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Rezension: Rengier – Strafrecht – Allgemeiner Teil

By 12. Juli 2022Oktober 11th, 2023No Comments
Examensrelevant

Eine Rezension von Luca

Ist das Skript einen Kauf wert? Dr. Rudolf Rengier, emeritierter Professor an der Universität Konstanz, brachte 2009 die erste Auflage seines Skriptes zum allgemeinen Teil heraus und vervollständigte damit nach seinen Lehrbüchern zum besonderen Teil I sowie II die Lehrbuchreihe zum materiellen Strafrecht, welche sich sowohl an Studierende der ersten Semester als auch an Studierende in der Examensvorbereitung richtet.

Aktuell ist die 13. Auflage, welche im Juli 2021 erschienen ist.

Wie schlägt sich das Lehrbuch im Vergleich zu klassischen und schon länger etablierten Alternativen?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, möchte ich dir zunächst den grundlegenden Aufbau dieses Buches näher vorstellen. Das Skript teilt sich in insgesamt 11 Kapitel auf. Anfangs werden dem Leser die allgemeinen Grundlagen des Strafrechts vermittelt. Inhaltlich wird erst auf die Bedeutung und Funktion des Strafrechts eingegangen. Die Abschnitte reichen hier von einer Einleitung über Gebiete des Strafrechts sowie dem relevanten Prüfungsstoff zu Straftheorien, den Funktionen eines Strafgesetzes bis weiter zu methodischen Ansätzen der Auslegung. Außerdem werden der Geltungsbereich des deutschen Strafrechts und einzelne Begriffe erklärt. Anhand des vollendeten vorsätzlichen Begehungsdeliktes wird dann ein Einstieg in die strafrechtliche Fallbearbeitung ermöglicht.

In den nächsten Kapiteln wird dem klassischen Prüfungsaufbau folgend nacheinander Tatbestandsmäßigkeit, Rechtswidrigkeit sowie Schuld abgehandelt. Der Fokus des Lehrbuches liegt hier bei den Irrtümern im Rahmen des subjektiven Tatbestandes, sowie in den folgenden Kapiteln bei Versuchsfragen sowie Fragen zu Täterschaft und Teilnahme. Gegen Ende des Skriptes werden mögliche Konstellationen rund um Fahrlässigkeit und die Strafbarkeit des Unterlassens näher beleuchtet. Abrundend werden die Gesetzeskonkurrenzen ausführlich thematisiert.

Am Anfang eines neuen Abschnittes werden häufig Beispielfälle vorgestellt, welche dann anhand der folgenden Erklärungen schrittweise gelöst werden. Die Fälle sind der Vereinfachung halber mit den entsprechenden Randnummern im Lehrbuch versehen, anhand derer wir schnell auf die ausschlaggebenden Textstellen stoßen können. Zu einzelnen Rechtsfragen gibt es insbesondere bei den angesprochenen Schwerpunkten außerdem unter jedem Absatz weitere Beispiele zur Veranschaulichung. Umstrittene Rechtsansichten und Lösungswege werden parallel dargestellt, es wird auf verschiedene Quellen aus Literatur sowie Rechtsprechung hingewiesen, herrschende Meinung wird als diese gekennzeichnet. Hervorzuheben sind die Erklärungen, wie es zum Überwiegen einer konkreten Ansicht gekommen ist und was eventuell dagegen sprechen könnte. Die Diskussionen sind klar verständlich und mit Empfehlungen zu vertiefenden Textstellen und Lektüre versehen, ohne dabei unübersichtlich zu werden. Nach abgeschlossener Falllösung enthält das Lehrbuch Aufbauschemata für die Prüfung, die wir selbst für eigene Fälle nutzen können.

Wie hat mir das Skript gefallen?

Das Skript legt einen starken Fokus auf das Erlernen des relevanten Stoffes anhand von Falllösungen, wie schon aus dem Aufbau ersichtlich wird. Somit kann die bzw. der Leser:in insoweit unmittelbar eine Verbindung zwischen dem theoretischen Stoff und der praktischen Falllösung, wie sie in einer Klausur und letztlich im Examen anzufertigen ist, herstellen. Obwohl es zunächst etwas ungewöhnlich erscheinen mag, dass der Fall zu Beginn eines Abschnittes abgedruckt ist und wir als Leser:innen erst viel später die gesamte Lösung präsentiert bekommen, bleibt der inhaltliche Zusammenhang und die Verständlichkeit doch durch die vielen Beispiele und markierten einzelnen Randnummern gewahrt. Der gesamte Aufbau und die Struktur des Lehrbuches verbleiben durch einen sorgfältigen Einsatz von Absätzen und genauer Trennung der Abschnitte durchweg sehr verständlich und gut zu lesen. Wichtiges, und damit ist in diesem Buch auch mit Blick auf den Studierenden Prüfungsrelevantes gemeint, wird so klar herausgestellt und von weniger wichtigem abgetrennt. Dies spiegelt sich auch in der Ausrichtung der Schwerpunkte wider. Gerade in Bereichen wie „Versuch und Rücktritt“ liegen häufig Examensschwerpunkte, Fragen zur Mittäterschaft spielen so gut wie in jeder Klausur eine Rolle und Konkurrenzen werden im universitären Studium oftmals nicht vertieft behandelt.

Abschließend bleibt zu sagen, dass das Lehrbuch mit seinem kleinen Format und schlichtem Layout nicht zuletzt wegen fehlender Empfehlung an den Universitäten und Repetitorien oftmals übersehen wird. Meine Empfehlung ist es, sich selbst einen Überblick über das Lehrbuch zu verschaffen. Ich würde es auf jeden Fall empfehlen, weil das Lernen anhand von zahlreichen Fällen, die weit über die in der Universität oft zitierten „Klassiker“ hinaus gehen, die eigene Fallprüfung von Anfang an deutlich erleichtert. Die klare Struktur des Skripts gepaart mit einer auch für Anfangssemester verständlichen Wortwahl sorgen für ein leichteres Aufnehmen des Stoffes, gerade weil das Skript sehr flüssig geschrieben ist. Die bzw. Der Leser:in kann so begleitend von Falllösungen und den passenden Schemata den Einstieg in den allgemeinen Teil des Strafrechts finden, aber auch Grundlagen in der Examensvorbereitung wiederholen und durch die zahlreichen Hinweise auf Fundstellen und Lektüre ihr bzw. sein Wissen weiter vertiefen. Examensschwerpunkte im allgemeinen Teil sollten somit nach Studium des Skripts kein Problem mehr darstellen. Auch für Hausarbeiten stellt die im gesamten Werk präsente klare Übersicht sowie die zahlreichen Verweise eine nützliche Hilfestellung dar, ohne zu überfordern oder zu unübersichtlich zu werden. Das Skript bietet daher nahezu jedem Studierenden eine gute Alternative zu den klassischen, länger etablierten Lehrbüchern, weshalb du es für eine Vertiefung des allgemeinen Teils auf jeden Fall in Betracht ziehen solltest.

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Beitragsautor:

Luca Willemsen

Luca Willemsen

Luca studierte Rechtswissenschaften an der Universität in Trier und möchte seinen Vorbereitungsdienst im Regierungsbezirk Düsseldorf oder Köln absolvieren. Für JurCase ist er aktuell vor allem für aktuelle Rechtsprechung zuständig.

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