Das doppelte Lottchen – Jurastudium meets Bodybuilding

Das doppelte Lottchen

Dass der typische Jurist eine besondere Spezies ist, ist allseits bekannt. Man beachte nur seinen extravaganten Kleidungsstil, seine vornehmende Blässe, welche die Dauer seines 24h-Arbeitspensums bestens widerspiegelt oder die Art seiner Kommunikation (Stichwort: Es kommt drauf an!).

Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel: Darf ich vorstellen – mein Name ist Birthe Mack, ich bin 26 Jahre alt und Rechtsreferendarin (seit Juni 2017). Unmittelbar nach meinem Abitur 2010 nahm ich das Jura-Studium an der Universität Osnabrück auf. Im 5. Semester nutzte die Gelegenheit um meine in der FFA (=Fremdsprachenspezifische Fachausbildung) gewonnenen Kenntnisse zu vertiefen und verbrachte ein Semester an der University of Hull (UK). Danach besuchte ich recht zügig ein kommerzielles Repetitorium und schrieb 2015 meinen „Freiversuch“. Meine universitäre Schwerpunktbereichsprüfung (Schwerpunkt: Deutsches und Europäisches Recht des Wettbewerbs und des Geistigen Eigentums) folgte Anfang 2016. Im Frühjahr 2017 schrieb ich einen Verbesserungsversuch und beendete somit nach 7 Jahren endlich meine universitäre juristische Ausbildung. Seit Mai 2017 bin ich nun Rechtsreferendarin und befindet mich derzeit am Ende meiner Zivilgerichtsstation.

Jurastudium meets Bodybuilding

Das klingt nun erst einmal nach einer „typischen Studentenlaufbahn“; doch ein Blick auf meine sonstigen Erscheinungsmerkmale verraten schnell meine Andersartigkeit: Zur Zeit meines Studiums bin ich durchweg in Jogginghose in den Vorlesungen bzw. in der Bibliothek erschienen; die Mittagspause wird für Krafttrainingseinheiten und der Kaffee durch einen Proteinshake ersetzt; und meinen Körper präsentiere ich ab und zu braun angemalt und halbnackt auf Bodybuilding-Wettkampfbühnen.

Ich gestehe, Punkt eins hat sich seit Beginn meines Referendariats geändert. Zu meinen AG-Terminen bzw. bei Gericht erscheine ich nunmehr in Jeanshose. Alle übrigen Merkmale habe ich soweit beibehalten und in wenigen Wochen steht bereits meine nächster Wettkampfsaison (es gibt zwei Saisons im Jahr: die Frühjahrssaison im Mai und die Herbstsaison im November) bevor, d.h. die Norddeutsche und Deutsche Meisterschaft des NAC (National Athletic Comitee), und ggf. die Weltmeisterschaft.

Meine bisherigen Wettkampferfolge sind u.a.:

• 2-fache NAC Norddeutsche Meisterin, 2014/2016, Frauen Figur
• 2 x 3.Platz NAC Deutsche Meisterschaft, 2014/2016, Frauen Figur
• Platz NAC Universum (Weltmeisterschaft), 2014, Frauen Figur
• Vize-Deutsche Meisterin, GNBF (German Natural Bodybuilding Fed.), Frauen Athletik
• Platz DFAC (Natural Bodybuilding Weltmeisterschaft), Frauen Figur

Mein persönliches Ziel für diese Saison ist es natürlich meinen Norddeutschen-Meistertitel zu verteidigen und erneut einen Treppchenplatz bei der Deutschen Meisterschaft zu erreichen, so dass ich mich für die Universum (Weltmeisterschaft) qualifizieren würde.

Wenn ich hingegen gefragt werde, wie meine berufliche Zukunft aussehen soll und was mein persönlicher Wunschberuf ist, so tappe ich derzeit noch im Dunkeln. Grundsätzlich bin ich eher die Zivilrechtlerin, doch möchte ich nicht ausschließen, dass mir ein Beruf als Staatsanwältin oder in der Verwaltung nicht ebenfalls zusagen könnte. Das werde ich hoffentlich in meinen nächsten Referendariatsstationen feststellen, denn lustigerweise habe ich es jahrelang ausgeschlossen mal Richterin zu werden … und siehe da: seit Beginn der Zivilgerichtsstation gefällt mir das Richteramt sehr, sehr gut!

In meinem nächsten Blog-Beitrag werde ich euch ausführlich von der Zeit der Zivilgerichtsstation berichten.

Eure Birthe