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Referendariat

Der Besuch in der JVA

By 1. Oktober 2019Oktober 18th, 2023No Comments
Erfahrungsbericht_Strafstation_FB

Der Besuch in der JVA

Hinter Gittern – wenn auch nur für kurze Zeit

Gerade in der Strafrechtsstation erwarten einen Referendar viele spannende Eindrücke und Erfahrungen. Unter anderem steht in den meisten Bundesländern auch der Besuch einer Justizvollzugsanstalt auf dem Ausbildungsplan.

In diesem Beitrag erfahrt ihr etwas über diesen Kurzaufenthalt „hinter Gittern“, wieso jeder (angehende) Jurist sich einmal ein Gefängnis von Innen angesehen haben sollte und was man aus dieser Erfahrung für sich mitnehmen kann.

Das Betreten der JVA

Gegen Ende der Strafrechtsstation besuchten wir die örtliche Justizvollzugsanstalt. Wir wussten nicht was uns dort erwarten würde und waren dementsprechend neugierig und auch etwas aufgeregt. Zunächst sammelten wir uns alle vor dem Gebäude der JVA. Im Vorfeld hatten wir eine Liste mit sämtlichen Namen und Adressdaten aller Referendare unserer AG abgeben müssen. Vor dem Betreten der JVA musste jeder seinen Personalausweis abgeben, ebenso wurden wir eindringlich darauf hingewiesen, dass elektronische Geräte wie Handy, Smartwatch oder USB-Sticks nicht mitgeführt werden dürfen. Als dies erledigt war, begrüßte uns der Anstaltsleiter. Wir folgten ihm dann einigermaßen geordnet, während wir gespannt die Umgebung im Auge behielten. Es ging dann zunächst durch die Toreinfahrt, über den Hof und in eines der Gebäude. Hier nahmen wir in einem Konferenzsaal Platz um in einer etwa einstündigen Präsentation etwas über das Leben und den Alltag im Gefängnis zu erfahren.

Das Leben in der Haftanstalt

Bereits während dieses Vortrages erfuhren wir vieles, was wir uns sicher vorher anders vorgestellt hatten. Positiv überraschend war das doch sehr breit gefächerte Sportangebot für die Insassen und die verschiedenen Tätigkeitsmöglichkeiten. So verfügt das Gefängnis über eine Schreinerei, eine Autoreparaturwerkstatt und sogar eine gefängniseigene Metzgerei. Ernüchternd war hingegen die Tatsache, dass die Insassen jeden Monat lediglich 2 Stunden Besuch empfangen dürfen. Gesetzlich vorgeschrieben ist sogar nur eine Stunde.

Im Anschluss hatten wir dann die Möglichkeit, dem Anstaltsleiter Fragen zu stellen. So erzählte uns der Anstaltsleiter, dass Gefängnisausbrüche bzw. Versuche hierzu nur äußerst selten vorkommen. Ebenso erfuhren wir, dass die Gefangenen, wenn sie nicht im Gefängnis arbeiten und auch keine finanzielle Unterstützung von Angehörigen erhalten, ein Taschengeld in Höhe von etwa 40 Euro monatlich bekommen. Angesichts der Tatsache, dass bereits der kostenpflichtige Fernsehempfang hier mit knapp 20 Euro zu Buche schlägt, bleibt am Ende nicht viel übrig. Sinn und Zweck des Taschengeldes ist es, Übergriffe unter den Gefangenen zu verhindern, die aus „Geldnot“ begangen werden. Auch die Möglichkeiten, das erarbeitete oder zur Verfügung gestellte Geld auszugeben, halten sich für die Gefangenen in Grenzen. Wir konnten uns einen Bestellzettel ansehen, welchen die Insassen einmal im Monat ausfüllen und damit Lebensmittel, Drogerieartikel oder andere Dinge des täglichen Gebrauchs kaufen können.

Die Besichtigung der Hafträume

Nach Ende des Vortrages begaben wir uns wieder über den Hof um uns einen Gefängnistrakt  anzusehen. Gefangene sahen wir während der gesamten Zeit nicht, denn die Freistunde, in welcher diese den Hof benutzen, war bereits vorüber. Wir folgten dem Wachtmeister durch die Gänge der Haftanstalt und hatten wohl alle ein mulmiges Gefühl angesichts der unzähligen Stahltüren, die wir passierten und die sich jedes Mal mit einem knackenden Geräusch hinter uns schlossen.

Nachdem wir das Haftgebäude betraten, waren wir alle wohl etwas sprachlos angesichts des Eindrucks, der sich uns bot. Ein mehrstöckiges Gebäude mit offenen Gängen an jeder Seite; Zellentür an Zellentür. In der Mitte dieses riesigen Raumes befand sich ein Wachturm, in welchem sich ein Wärter aufhielt. Wir hatten dann die Möglichkeit, eine leere Zelle von Innen anzuschauen und sahen im Anschluss noch den sogenannten „besonders gesicherten Haftraum“. Hierbei handelte es sich im Wesentlichen um einen leeren, gekachelten Raum mit einer Matratze nebenan, auf der Häftlinge zur Not festgeschnallt werden können, sollten sie eine Gefahr für sich oder andere darstellen. Dieser Haftraum wird jedoch zum Glück nur selten gebraucht, wie man uns mitteilte. Auch die Einrichtung der übrigen Zellen wirkte alles andere als einladend. Ein kleiner Kleiderschrank, ein kleiner Kühlschrank, ein an der Wand montiertes Eisengestell mit Matratze und ein kleiner Fernsehbildschirm waren alles, was die Zelle als Einrichtung bot. Die Toilette befand sich in einer kleinen durch eine Tür abgetrennten Nische.

Die Arbeitsplätze und Werkstätten innerhalb der JVA

Nach der Besichtigung des Haftraumes ging es weiter zu den Werkstätten und Arbeitsplätzen, an welchen die Gefangenen von 8.00 bis etwa 15.00 Uhr einer Arbeit nachgehen können. Hierbei erfuhren wir, dass es mehr Häftlinge gibt, die gerne im Gefängnis arbeiten möchten, als freie Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Die Möglichkeit, seine Zeit mit einer sinnvollen Tätigkeit zu füllen und hierfür auch zumindest ein geringes Entgelt zu erhalten, wird von den Häftlingen gerne genutzt. Teilweise besteht sogar die Möglichkeit eine Berufsausbildung im Gefängnis zu absolvieren, wobei dies jedoch eher in den Vollzugsanstalten für Jugendliche und Heranwachsende genutzt wird.

Nachdem wir die Arbeitsplätze besichtigt hatten, neigte sich unser Ausflug in die JVA auch schon dem Ende zu. Angesichts der vielfältigen Eindrücke und dem beklemmenden Gefühl, dass einen zwischen all den vergitterten Fenster und hohen Mauer beschleicht, waren wir dann doch froh, wieder auf der anderen Seite des Tores zu stehen. Zu sehen, wo genau die Menschen, die man als Angeklagte während des Sitzungsdienstes kennengelernt hat, hinkommen, war eine wachrüttelnde Erfahrung. Wann man Freiheitsstrafen im Sitzungsdienst beantragen sollte, hatten wir alle gelernt und die meisten aus eigener Erfahrung auch schon getan. Was das aber tatsächlich bedeutet und wo der Angeklagte im Falle seiner Verurteilung die nächsten Wochen und Monate seines Lebens verbringen wird, hatte wohl keiner von uns in diesem Ausmaß vorher erahnt.

Fazit

Zu sehen, wie die Menschen ihre Freiheitsstrafen verbüßen, führt einem die Verantwortung, die auch schon Referendaren im Sitzungsdienst zukommt, deutlich vor Augen. Den Wert der Freiheit, die für uns größtenteils so selbstverständlich erscheint, lernt man nach dem Besuch der JVA noch mehr zu schätzen. Solltet ihr im Referendariat also die Möglichkeit haben ein Gefängnis zu besichtigen, erwartet euch eine beruflich und persönlich prägende Erfahrung, die in jedem Falle lohnenswert ist.

-Jennifer

Sondertermine wie Nachtfahrten, Obduktionen usw.

Im Referendariat gibt es mehrere Sondertermine, die man auf jeden Fall wahrnehmen sollte, denn JVA-Besuche, Obduktionen und Polizeifahrten bringen definitiv Abwechslung in den Stationsalltag. Sie geben einen Einblick in verschiedene Berufsfelder und Orte, an die man sonst nicht kommt und können euch durchaus neue Perspektiven aufzeigen.

Welcher Sondertermin hat dir am meisten gefallen?

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Beitragsautor:

Jennifer Seiler

Jennifer Seiler

Jennifer berichtete uns über ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die sie während ihres juristischen Vorbereitungsdienstes gemacht hat.

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