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Referendariat

Die Sitzungsvertretung – Ein Erfahrungsbericht

By 18. September 2017Mai 2nd, 2022No Comments
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Die Sitzungsvertretung

Heute will ich euch von meiner ersten staatsanwaltlichen Sitzungsvertretung erzählen. Die Sitzungsvertretung gehört mit zu den spannendsten Aufgaben, die euch im Rahmen des Referendariats anvertraut werden. Dementsprechend aufgeregt ist man natürlich auch.

Alles begann damit, dass ich angerufen und mir gesagt wurde, dass ich in der kommenden Woche eine Sitzungsvertretung hätte. Ich solle einfach vorbeikommen, dann würde man mir die Akte und die Robe geben.

Am nächsten Tag bin ich daraufhin sofort zur „Sitzungsliste“ (so nennt man bei uns das Büro, das den Sitzungsdienst koordiniert) und habe mir die Akte abgeholt und geschaut, dass ich eine Robe finde, die halbwegs passt.

Mit der Akte bin ich dann direkt zum Ausbilder und wir besprachen, welche Möglichkeiten sich innerhalb der Beweisaufnahme ergeben könnten und wie man eigentlich so ein Plädoyer hält.

Viel geholfen bei meiner Vorbereitung hat mir die einschlägige Literatur, sowie Tipps und Tricks von Bekannten. Gerade bei der Höhe einer Strafe war ich aber auf den Rat meines Ausbilders angewiesen, da einem einfach die entsprechende Erfahrung fehlt. Ziemlich schnell kam der Tag der Sitzungsvertretung dann auch und ich fuhr mit Sack und Pack los.

Wichtig war natürlich, sich an die Kleiderordnung zu halten, d.h. dunkle Hose und weiße Bluse sind dabei schon Pflicht.

Ich hatte am Abend vorher schon mal überlegt, welche Ausgänge möglich wären und wie mein Plädoyer je nachdem aussehen könnte.

Im Gericht angekommen, kam direkt die Enttäuschung. Beide Sitzungen zu denen ich eingeteilt war, fielen aus.

Das war wirklich ärgerlich, vor allem, weil ich vergessen hatte am Vormittag anzurufen, und nachzufragen ob alles stattfindet. Das hätte mir auf jeden Fall einiges an Fahrtzeit erspart.

Eine Woche später wurde ich aber erneut angerufen und dieses Mal fanden die Sitzungen auch statt. Zumindest habe ich jetzt dazu gelernt, dass man sich vorher erkundigen sollte 🙂

Insgesamt hatte ich zwei Sitzungen.

Bei der ersten ging es um ein unerlaubtes Entfernen vom Unfallort und danach um einen Diebstahl.

Obwohl ich noch keine Sitzung hatte, war die Nervosität viel geringer als bei meinem ersten Versuch. Vielleicht, weil man sich gedanklich schon mit allem auseinandergesetzt hatte. Der Richter war sehr nett und auch die Verteidigerin sprach mich vorher an und fragte, ob das meine erste Sitzungsvertretung sei. Sie war auch sehr aufmunternd und kollegial. Damit hätte ich nicht wirklich gerechnet…

Nach Verlesung der Anklage legte sich dann auch die Restnervosität. Das erste Verfahren wurde einvernehmlich unter Auflage eingestellt. Dies kam auf meine Initiative hin, aber VORSICHT: das muss vorher unbedingt mit eurem Ausbilder besprochen sein.

Ich war danach richtig zufrieden, weil wir, wie ich finde, eine gerechte Lösung für alle Beteiligten gefunden haben.

Die zweite Sitzung war nicht ganz so zufriedenstellend. Ich hatte mich nämlich schon auf mein Plädoyer gefreut, jedoch wurde dann von anderen Verfahrensbeteiligten angeregt, ein psychiatrisches Gutachten vorzunehmen. Damit wurde der Termin vertagt und ich hatte meinen ersten Sitzungstag überlebt.

Ganz ehrlich: Es hat richtig Spaß gemacht, mal aktiv an etwas teilnehmen zu können. Es war echt cool und es hat mich wirklich gefreut zu merken, dass einem echte Verantwortung übertragen wird.

Nichtsdestotrotz hätte ich gern noch ein Plädoyer gehalten. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich die Möglichkeit ja noch:)

Alles in allem war es aber wirklich halb so wild. Wenn man kurz vorm Durchdrehen ist, kann man ja immer noch daran denken, dass der Richter am Ende eine Entscheidung trifft und nicht man selbst.

 

Bis zum nächsten Mal!

Elisa

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Beitragsautor:

Elisa

Elisa

Elisa berichtete uns über ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die sie während ihres juristischen Vorbereitungsdienstes gemacht hat.

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