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LL.M.-Auslandsjahr in Glasgow – Ein Rückblick

By 11. Dezember 2018Oktober 12th, 2023No Comments
Charlotte Erfahrungsberichte Referendariat

LL.M.-Auslandsjahr in Glasgow – Ein Rückblick

Kaum begonnen, schon wieder vorbei: Die Zeit während meines Auslandsstudiums in Glasgow im akademischen Jahr 2017/2018 ist geradezu verflogen. Viele sagen, der Blick in die Vergangenheit schönt. Mein Aufenthalt in Glasgow hat mich von Anfang so begeistert, dass es dieses Nostalgie-Aufschlags gar nicht bedarf.

Imposanter Abschluss eines eindrucksvollen Jahres

Am Donnerstag, den 29. November 2018, waren zahlreiche Studierende der LL.M.-Studiengänge mit ihren Familien und Freunden zurück nach Glasgow gereist, um der Graduation Ceremony an der University of Glasgow (UoG) beizuwohnen. Nachdem wir gefühlt ewig in der regnerischen Kälte gewartet hatten – Glasgow zeigte sich zum Abschluss von seiner besten Seite – sangen wir um 11 Uhr gemeinsam in der festlichen Bute Hall das Studentenlied Gaudeamus igitur und schauten der „academic procession“, das heißt dem feierlichen Einmarsch der Hochschulleitung und Professoren in ihren traditionellen Gewändern, zu. Im Laufe der Zeremonie traten wir in unseren Talaren der Reihe nach vor den Principal und Vice-Chancellor der Universität, der uns einen symbolischen Klaps auf den Kopf gab und zu unserem Abschluss gratulierte, während uns die traditionelle weite Kapuze um die Schultern gelegt wurde. Direkt im Anschluss bekamen wir jeweils unser Zeugnis überreicht und der gemeinsame Ausmarsch aller akademischen Würdenträger und Absolventen zu feierlicher Orgelmusik markierte am Ende unseren Übergang in die Reihen der Alumni – und das offizielle Ende unserer Studienzeit an der mehr als 560 Jahre alten Glasgower Universität. Zeit für einen Rückblick.

Alt-ehrwürdiges Schloss – moderne und internationale Uni

Ich hatte mir im Vorfeld des Auslandsaufenthalts vor allem eine spannende Zeit in einem neuen kulturellen Umfeld, neue internationale Kontakte, anregende inhaltliche Herausforderungen und eine fachliche Vertiefung meiner Englischkenntnisse erhofft. Genau das wurde mir während meines Auslandsjahrs geboten und noch mehr. Der anspruchsvolle und inhaltsreiche Unterricht an der UoG hielt mich das ganze Jahr über sehr auf Trab, doch das LL.M.-Studium war für mich sowohl in akademischer als auch persönlicher Hinsicht genau die richtige Entscheidung. Neben internationalen Rechtsthemen, die ein bleibendes Interesse weckten, brachte die andere Art des Studierens auch neue Lernstrategien mit sich. Neue Herangehensweisen und die Auseinandersetzung mit anderen Rechtssystemen trugen zudem dazu bei, das eigene heimatliche Rechtssystem aus anderen Blickwinkeln zu betrachten und ein tieferes Verständnis für seine Besonderheiten zu entwickeln.

Meine Teilnahme an einem universitätsinternen Investment Arbitration Moot Court beinhaltete die Arbeit in einem internationalen Team mit Mitgliedern aus vier verschiedenen Ländern und drei Kontinenten (Asien war mit China und Indien zweimal vertreten) – ein kleiner Ausschnitt aus der internationalen Dimension des LL.M.. Sich in einem fremden Umfeld im Ausland zurechtzufinden, bewusst die Herausforderung außerhalb der gewohnten und vertrauten Fahrwasser zu suchen – und zu meistern – ist darüber hinaus eine bereichernde Erfahrung für die persönliche Entwicklung gewesen, von dem erheblichen Schub in puncto Spracherwerb einmal ganz zu schweigen. Schließlich war der tägliche Besuch eines alten, beeindruckenden Schlosses (viele vergleichen es nicht unzutreffend mit Hogwarts), um an der zweitältesten Universität Schottlands zu studieren, auch bis zum Schluss ein erhebendes Gefühl.

„People make Glasgow“

Abgesehen vom akademischen Alltag, einschließlich der regen Aktivitäten der Societys, hat mich das Leben in Glasgow und Schottland so sehr begeistert, dass ich meinen Aufenthalt noch um ein paar Monate verlängert habe, bevor es in die Vorbereitung für das erste Staatsexamen geht. Das Motto der Stadt – „People make Glasgow – wird getragen von der offenen und freundlichen Atmosphäre, die überall zu spüren ist. Mit drei Universitäten (UoG, University of Strathclyde, Glasgow Caledonian University) ist die Stadt voller Studierender und entsprechend vielfältig ist das kulturelle Angebot. In Schottland sind fast alle Museen kostenlos, Glasgow hat zahlreiche Theater und jede Woche findet eine so große Anzahl an Konzerten und kleineren Gigs statt, dass ich regelmäßig den Überblick verliere oder mich nicht entscheiden kann, wo ich hingehen will. Edinburgh ist weniger als eine Stunde mit dem Zug entfernt und auch der Rest Schottlands ist in meinen Augen einfach atemberaubend schön. Einige meiner persönlichen Highlights waren in jedem Fall die Isle of Skye, die Insel Islay, ein Konzert des Scottish Chamber Orchestra in Stirling Castle sowie zahlreiche Ausflüge zu Lochs, an die Küste oder Schlössern.

Fazit

Nach meiner persönlichen Erfahrung kann ich ein Auslandsjahr oder einen längeren Auslandsaufenthalt nur empfehlen. Meine Erwartungen wurden fast alle übertroffen und nicht nur das Eintauchen in neue Rechtsgebiete, sondern auch der Spracherwerb und der positive Effekt auf die persönliche Entwicklung sind es allemal wert, das Abenteuer Ausland anzutreten. Ich hatte zudem das Glück, dass mir Glasgow und Schottland sehr gut gefallen haben.

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Beitragsautor:

Charlotte Kieslich

Charlotte Kieslich

Charlotte absolvierte in Glasgow ihren Master of Laws (LL.M.), worüber sie uns in ihren Erfahrungsberichten berichtete.

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