Die Wahlstation bietet viele Möglichkeiten! Meine Erfahrungen am Ecologic Institut
Die Wahlstation geht in der Regel drei Monate und soll den Referendaren noch einmal die Möglichkeit geben, eine Kanzlei, ein Unternehmen oder ein Institut ihrer Wahl kennenzulernen. Nicht wenige bewerben sich auch für die Staatsanwaltschaft, weil ihnen die Strafstation besonders gut gefallen hat, oftmals wird die Wahlstation auch dazu genutzt, um ins Ausland zu gehen.
JurCase informiert:
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Stationen im Ausland zu absolvieren, auch, wenn das Erste Staatsexamen eher mäßig ausgefallen ist! Informiere dich beim Auswärtigen Amt, den Außenhandelskammern deiner Wunschziele oder auch bei den deutschen Kanzleien, die entweder einen Standort im Ausland oder sich dazu entschieden haben, ihren Sitz ins Ausland zu verlegen. Dies sollte allerdings – wie auch alles andere im Referendariat – frühzeitig geplant werden!
Meine Wahlstation, meine Entscheidung
Ich habe mich dazu entschlossen, meine Wahlstation am Ecologic Institut zu machen. Dies ist ein unabhängiges Institut, welches zu gesellschaftspolitischen und umweltrelevanten Themen forscht. Das Institut existiert bereits seit 1995 und widmet sich der Verbesserung der Umweltpolitik, nachhaltiger Entwicklung und setzt sich für einen offenen Diskurs auf europäischer und internationaler Ebene ein.
Ich wusste bereits zu Beginn meines Studiums, dass ich mal im umweltrechtlichen Bereich arbeiten möchte, sodass ich meinen universitären Schwerpunkt auch dementsprechend wählte. Auch meine Pflichtpraktika absolvierte ich unter anderem in einer Kanzlei für Allgemeines Verwaltungsrecht und Umweltrecht. Da ich meinen Plan, im Rahmen meiner Wahlstation ins Ausland zu fliegen, pandemiebedingt verwerfen musste, bewarb ich mich am Ecologic Institut in Berlin und wurde nach einem Online-Bewerbungsgespräch mit meinem zukünftigen Ausbilder angenommen. Wie die Wahlstation ablief, möchte ich dir in diesem Beitrag berichten.
Referendariat am Ecologic Institut – Der Ablauf
Die Wahlstation beginnt im Anschluss an das bereits geschriebene Zweite Staatsexamen und geht insgesamt drei Monate. Bewerben kann man sich grundsätzlich überall, solange man von einem Volljuristen ausgebildet wird.
Ich freute mich zunächst sehr darüber, nach meinem Examen meine Koffer zu packen und nach dem Examensstress der letzten Wochen einige Monate in Berlin verbringen zu können – wäre da nur nicht Corona! So musste ich doch in Essen bleiben, wo ich sowohl lebte als auch mein Referendariat absolvierte. Das Institut schickte mir einen Arbeitslaptop zu, von dem aus ich dann arbeiten konnte und mich ins interne Netzwerk einloggen konnte.
Grundsätzlich stand es mir frei, wann ich mit der Arbeit beginne, solange ich in der Woche auf insgesamt 32 Stunden kam. An einem Tag in der Woche konnte ich mir frei nehmen. Ich beschloss, von etwa 08.00 – 16.30 Uhr zu arbeiten.
Zu Beginn der Station wurde ich zunächst einmal von der IT-Abteilung begrüßt und mit dem Arbeitslaptop vertraut gemacht. Ich bekam eine interne Mailadresse und Login Daten, um mich auf Plattformen wie Skype und Team Viewer anzumelden, sodass ich mit meinem Ausbilder Rücksprache halten konnte. Auch bekam ich eine Einweisung von der Human Ressources Abteilung wie zu verfahren ist, wenn ich mich krankmelden möchte oder sonstige Anliegen habe. Alles in allem wurde ich sehr nett begrüßt und freute mich schon sehr auf meinen ersten offiziellen Arbeitstag und einige spannende Wochen.
Ich wurde gleich zu Beginn mit einem Projekt im Bereich des umweltstrafrechtlichen Vollzuges betraut. Das Projekt beschäftigte sich mit der Nutzung von Daten im Umweltstrafrecht, sodass ich mich auch mit Gesetzen wie der DSGVO vertraut machen musste.
Weitere typische Aufgaben waren Recherchen im Bereich des Europarechts und des Umweltrechts sowie die Auseinandersetzung mit neueren Urteilen aus dem Bereich des Umweltrechts. Auch hatte ich die Möglichkeit, an einigen Workshops des Instituts teilzunehmen, wie etwa zum Thema der Möglichkeit der Wiederverwertung von Autobatterien, an denen u.a. auch Vertreter der Automobilbranche teilnahmen. Dort führte ich dann Protokoll.
Zu einer der „größeren“ Aufgaben gehörte es, dass ich ein nicht ganz unbedeutendes Urteil aus dem Bereich des Energierechtes aufbereiten – es ging um die Unabhängigkeit der Bundesnetzagentur – und eine PowerPoint Präsentation mit den wesentlichen Kernpunkten und Folgen erstellen und vortragen sollte. Zugegeben, eine PowerPoint Präsentation hatte ich zuletzt in der Oberstufe selbst erstellt, allerdings machte es mir sehr viel Spaß, mich mit einem eher unbekannten Rechtsgebiet auseinanderzusetzen und wesentliche Schwerpunkte eigenständig herauszuarbeiten.
Auch waren mein Ausbilder und andere Juristen aus unserem Legal Team immer offen für den Austausch in Bezug auf umweltpolitische und rechtliche Themen, gerade auch vor dem Hintergrund der erst kürzlich stattgefundenen Klimakonferenzen im Oktober und November.
Fazit
Trotz der aktuellen Lage, die für viele Referendare einen erheblichen Einschnitt in ihre Ausbildung bedeutet und die Suche nach einer geeigneten Wahlstation erschwert, ließen sich – zumindest für mich – doch auch viele Vorteile erkennen: Gerade im Rückblick wäre ein Umzug nach Berlin und die Suche nach einer passenden Wohnung mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden. Dieser Mehraufwand wäre natürlich auch mit einem Aufwand an Zeit verbunden – und gerade die hat man im Referendariat so gut wie gar nicht.
JurCase informiert:
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Wenn du daher vorhast, im Rahmen deiner Verwaltungs- oder Wahlstation in eine andere Stadt oder gar ein anderes Land zu ziehen, dann solltest du dich frühzeitig um deine Anreise, Unterkunft und den Aufenthalt dort kümmern. Denn gerade in deiner Examensphase solltest du genug Energie haben, um dich nur noch auf deine anstehenden Klausuren konzentrieren zu können.
In dem Sinne: Mach das Beste aus der aktuellen Lage und bleib gesund!