Erfahrungsbericht: Meine Bewerbung um ein LL.M.-Stipendium
Ein LL.M.-Studium beziehungsweise ein längerer Auslandsaufenthalt allgemein bietet nicht nur zahlreiche Vorteile und eine spannende Zeit mit vielen neuen Erfahrungen, sondern ist in der Regel auch sehr kostspielig. Deshalb ist jede Förderung des Auslandsvorhabens für die meisten Studierenden mehr als willkommen. Dieser Erfahrungsbericht gibt euch Infos und Tipps zu einigen Finanzierungsmöglichkeiten und was es bei der Bewerbung zu beachten gibt.
Kostenpunkt Studiengebühren
Ein LL.M. ist ein postgraduales Studium, für das Universitäten in aller Regel Studiengebühren erheben. Die Höhe der Gebühren variiert erheblich: So muss man alleine für die Studiengebühren an einer der beliebten Ivy-League-Universitäten in den USA zwischen 35.000 und teilweise über 40.000 US-Dollar zahlen – und hat noch keinen Tag Miete gezahlt oder Lebensmittel eingekauft. Im Vereinigten Königreich fallen die Studiengebühren zwar wesentlich geringer aus, doch auch um die 10.000 Euro hat nicht jeder einfach so parat. Ich hatte mich aus mehreren Gründen für ein LL.M.-Studium an der University of Glasgow entschieden, wo sich die Studiengebühren auf 7.700 Pfund belaufen. Das entsprach unter dem damals geltenden Wechselkurs in etwa 8.300 Euro (aktuell etwa 8.600 Euro). Für mich stellte sich daher die Frage, wie ich das Studium im Norden der Insel finanzieren sollte.
Die Suche nach der passenden Finanzierung
Da für mich schon bei Antritt des Jurastudiums klar war, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt ein LL.M.-Studium absolvieren wollte, hatte ich ein bisschen Vorlauf, um eigene Mittel zu sparen. Allerdings hätte ich damit das Studium nicht alleine stemmen können, weswegen ich mich auf die Suche nach Stipendien begab und schnell fündig wurde:
- Der wohl bekannteste Stipendiengeber ist der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), der allgemeine Jahresstipendien für Aufbaustudiengänge, aber auch ein gezieltes LL.M.-Stipendium anbietet.
- Wer in den USA studieren möchte, kann sein Glück bei der angesehenen Fulbright-Kommission versuchen, die Jahresstipendien für Studienaufenthalte in den USA vergibt.
- Auch die Studienstiftung des deutschen Volkes fördert im Rahmen ihres ERP-Stipendienprogramms Aufbaustudien in den USA.
- Die British Chamber of Commerce in Germany Foundation vergibt einmalige Zuschüsse für Vorhaben in Großbritannien.
- Auch für zahlreiche andere Zielländer gibt es spezielle Förderprogramme, zum Beispiel das Vollstipendium des Instituts Ranke-Heinemann für Studien in Australien oder Neuseeland.
- Teilweise werden LL.M.-Studien auch von Kanzleien gefördert, etwa von Clifford Chance, Latham & Watkins, dem Theo-Waigel-Stipendium der Kanzlei GSK Stockmann + Kollegen und weitere mehr.
- Schließlich bietet die eigene Heimatuniversität oft Förderung und/oder Zuschüsse für Auslandsaufenthalte an.
Voraussetzung bei den meisten LL.M.-Förderprogrammen ist ein erfolgreich absolviertes, oftmals überdurchschnittliches Erstes Staatsexamen (was freilich nicht heißt, dass das LL.M.-Studium nicht auch nach der Zweiten Juristischen Prüfung oder nach Berufseinstieg absolviert werden kann). Dies war in meinem Fall problematisch, da ich aufgrund eines speziellen Kooperationsabkommens zwischen der University of Glasgow und der Universität Mainz auch mit einem erfolgreich absolvierten Hauptstudium, aber ohne Erstes Examen zum LL.M.-Studium zugelassen wurde. Damit schrumpfte die Zahl meiner Möglichkeiten erheblich, zumal auch das allgemeine Jahresstipendium des DAAD nicht in Frage kam, da das Jurastudium für mich ein Zweitstudium ist. Und was nun? – Fündig wurde ich dennoch an meiner Heimatuniversität, an der die Peregrinus-Stiftung – Rudolf Meimberg Stipendien für Auslandsaufenthalte in den Fächern Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaft anbietet. Also wollte ich dort mein Glück versuchen und wenn es nicht klappen würde, bliebe immer noch die Finanzierung durch einen Bildungskredit bei einer Bank.
Tipps im Vorfeld der Bewerbung
Ähnlich wie bei der Bewerbung um den eigentlichen Studienplatz, kann die Bewerbung um ein Stipendium aufwendig und zeitintensiv werden. Das A und O ist hierbei zum einen, dass die Bewerbungsfrist eingehalten wird, die oftmals viele Monate im Vorfeld des Studienantritts endet, und zum anderen die Vollständigkeit der geforderten Dokumente. Sind die Dokumente nicht vollständig, besteht die Gefahr, dass die Bewerbung schlichtweg nicht berücksichtigt wird. Die meisten Stipendiengeber verlangen die folgenden Dokumente:
- (Beglaubigte) Kopien von Zeugnissen beziehungsweise Leistungsnachweisen
- Lebenslauf
- Motivationsschreiben
- Sprachnachweis für das jeweilige Zielland
- Gegebenenfalls Empfehlungsschreiben von Professoren
- Gegebenenfalls Studienplan
- Gegebenenfalls Abiturzeugnis
In jedem Fall gilt es, sich frühzeitig auf den Webseiten der Förderer über die Bewerbungsfristen und -voraussetzungen zu informieren. Ich musste für meine Bewerbung einen formlosen Antrag, der gleichzeitig als Motivationsschreiben diente, zu Beginn des Sommersemesters 2017 einreichen, gemeinsam mit Nachweisen über meine bisher erbrachten Studienleistungen in Jura, Sprachkenntnisse sowie Lebenslauf und Abiturzeugnis. Die meiste Zeit nahm hierbei das Motivationsschreiben in Anspruch, denn ein solches will wohl überlegt formuliert und strukturiert sein, um den Leser von der eigenen Förderwürdigkeit zu überzeugen – gar nicht so einfach! Der Aufwand wurde jedoch belohnt, als ich im Juli meine Zusage erhielt.
Fazit
Egal, wo der LL.M. absolviert wird, er kostet nicht gerade wenig Geld. Daher spielt die Förderung durch Stipendien für viele in der Finanzierung des Auslandsprojekts eine große Rolle. Die Möglichkeiten reichen von allgemeinen Stipendien, über spezielle Aufbau-Stipendien oder Förderung für bestimmte Zielländer durch Stiftungen bis hin zu LL.M.-Stipendien von Kanzleien. In jedem Fall sollte man sich frühzeitig über die Möglichkeiten und Voraussetzungen informieren, um die teilweise weit im Voraus liegenden Bewerbungsfristen nicht zu verpassen und alle Dokumente zusammentragen zu können. Besonderes Gewicht hat das Motivationsschreiben. Wie man an diese Aufgabe herangehen kann, erfahrt ihr in einem der nächsten Berichte.
Viele Grüße,
Eure Charlotte
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