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Gewusst

Die Arbeit als studentische Hilfskraft in einer Kanzlei

By 26. März 2019Oktober 18th, 2023No Comments
Nebentätigkeit

Die Arbeit als studentische Hilfskraft in einer Kanzlei

Ein Nebenjob im juristischen Bereich

Es dürfte eher die Regel als die Ausnahme sein, dass Studenten neben ihrem eigentlichen Hauptberuf – dem Studium – einen Nebenjob ergreifen müssen, um über die Runden zu kommen. Hier sind die Möglichkeiten so zahlreich wie die unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen, die man an einen Nebenjob hat. Zeitliche Flexibilität ist nicht nur während der Klausurphase und der Hausarbeitszeit ein wichtiges Kriterium. Um sich während des Studiums nicht zu verzetteln, ist die strukturierte Einteilung von Lern- und Wiederholungszeiten genauso wichtig wie Freizeit und Erholung. Hier noch einen Nebenjob unterzubringen, der bestenfalls den eigenen Horizont erweitert und auch noch Spaß macht, ist nicht immer ganz einfach.

Manche Studenten sind sicherlich froh darüber einen Nebenjob zu haben, welcher gerade keine Auseinandersetzung mit juristischen Inhalten erfordert. Als Ausgleich zum Studium kann dann die Arbeitszeit auch genutzt werden, um mal eine Jura-Pause einzulegen und sich mit anderen Themen zu beschäftigen. Für alle, die jedoch mit dem Gedanken spielen sich einen Minijob in einer Kanzlei zu suchen, ist der folgende Beitrag gedacht. Anhand meiner eigenen Erfahrungen als studentische Hilfskraft in einer kleinen Kanzlei möchte ich euch zeigen, was eventuell auf euch zukommen könnte.

Die Suche nach der passenden Kanzlei

Nachdem ich die ersten 2 Jahre meines Studiums in einem Nebenjob ohne juristischen Bezug gearbeitet hatte, beschloss ich mich nach etwas Anderem umzusehen. Ich legte gleich für mich fest: dieses Mal soll es etwas mit Jura zu tun haben. Ich hoffte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können, denn wenn man sich einen Job neben dem Studium suchen muss, dann kann es doch auch einer sein, bei dem man etwas fürs Studium (und bestenfalls auch fürs Leben) lernt.

Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich im 5. Semester und wusste nicht, was auf mich zukommen würde. Als ich einen Aushang an der Uni sah, wonach eine kleine Kanzlei eine studentische Hilfskraft suchte, zögerte ich nicht lange und bewarb mich. Nach einem kurzen Vorstellungsgespräch durfte ich anfangen.

Die Tätigkeitsfelder der Kanzlei in der ich arbeite sind unterschiedlich: neben Mietrecht, Baurecht und Arbeitsrecht werden auch versicherungsrechtliche oder gesellschaftsrechtliche Mandate betreut. So hatte ich auch die Möglichkeit Rechtsgebiete kennenzulernen, welche im Studium eher am Rande oder nur im Schwerpunktbereich thematisiert werden. Die anfänglich bestehende Skepsis dahingehend, ob ich nun künftig meine Arbeitszeit mit Kaffee kochen und kopieren verbringen würde, war – wie sich bald zeigte – vollkommen unbegründet. Ich hatte bereits beim Vorstellungsgespräch deutlich gemacht, dass ich wirklich etwas lernen möchte und auch bereit bin, mich in mir bis dato unbekannte Rechtsgebiete einzuarbeiten. So durfte ich mich gleich zu Beginn juristischen Themen widmen.

Die ersten Eindrücke und Erfahrungen

Die alltäglichen Abläufe in einer Kanzlei waren neu für mich; lediglich beim universitären Pflichtpraktikum hatte ich erste Eindrücke gewinnen können. Dies war jedoch nicht vergleichbar, denn der zeitlich eng gesteckte Rahmen während des Praktikums konnte nur einen sehr groben Überblick vermitteln. Die dauerhafte Tätigkeit in einer Kanzlei bietet hier viel tiefere Einblicke. Ins kalte Wasser geworfen zu werden war das Beste was mir passieren konnte: Nach und nach erhält man ein immer umfassenderes Bild vom anwaltlichen Arbeitsalltag und kann das theoretische Wissen der Uni in der Praxis anwenden.

Ebenso lernte ich, meine Gedankengänge juristisch klar und präzise zu formulieren, um beispielsweise Rechercheergebnisse verständlich (und in der gebotenen Kürze) in Besprechungen wiederzugeben. Dies war insbesondere im Hinblick auf mündliche Prüfungen von großem Vorteil, denn im Studium gibt es hierzu leider wenig Übungsmöglichkeiten.

Auch das Vorbereiten von Schriftsätzen und das Lesen von Akten ermöglichte es mir, mich nach und nach immer sicherer in der Bearbeitung von unbekannten Sachverhalten zu fühlen. Dass hierbei  auch mal ein Fehler passiert gehört dazu; man hat schließlich noch viel zu Lernen. Die Angst etwas falsch zu machen sollte also niemanden davon abhalten, sich in einer Kanzlei bereits während des Studiums zu bewerben.

Die Arbeit am „echten“ Fall schult das juristische Verständnis ungemein. Neben dem materiellen Recht setzt man sich auch tiefgehend mit dem Verfahrensrecht auseinander und lernt Querverbindungen zu ziehen. Vieles kann man sich auch schlicht besser merken, denn sonst so abstrakt scheinende Rechtsfragen werden am praktischen Fall viel greifbarer.

Die Personen in den Akten und Sachverhalten sind keine Unbekannten namens A, B oder C, sondern Mandanten, die man kennenlernt und deren Geschichten und Lebensumstände man erfährt. Es mag vielleicht pathetisch klingen, aber so wird einem mehr und mehr bewusst, dass Jura eben nicht nur eine „Schreibtischwissenschaft“ ist, in welcher es um Meinungsstreits und korrekte Subsumtion geht, sondern um echte Menschen mit echten Sorgen. Theoretisch weiß man das natürlich seit Beginn des Studiums, wirklich greifbar wurde diese Erkenntnis für mich jedoch erst seitdem ich in einer Kanzlei arbeite.

Mein Fazit

Letztlich gewinnt man schon während des Studiums einen Einblick in den Arbeitsalltag des Rechtsanwaltes – eines Berufsbildes, das später geschätzt 80% aller Jurastudenten ergreifen werden. Natürlich erhält man diese Einblicke vertieft spätestens im Referendariat im Rahmen der Anwaltsstation, jedoch kann ich für mich sagen, dass ich bereits im Rahmen des Studiums ungemein von meinen Erfahrungen profitieren konnte. Nach nun 2 Jahren in der Kanzlei habe ich mein Studium zwischenzeitlich abgeschlossen und beginne nun mit dem Referendariat. Persönlich kann ich nur Positives von meiner Arbeit in der Kanzlei berichten, jedoch muss sich hier jeder selbst fragen, welche Rechtsgebiete und Tätigkeitsschwerpunkte ihn besonders interessieren. Es schadet jedoch nicht, auch offen für bislang unbekannte Themengebiete zu sein, denn gerade hier kann man besonders viel lernen.

Wem sich also die Chance auf einen Nebenjob während des Studiums in einer Rechtsanwaltskanzlei bietet, der sollte nicht so lange zögern und es einfach versuchen!

-Jennifer

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Beitragsautor:

Jennifer Seiler

Jennifer Seiler

Jennifer berichtete uns über ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die sie während ihres juristischen Vorbereitungsdienstes gemacht hat.

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