Wie man den Sprung ins Ausland schafft
Abseits der ausgetretenen Pfade …
In diesem Beitrag möchte ich dir schildern, wie ich für die Verwaltungsstation meinen ganz persönlichen Weg ins Ausland gefunden habe. Ich gebe dir außerdem Tipps, was es bei den Bewerbungen für das Auswärtige Amt und für die Außenhandelskammern zu beachten gibt.
Ins Ausland während der Verwaltungsstation: das klang mehr als verlockend für mich, insbesondere aufgrund der von anderen Referendar:innen hoch geschätzten Qualität der Verwaltungs-AGs im OLG-Bezirk Düsseldorf.
Ich war jedoch skeptisch, denn kann man wirklich drei Monate Ausbildung verpassen und dann trotzdem ein passables Examen ablegen?
Klassiker: Auswärtiges Amt
Zunächst zögernd machte ich mich daran, eine Bewerbung für das Auswärtige Amt (AA) zu verfassen. In NRW ist eine Station beim AA schon während der Verwaltungsstation möglich, das gilt allerdings nicht in allen Bundesländern. Deshalb: checkt vorher ab, welche Möglichkeiten es gibt. Der große Vorteil am AA ist sicherlich, dass man nur eine Bewerbung schreiben muss, aber wirklich viele Möglichkeiten hat, wohin es gehen könnte. Der Nachteil ist – man hat viel Konkurrenz.
Das Auswärtige Amt führt auf seiner Homepage sehr gut durch die Bewerbung, sodass an dieser Stelle wohl keine Tipps hierfür notwendig sind. Wichtig ist, dass man sich immer im ersten Monat des Referendariats (für die Verwaltungsstation) bewerben muss, das Zeitfenster ist also nicht lang.
Der schwierigste Teil ist wohl das Motivationsschreiben. Warum interessiert mich der diplomatische Dienst, warum soll es ins Ausland gehen? Ich entschied mich dafür, gleich mehrfach herauszustellen, wie wichtig es mir wäre, das erste Mal für eine längere Zeit im Ausland leben zu können. Und ja, diese Erfahrung war mir bislang nicht vergönnt. Ich malte mir dementsprechend schlechte Chancen aus, eine Zusage zu erhalten.
Wie genau das Auswärtige Amt die Stellen verteilt, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Auslandserfahrung scheint jedenfalls eine große Rolle zu spielen. Die Note ist aber auch kein unwichtiges Kriterium.
Bereits einige Wochen nach Absendung der Bewerbung erhielt ich einen Brief vom AA, in dem stand, dass ich grundsätzlich die Bewerbungsvoraussetzungen erfülle. Diesen Brief erhalten ziemlich viele Bewerber:innen, eine Zusage ist dies aber keinesfalls. Also wartete ich weitere Wochen.
Und dann: die Zusage!
Und dann kam sie endlich: die verhoffte Email! Und sie enthielt sogar eine Zusage… für Berlin.
Der Wunsch vom Ausland rückte also erneut in weite Ferne. Natürlich fragte ich nach, ob es für mich nicht doch eine Stelle im Ausland gäbe, da mir das ja wichtig gewesen war. Die Antwort: lehnt man einen Platz ab, rückt man wieder ganz nach hinten in der Warteliste. Und die ist bekanntlich lang.
Da Berlin mich nicht wirklich reizte (sorry, liebe Hauptstadt!) überlegte ich weiter. Von Kolleg:innen aus der AG bekam ich den Tipp, dass man sich auch in den deutschen Außenhandelskammern bewerben könnte. Mein Problem war nur, ich war relativ spät dran. Ungefähr sechs Monate vor Stationsbeginn sind die meisten Plätze leider schon vergeben.
Die Alternative: Außenhandelskammern
Ich versuchte es zunächst vor allem in Osteuropa. Vor allem von der slowenischen Außenhandelskammer hatte ich viel Gutes gelesen. Leider hatte – wie befürchtet – niemand mehr Platz für mich. Bis ich dann doch fündig wurde: in Thessaloniki!
Gut, nicht grade New York, aber um „mal raus zu kommen“ genau richtig. Und in den Sommermonaten geradezu ideal.
So endete für mich die Suche nach einem Pfad ins Ausland. Meine Suche war natürlich etwas holprig und improvisiert, aber das geht natürlich besser! Wenn du also sicher gehen und dir am liebsten auch den Standort aussuchen willst, bewirb dich so früh wie möglich bei den AHKs. Die gibt es schließlich auch wie Sand am Meer und man ist nicht der Willkür des Auswärtigen Amtes ausgesetzt.
Denn willkürlich erscheint die Zuteilung meiner Erfahrung nach durchaus. Kaum jemand in meinem Bekanntenkreis erhielt auch nur ansatzweise eine Zuweisung, die den angegebenen Wünschen entsprach. Vielleicht lieber Standorte angeben, an die man auf keinen Fall möchte?
Wenn man dieser Willkür gegenüber allerdings indifferent ist, die gute Nachricht: aus unserer AG haben tatsächlich 8 von 24 eine Zusage erhalten. Die meisten anderen hatten sich gar nicht erst beworben. Das hing aber sicher auch damit zusammen, dass es in unserem Einstellungsmonat nicht ganz so viele Referendar:innen gab, als in solchen, die unmittelbar auf einen „Freischuss“ folgen.
Probieren geht bekanntlich über studieren, deswegen probier es einfach aus.
Ich denke, meine Zeit im Ausland wird sich auf jeden Fall lohnen. Von meinen künftigen Kolleg:innen habe ich bereits einen sehr positiven Eindruck. Und ich denke, den Verlust der Arbeitsgemeinschaft kann man durchaus verkraften. Nach Erfahrungen von anderen Referendar:innen hilft diese bei der Examensvorbereitung nicht wirklich weiter und wiederholt oft nur, was man aus dem Ersten Staatsexamen ohnehin noch weiß (dies gilt natürlich grundsätzlich nur für Düsseldorf, allerdings scheint es anderswo kaum anders zu laufen). Bekanntermaßen erheben die Arbeitsgemeinschaften ohnehin nicht den Anspruch, die bzw. den Referendar:in vollumfänglich auf das Examen vorzubereiten…
Fazit
Ich habe persönlich zunächst lange mit dem Ausland gehadert, denn es gibt zu bedenken: man verpasst die AG, finanziell erhält man keinerlei Unterstützung, bis auf die übliche Unterhaltsbeihilfe und man muss sich natürlich auf das Leben in einem fremden Land einlassen. Aber ich rate vor allem der- oder demjenigen, die bzw. der wie ich noch nie längere Zeit im Ausland war: nutze die Chance! Und: bewirb dich so früh wie nur möglich.
Ich freue mich darauf, demnächst dann aus Thessaloniki berichten zu können.
Bis dahin viel Erfolg bei deiner eigenen Suche und auf zu neuen Ufern!
Juliane
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