Die Mündliche Prüfung im Ersten Staatsexamen
Nachdem die schriftlichen Klausuren im Ersten Staatsexamen bestanden wurden, dauert es in der Regel nicht mehr lange, bis man zur Mündlichen Prüfung geladen wird. Diese macht in etwa 30 % der Gesamtnote des staatlichen Teils des Examens aus. Aus dem Studium hat man wenig Erfahrung mit solchen mündlichen Prüfungen, dementsprechend ist die Aufregung vor der Prüfung meistens am größten! Aber keine Sorge, in der Regel sind hier auch die Noten am besten.
Die Vorbereitung
Für die Mündliche Prüfung sollte man frühestmöglich anfangen zu lernen. Manche warten damit, bis sie die Mitteilung bekommen haben, dass sie die Klausuren bestanden haben. Dies kann jedoch je nach Korrekturdauer sehr kurz vor der Mündlichen Prüfung sein. Manchmal bekommt man mit den Klausurnoten zusammen auch die Ladung zur Mündlichen Prüfung. Am besten sollte man also so früh wie möglich mit dem Lernen beginnen. Der Abstand von den schriftlichen Klausuren bis zur Mündlichen Prüfung ist je nach Bundesland unterschiedlich, beträgt meistens jedoch etwa 5 Monate.
In der Mündlichen Prüfung werden 4 – 5 Prüflinge zusammen je 45-60 Minuten in den drei Rechtsgebieten Strafrecht, Zivilrecht und dem Öffentlichen Recht geprüft. Dabei soll jeder etwa gleich viel Redezeit bekommen. In der Regel werden allgemeine Fragen gestellt und ein bis zwei Fälle geprüft. Diese allgemeinen Fragen können sich auf die Rechtsgeschichte beziehen, auf aktuelle Ereignisse oder auf die aktuellen Gerichtspräsident*innen der höchsten Gerichtshöfe. In der Mündlichen Prüfung spielt in der Regel auch das Prozessrecht eine große Rolle, weshalb hier vertieft gelernt werden sollte.
Sobald man zur Mündlichen Prüfung geladen wurde, bekommt man auch die Mitglieder der Prüfungskommission mitgeteilt. Damit hat man die Möglichkeit, Recherchen über die Tätigkeitsgebiete der Prüfenden anzustellen und damit vielleicht Rückschlüsse auf den Prüfungsinhalt zu ziehen. Eine gute Quelle dazu sind auch Protokolle von vorherigen Prüflingen, die man sich bei unterschiedlichen Anbietern und meist auch bei der Uni direkt zu diesem Zwecke leihen kann. Allerdings variiert die Anzahl der Protokolle von einem bis zu 300 Protokollen. Es gibt Prüfende, die sehr protokollfest sind und immer dieselben Rechtsgebiete prüfen. Andere springen munter. Meiner Meinung nach sind die Protokolle hilfreich, sollten jedoch nicht überschätzt werden.
Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass man sich hinterher nicht an alle Einzelheiten der Prüfung und schon gar nicht an die richtigen Lösungen erinnert. Daher ist es eine schlechte Idee, einfach die Protokolle auswendig zu lernen. Als Lernhilfe können sie jedoch gut dienen.
Der Ablauf
Entweder am Tag davor oder am Tag der Prüfung findet ein Vorgespräch mit dem/der Vorsitzenden statt. Dort wird in der Regel mit jedem Prüfling einzeln gesprochen. Inhalt des Gesprächs können die Examensnoten, eventuelle Prüfungsangst und die Hoffnungen für die Zukunft sein. Oft wird auch gefragt, welche Note man denn noch erreichen wolle mit der Mündlichen Prüfung. Hier würde ich immer etwas höher stapeln, denn ansonsten bleibt die Note vielleicht unter euren Möglichkeiten.
Am Tag vor der Prüfung solltest du alle deine Gesetze, Papier, Stifte, Wasser und einen Ausweis einpacken. Ein kleiner Snack kann auch gut sein, auch wenn ich selber zwischen den Prüfungen nichts Essen konnte. Danach kam der Hunger dafür umso heftiger! Außerdem sollte die Prüfungskleidung noch mal gebügelt und herausgelegt werden. Die Kleidung sollte dem Anlass entsprechend formell sein, aber man sollte sich auch wohl fühlen und frei bewegen können.
Herren tragen normalerweise Anzüge und Krawatten mit Anzugsschuhen in dunklen Farben. Allerdings wurde bei uns auch darauf hingewiesen, dass dunkle Farben nicht erforderlich seien. Manche Prüfer empfinden es auch als gute Abwechslung, wenn nicht alle Prüflinge in schwarz-weiß erscheinen. Hier gilt aber wieder: Trag das, womit du dich wohl fühlst! Im Sommer wird meistens durch die Kommission erlaubt, die Jacketts abzulegen.
Damen tragen entweder eine Kombination aus Anzugshose, Bluse und Blazer oder ein Kleid mit Blazer, Strumpfhose und passenden Schuhen. Hier noch ein Tipp: die Schuhe sollten nicht zu hoch sein! Gerichtsflure sind teilweise rutschig und lang, daher lieber flache Schuhe oder einen kleineren Absatz wählen, wenn man hohe Schuhe nicht gewohnt ist. An Farben ist hier natürlich alles erlaubt, allerdings würde ich eher dezentere Farben ohne Muster wählen. Außerdem ist kein übermäßiger Behang mit Schmuck und Make-up notwendig. Am Ende sollte sich jede wohlfühlen. Bei der Wahl der Kleidung sollte bedacht werden, dass man darin mehrere Stunden sitzen können muss.
Die Prüfung startet traditionell mit Zivilrecht, dann mit dem Strafrecht und schließt mit dem Öffentlichen Recht. Das kann aber durch die Kommission auch anders festgelegt werden. Dazwischen finden immer kleinere Beratungspausen statt. Nach einer längeren Beratungspause am Ende werden dann allen Prüflingen zusammen die Endnote des staatlichen Teils und ihre einzelnen Prüfungsnoten verkündet. Wer seine Note lieber alleine hören möchte, kann dies beim Vorgespräch beantragen. Danach wird man entlassen und kann in die wohlverdiente Freiheit starten!
Der Moment der Freiheit
Die Ergebnisse der Mündlichen Prüfung sind in der Regel deutlich besser als die Ergebnisse der schriftlichen Klausuren. Egal in welcher Notenstufe man sich befand, durch die Mündliche Prüfung kann man immer noch einige Punkte herausholen. Verschlechtern tun sich dort nur einige wenige! Man sagt, ab 7,5 Punkten aus dem Schriftlichen ist das Prädikat mit der Mündlichen Prüfung in Reichweite. Natürlich gibt es Prüfende, die nicht gerne in die ganz hohen Notenbereiche gehen oder sehr schwierige Prüfungen stellen. Dafür besteht die Kommission jedoch aus mindestens drei Leuten, sodass die anderen diese Ungerechtigkeit noch auffangen können bei ihrer Notenvergabe. Die Mündliche Prüfung ist tatsächlich ein Kraftakt, aber am Ende entlohnen einen die guten Noten für den Aufwand. Viel Erfolg bei deiner Mündlichen Prüfung und immer ruhig durchatmen!
-Lisa-Marie
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