gegensatz zu den meisten deutschen Universitäten beginnt an der University of Glasgow unmittelbar nach der Weihnachts- und Neujahrspause das zweite Semester. Während der Unterrichtsbetrieb bereits Mitte März – also nach knapp zwei Monaten – wieder endete, dauerte das Semester an sich noch weitere zwei Monate bis Mitte Mai und endete mit einer vierwöchigen Klausurenphase. Die Zeit hätte auch dieses Mal nicht schneller vergehen können.
Immer die gleiche alte Leier? – von wegen!
Nachdem meine Kommilitonen und ich uns während des ersten Semesters allmählich an den Ablauf des Unterrichts, die Lehrformate und die Art des Lernens an der Glasgower School of Law gewöhnt hatten, kam mit dem Dezember eine lange vorlesungsfreie Zeit, die wir vor allem zum Nach- und Wiederholen, aber auch zur Vorbereitung von Essays nutzen konnten.
Mit dem neuen Jahr begann dann das zweite Semester und der Unterricht lief in meinen vier Courses an sich wie bisher weiter: etwa 100 Seiten „Essential Readings“ pro Sitzung (gerne auch einmal mehr…), Besprechung der wesentlichen Punkte im Seminar, Nachbereitung, gelegentliche „Reading Week“. Wer sich aber nun (wie ich) in allzu vertrauten Fahrwassern wähnte, wurde recht schnell durch sich häufende Abgabefristen für die vier Essays – je eines pro Course – eines Besseren belehrt. Denn obwohl wir den Dezember zur Vorbereitung genutzt hatten, konnte nicht jedes Essay gleichermaßen bedacht werden und dieser Umstand trieb das Arbeitspensum während des zweiten Semesters nochmals in die Höhe. Hatten einige meiner Kommilitonen und ich im ersten Semester bereits Schwierigkeiten gehabt, mit dem voranschreitenden Stoff Schritt zu halten, galt dies im zweiten Semester umso mehr: Stand eine Essay-Abgabe unmittelbar bevor, konnte es bei mir durchaus vorkommen, dass ich in der jeweiligen Woche gar keinen der vorgeschriebenen Texte lesen konnte. Das bedeutete dann entweder Nacht- oder Wochenendschichten und einiges blieb auch komplett auf der Strecke.
Erfüllte Erwartungen oder Frust?
Da ich an sich Freude an den „Readings“ hatte und zumindest das meiste mit großem Interesse las, führte die Kombination aus Essays und normalem Unterrichtsbetrieb bei mir gelegentlich zu Frust, zumal ich eine eher akribisch veranlagte Person bin und es mir in der Vergangenheit eher selten an effektivem Zeitmanagement gefehlt hatte. Der Austausch mit anderen Studierenden, denen es in der Mehrzahl ganz ähnlich ging, und Teamarbeit halfen allerdings jedes Mal gut und schnell darüber hinweg. Für einige war die erste Hochleistungsphase dann auch schnell vorbei, da sie bis zu drei Abgaben innerhalb einer Woche hatten. Bei mir zogen sich die Essays über die gesamte Vorlesungszeit des zweiten Semesters.
Auch wenn es mir in den Stressphasen selbst vielleicht zweitweise nicht so vorkam, kann ich im Nachhinein nicht behaupten, dass meine Erwartungen nicht erfüllt worden wären. Das hohe und abwechslungsreiche Niveau in der Lehre wurde auch im zweiten Semester beibehalten und unsere Kenntnisse in den verschiedenen Fächern wurden weiter vertieft. Ich hätte mir mehr Zeit für die sogenannten „Further Readings“, also weiterführende Literatur, gewünscht, da ich diese lediglich für die Themen der Essays lesen konnte. Bei dem Punkt, wo dieses Mehr an Zeit herkommen soll, bin ich allerdings auch überfragt. Das gleiche gilt für den Wunsch, bei jedem Thema noch tiefer ins Detail zu gehen. Letztendlich zeugt das aber nur von dem Interesse, welches die School of Law in meinem Fall an den verschiedenen Rechtsgebieten wecken konnte.
Und sonst?
Neben den Essays standen außerdem Präsentationen, die Recherche für und Suche nach einem passenden Thema für die Abschlussarbeit und schließlich die Klausurvorbereitung an. Letztere war auch nicht Ohne, weil sie schlichtweg völlig anders war als in Deutschland, worauf ich in einem eigenen Beitrag noch einmal genauer eingehen werde.
Weiterhin mehr als begeistert bin ich von der Stadt Glasgow, deren kulturelles (fast schon Über-)Angebot nicht einbrechen mag. Das zweite Semester hat mir trotz allem auch genug Zeit gelassen, meine neuen Freundschaften zu vertiefen sowie weiterhin Glasgow und auch das Umland (zum Beispiel Loch Lomond, Dumbarton Castle oder Stirling und Stirling Castle) und einige Teile der Highlands zu erkunden. Alles in allem gefällt es mir am Ende des zweiten Semesters so gut in Glasgow, dass ich am liebsten gar nicht nach Deutschland zurückkäme.
Fazit
Was das Arbeitspensum anbelangte, zog das zweite Semester an der University of Glasgow noch einmal ganz schön an. Obwohl meine Kommilitonen und ich eine gewisse Routine in Sachen Vorbereitung und Seminarablauf entwickelt hatten, hielten uns die vielen Essay-Abgaben auf Trab und durchbrachen den akademischen Alltag immer wieder. Falls das überhaupt möglich ist, verging das zweite Semester noch schneller als das erste – ich wünschte, die Zeit würde nicht ganz so sehr rasen. Insgesamt wurden meine Erwartungen auch im zweiten Semester trotz des gelegentlichen Frusts mehr als erfüllt.
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