Die Zivilgerichtsstation – ein Rückblick
Das war sie nun, die Zivilgerichtsstation: fünf Monate lang habe ich einen Einblick in den Beruf des/r Richters/in bekommen und ich wiederhole den letzten Satz meines ersten Blog-Beitrags gerne noch einmal: die Richtertätigkeit gefällt mir sehr, sehr gut!
Aber fangen wir vorne an:
1. Die Vor-Referendariats-Phase
Im Juni habe ich mit meinem Referendariat begonnen. Bereits im Vorfeld habe ich erfahren, dass ich eine Arbeitsgemeinschaft an meinem Wohnort Osnabrück besuchen werden (LG Osnabrück), wohingegen mein Ausbildungsgericht das Amtsgericht Wilhelmshaven werden sollte (LG-Bezirk Oldenburg). Diese eher untypische Konstellation kam auf meinen Wunsch hin zustande, da der LG-Bezirk Osnabrück sehr weiträumig ist und lediglich drei Gerichte für mich logistisch gut zu erreichen waren. Folglich wählte ich als zusätzlichen Wunschort „Wilhelmshaven“, da dort eine sehr gute Freundin von mir lebt, die ich durch eine Bodybuilding-Meisterschaft kennengelernt habe. Der Wunsch wurde erfüllt und die „Feierabend-Aktivitäten“ waren somit auch bereits geklärt: Gemeinsames Frauenpower-Training mit anschließenden Hähnchen-und-Brokkoli Candle-Light-Dinner 😉
2. Die sog. verdichtete Einführungsphase
Nachdem ich im April meinen Verbesserungsversuchen geschrieben habe und den kompletten Mai dem „Nix-Tun“ gewidmet habe, musste ich ab Juni also wieder die Schulbank drücken: drei bis viermal wöchentlich war die Arbeitsgemeinschaft in der vierwöchigen verdichteten Einführungsphase angesetzt – dies war für viele von uns auch zwingend erforderlich, denn unter ZPO verstanden wir eher das Motto: „Zuviel-Pauken-(ist)-Oberschädlich“ als dass es „Zivilprozessordnung“ heißen könnte. Dies nahm uns unser AG-Leiter aber keineswegs übel, denn schließlich spielt die ZPO in der universitären Ausbildung eine eher untergeordnete Rolle. Zudem kostet das ersten Staatsexamen viel Kraft, so dass sich das Gehirn danach auch erst einmal wieder essentiellen Alltagssachen widmen darf, wie das Auffrischen der Songtexte von 90er-Jahre Backstreet Boys-Hits oder das Nachholen der verpassten 10 Staffeln „Big-Bang Theory“.
Also paukten wir die ZPO rauf- und runter, erlernten die Relationstechnik und die juristische Kerntätigkeit: das grammatikalisch und wörtlich korrekte Argumentieren. Nach diesem einmonatigen Intensivkurs durften wir endlich Praxisluft schnuppern und ich wurde einem sehr jungen, ambitionierten und vor allem sportbegeisterten Richter zugewiesen, der eine ähnliche Vorliebe für den Kraftsport hegt wie ich; das nannte ich einen Jackpot, denn leider trifft man in der Gesellschaft auf viel Unverständnis, wenn man in der Kaffeepause keinen Kaffee, sondern einen Proteinshake trinkt (z.T. wird einem in diesem Kontext sogar Doping unterstellt, da man komisches Pulver aus einem Shaker trinkt … ah ja!) oder Reiswaffeln dem Puddingteilchen vom Bäcker nebenan vorzieht.
3. Der weitere Verlauf des Referendariats
Ab Juli reduzierten sich die AG-Präsenzphase auf einmal pro Woche. Zusätzlich fuhr ich einmal wöchentlich zu meinem Ausbilder an das Amtsgericht Wilhelmshaven, in der Regel an den Sitzungstagen.Um nicht den Rahmen dieses Beitrags zu sprengen, möchte ich euch im Folgenden nur meine Tops und Flops der Station beschreiben. Details zum klassischen Zivilstations-Alltag findet ihr aber ausführlich in den weiteren Erfahrungsberichten auf JurCase.com.
Relativ zeitnah erfolgte bereits die erste Klausur: die Relationsklausur. Trotz der Tatsachen, dass wir den Aufbau einer solchen Klausur anhand eines Übungsfalls bis ins kleinste Detail erlernt und zusätzliche als Vorbereitung eine häusliche Proberelation verfasst haben, war die eigentliche Klausur ein Schuss in den Ofen! Man könnte sagen, ich wollte eine 5-schichtige Hochzeitstorte, bestehend aus Tatbestand – Klägerstation – Beklagtenstation – Beweisstation – Tenorierungsstation, backen und bin zur Feier mit dem Boden und einem Klecks Sahne erschienen. Ich hatte ein akutes Zeitproblem!!!
Die nächsten beiden Klausuren (Urteile) liefen deutlich besser, obwohl ich auch hier zweimal überlegen musste, ob ich meine vorgesehene Zwischenmahlzeit in Form eines Proteinshakes trinken wollte oder die Gefahr eines dadurch bedingten zusätzlichen Toilettenbesuchs zu hoch war.
Bis auf diese AG-Klausur(en) war alles andere hingegen super! Insbesondere hat mir das Verfassen der (praktischen) Urteile viel Spaß gemacht und ich bin zu sämtlichen Sitzungstagen mit großer Freunde hingefahren. Mein persönliches Highlight war sicherlich das selbstständige Leiten einer Beweisaufnahme, doch auch der Tag, bei dem ich einen Gerichtsvollzieher bei seiner Arbeit begleiten durfte, war sehr spannend.
Summa summarum:
Freut euch auf die erste Station in eurem Referendariat! Für mich geht es nun ab November für die nächsten drei Monate zur Staatsanwaltschaft Osnabrück. Zudem finden am 04. und 18. November meine Bodybuilding Wettkämpfe statt. Das wird ein spannender Monat, von dem ich euch selbstverständlich wieder ausgiebig berichten werde!
Eure Birthe
Die Autorin
Birthe Mack hat zwei sehr unterschiedliche Leidenschaften: Jura und Bodybuilding. In ihren Beiträgen beschreibt sie, welchen Einfluss die eine Passion auf die andere nimmt und berichtet von ihren Erfahrungen während des Referendariats.
Alle Artikel von Birthe findet ihr hier!
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