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Referendariat

Die Verwaltungsstation im Polizeipräsidium

By 25. Oktober 2017Oktober 12th, 2023No Comments
Verwaltungsstation

Die Verwaltungsstation im Polizeipräsidium

Auch für mich stellte sich zu Beginn des Referendariats die Frage, in welcher Behörde ich meine Verwaltungsstation absolvieren will. Dabei war besonders ein Kriterium für mich ausschlaggebend: Es sollte keine Station zum Zeitabsitzen sein, sodass ich am Ende des Tages vor Langeweile vom Bürostuhl kippe. Diese Erfahrung machte ich bereits während meines Verwaltungspraktikums im Studium und die musste ich nicht nochmal machen. Damals saß ich meist zu Tode gelangweilt in einem Büro einer städtischen Behörde (sorry, Jungs! ;)) und war nur froh, wenn der Arbeitstag zu Ende war.

Diesmal wollte ich es besser machen. Daher bewarb ich mich bereits frühzeitig im Referendariat (etwa 4 Monate nach Beginn) beim Polizeipräsidium. Im Bewusstsein, dass die Stellen besonders heiß begehrt sind, bewarb ich mich parallel beim Bauamt. Von letzterer Behörde kam auch prompt die Zusage. Ihr könnt euch aber vorstellen, dass dies nur mein Plan B war (wobei Baurecht im Zweiten Examen sehr häufig drankommt).

Die Polizei ließ mich noch etwas zittern. Während des mit Spannung erwarteten Anrufs teilte mir die Dame am Hörer mit, dass ich zumindest zum Vorstellungsgespräch eingeladen werde.

Am Tag des Vorstellungsgesprächs bemerkte ich allerdings schon im Wartebereich, dass noch mehrere Bewerber eingeladen wurden. Nach einem gut gelaufenen Bewerbungsgespräch erhielt ich dann aber erfreulicherweise die Mitteilung, dass ich die Stelle bekommen habe.

Keine wilden Verfolgungsfahrten, aber spannende Aufgaben

An meinem ersten Arbeitstag wurde ich bereits familiär aufgenommen und erhielt sogar ein eigenes Büro mit Kommentaren und einem PC- Arbeitsplatz samt Internetzugang, Drucker und Recherchemöglichkeiten wie juris oder Beck-online.

Viele kennen die Polizeiarbeit in der Regel nur aus dem Fernsehen und saßen vermutlich auch noch nie selber in einem Einsatzwagen (oder etwa doch?). Meistens herrscht die Fehlvorstellung, man arbeite bei der Polizei immer repressiv und dürfte an spannenden Ermittlungen teilnehmen und wilde Verfolgungsjagden auf böse Jungs mitmachen. Ganz so ist es jedoch bei der Verwaltung nicht.

Die Verwaltung der Polizei übernimmt zahlreiche Aufgaben der präventiven Gefahrenabwehr. Für das Examen sehr nützlich ist das große Spektrum an Rechtsgebieten, um das sich die Beamten im höheren Dienst dort kümmern. Dazu zählen etwa das Versammlungsrecht, das Waffenrecht, das Amtshaftungsrecht oder Sicherstellungsmaßnahmen etc.

Als Referendar fungiert man hier als eine Art „Justiziar“. Im Dezernat für Rechtsangelegenheiten sitzt bei uns ein Volljurist, der die Aufgabe eines Direktionsleiters übernimmt. Die übrigen Beamten sind solche des höheren Dienstes und keine ausgebildeten Juristen, auch wenn sie während ihrer Ausbildung die juristischen Grundlagen erlernen.

Zeigen sich in Akten etwa rechtliche Probleme, bei denen ein geschultes juristisches Auge erforderlich ist, bekomme ich diese Akten zu weiteren Bearbeitung überreicht. In der Regel fertige ich dann einen Vermerk oder ein kurzes Gutachten. Auch Klageerwiderungen dürfen Referendare schreiben, sodass man nicht nur examensrelevante Rechtsgebiete in der Praxis bearbeitet, sondern auch einen guten Einblick in die praktische Arbeit der Verwaltung erhält.

Dabei finden sich neben üblichen Rechtsproblemen auch zahlreiche spannende Sachverhalte, wie etwa die Sicherstellung eines großen Geldbetrages eines international agierenden Menschenhändlerringes oder Aufenthalts- und Betretungsverbote von Personen in der „Hooliganszene“.

Streifenfahrten und Schießtraining

Dies soll aber nicht heißen, dass ihr die drei Monate über nur im Büro sitzen müsst. Es ergeben sich trotz aller Verwaltungsarbeit zahlreiche Möglichkeiten auch die Arbeit der Polizeibeamten auf der Straße mitzuerleben. So könnt ihr etwa bei einem Streifeneinsatz mitfahren oder die Polizeibeamten zum Schießtraining begleiten (leider aber nicht selber schießen). In diesem Schießtraining, das ich noch begleiten darf, werden auf einer Videoleinwand verschiedenste Gefahrensimulationen abgespielt, wobei die Beamten blitzschnell reagieren müssen, um die entsprechenden Ziele zu treffen.

Frühzeitig bewerben

Die Polizei ist also nicht unbegründet die begehrteste Verwaltungsstation, sodass ich allen Interessierten nur raten kann, sich so früh wie möglich, also zu Beginn des Referendariats oder gar kurz vorher, zu bewerben. Gute Noten schaden dabei nicht, ein Prädikatsexamen ist jedoch nicht unbedingt erforderlich. Ein „befriedigend“ sollte man allerdings schon mitbringen, da die Bewerberzahl, wie bereits dargestellt, doch sehr hoch ist. Entscheidender wird aber wohl der persönliche Eindruck sein. Zeigt euch motiviert und überzeugt eure Behördenleiter davon, dass ihr euch bereits im Vorfeld mit den Aufgaben der Verwaltung vertraut gemacht habt.

Ein kleiner Tipp von mir: Bereitet im Vorfeld auch einige Frage vor, die ihr beim Vorstellungsgespräch stellen könnt. Das zeigt, dass ihr ernsthaft interessiert und motiviert seid, die Aufgaben der Polizeiverwaltung zu übernehmen.

Dann wird einer abwechslungsreichen und sehr spannenden Verwaltungsstation nichts mehr im Weg stehen!

 

– Sinan

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Beitragsautor:

Sinan Akcakaya

Sinan Akcakaya

Sinan schrieb für JurCase zunächst über seine Erfahrungen im juristischen Vorbereitungsdienst und sodann über das Assessorexamen. Seine letzten Beiträge für uns befassen sich hingegen mit dem Karrierebeginn junger Volljuristen.

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