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Gewusst

Produktivität im Referendariat

By 13. Juli 2021Oktober 11th, 2023No Comments
Assessorexamen

Mit 7 Tipps zur besten Version deiner selbst werden

In kürzester Zeit müssen Referendare viel leisten. Produktivität wird hier groß geschrieben. Der juristische Vorbereitungsdienst dauert zwei Jahre, die Prüfungen finden aber in der Regel bereits Monate zuvor statt. Hier findest Du 7 Tipps, wie du in weniger Zeit mehr erreichen kannst.

Den inneren Schweinehund an die Leine nehmen

Der Einstieg in das Referendariat ist für die meisten Referendare oft schwierig. Das Erste Staatsexamen liegt häufig nicht lange zurück und du hattest gerade genug Zeit, dich von den Strapazen der Klausuren und der mündlichen Prüfung zu erholen. Dann beginnt die erste Ausbildungsstage. Das Zweite Staatsexamen wirkt noch sehr weit entfernt und du beginnst ja auch erstmal nur mit einem Fach – Zivilrecht. Leider wirst du schon nach wenigen Wochen bemerken, wie die Zeit zu rennen beginnt und dass du kaum etwas tun kannst, um sie einzuholen. Am wichtigsten ist es also: sie zumindest nicht aus den Augen zu verlieren. Der Zeitaspekt ist der Kern des Themas Produktivität.

Spätestens jetzt ist es an der Zeit, dir Gedanken darüber zu machen, wie du bis zu den Examensklausuren alles unter einen Hut bekommen kannst. Da ist der Zeitaufwand für Arbeitsgemeinschaften [kurz: AGs] sowie deren Vor- und Nachbereitung. Dann die Ausbildung in der jeweiligen Station selbst mit den anzufertigen Pflichtarbeiten. Darüber hinaus der Druck, selbstständig dauerhaft zu lernen, zu wiederholen, Klausuren zu schreiben und die aktuelle Rechtsprechung im Auge zu behalten. Möglicherweise kommt noch eine private Lerngruppe oder ein Repetitorium hinzu. Mit „einfach-mal-machen“ wirst du dem sich auftürmenden Berg an Stoff bald nicht mehr hinterherkommen können. Du brauchst also effiziente Techniken, die es dir ermöglichen, deine Zeit bestmöglich auszunutzen, in kurzer Zeit möglichst viel zu erreichen und den inneren Schweinehund – der stets die Vorzüge genüsslicher Prokrastination im Blick behält – zu überwinden.

Von Aktivität zu geplanter Produktivität

Damit du nicht nur einfach vor dich hin arbeitest, habe ich ein paar Tipps für dich (die bei mir gut funktionieren), deine Anstrengungen sichtbar werden zu lassen und durch geplante Produktivität effizient das Beste aus dir rauszuholen.

1.     Analysiere dich selbst

Vergiss nie: Jeder Mensch arbeitet anders! Es gibt also nicht die ultimative Empfehlung. Finde zunächst heraus, wie DU am besten funktionierst und wann dein Energielevel am höchsten ist. In der Regel schwankt das Level der eigenen Energie im Laufe des Tages wellenförmig nach oben und unten. Richte deinen Tag nach deinen Energiespitzen (höchste Produktivität) aus. Sorge dafür, dass du in dieser Zeit am Schreibtisch sitzt und nicht gerade dann dein Mittagessen planst, den Haushalt machst oder im Fitnessstudio stehst. Diese Tätigkeiten benötigen zwar auch Energie – aber sie meisterst du auch mit etwas weniger.

2.     Don’t overdo it

Energie-Gipfel erfordern auch Energie-Täler. Sei dir dessen immer bewusst und nehme auch die Täler mit offenen Armen an. Mache eine bewusste, geplante Pause, einen Spaziergang oder ein kleines Telefonat mit einem guten Freund. Befreie deine Gedanken und versuche nicht krampfartig weiterzuarbeiten. Sonst folgt unweigerlich Frustration. Wichtig ist lediglich, den Zeitpunkt abzupassen, an dem es wieder aufwärts geht. Denn produktiv bist du nur, wenn du dich dann wieder motivieren kannst und an den Arbeitsplatz zurückkehrst.

Vermeide außerdem Überarbeitung. Wer einen Tag ganz besonders viel arbeitet und das Energiereservoir mehr als ausschöpft, wird am folgenden Tag häufig deutlich weniger schaffen. Lass am Abend stets ein wenig Energie im Tank zurück und du wirst dich dauerhaft ausgeglichener fühlen.

JurCase informiert:

Schon Ernest Hemingway predigte, dass es wichtig ist, sich seiner Energie nicht selbst zu berauben. Ganz nach seinem Motto „The best way is always to stop when you are going good and when you know what will happen next. If you do that every day (…) you will never be stuck.”

3.     Nutze To-Do Listen und Notizen

Schreibe alles auf! Denke auf dem Papier. Dein Kopf sollte nicht dein Notizbuch sein, halte ihn frei für die wichtigen Dinge, wie die Voraussetzungen der Drittwiderspruchsklage oder den Ablauf des Bauleitverfahrens. Alles andere – seien es Termine, Einkaufslisten, spontane Ideen, Pläne fürs Wochenende oder sonstige „To-Do‘s“ – gehört auf Papier oder dessen digitale Schwester. Ein weiterer schöner Effekt: Du wirst dir auch diese Dinge besser merken können!

4.     Plane konkret!

Diesen Tipp hast du sicher schon häufig gehört – aber setzt du ihn auch um? Ich plane die gesamte Woche sonntags vor. Und was dabei hilft, deine Pläne auch tatsächlich umzusetzen: Sei konkret. Plane nicht einfach nur „Lernen“, sondern notiere dir konkret, an welchem Tag du welches Fach und welche Themen wiederholen und erarbeiten möchtest. Dadurch wirst du unter der Woche viel Zeit sparen, da du nicht täglich wieder Energie darauf verschwenden musst, zu überlegen, was du an diesem Tag machst. Mir hilft es, auch meine Freizeitaktivtäten bewusst zu planen. Ich lege also im Vorfeld fest, an welchen Tagen ich wie viel Zeit für Sport etc. aufbringen möchte. So fällt es mir leichter, diese Zeit auch tatsächlich aufzuwenden und mich nicht damit unter Druck zu setzen, man könnte die Zeit auch „besser“ nutzen, noch etwas aktuelle Rechtsprechung zu lesen. Denn dafür habe ich ein anderes Zeitintervall geplant. Produktivität beim Lernen führt automatisch zu mehr Zeit für andere Lebensbereiche.

5.     Schränke deine eigene Verfügbarkeit ein

Viele Worte braucht es hier nicht. Identifiziere, was oder wer in deinem Umfeld zu viel deiner Verfügbarkeit in Anspruch nimmt. Das werden vermutlich oft das Handy, E-Mail-Benachrichtigungen oder die Push-Nachrichten eines Nachrichten-Dienstes sein. Ausschalten und zur Seite legen ist leider die einzige Möglichkeit, die Situation in den Griff zu bekommen. Keine E-Mail oder Nachricht ist so wichtig, dass sie sofortiger Aufmerksamkeit bedarf. Wenn du nach ein paar Stunden konzentrierter Arbeit reagierst, wird das mit Sicherheit ausreichen. Teile Freunden und Familie im Zweifel einfach mit, in welchen Zeiten du arbeitest und nicht verfügbar bist. Im Job wirst du schließlich auch nicht rund um die Uhr privaten Belangen nachkommen können. Dazu gehört übrigens auch die Verfügbarkeit in deiner praktischen Ausbildung zu beschränken. Setze die Zeitlimits bis wann du die Aufgabe für deine Ausbilder abgeschlossen haben möchtest, und halte dich so gut es geht daran. Sonst neigt man dazu, immer noch mehr zu tun und noch besser dafür arbeiten zu wollen und kommt zu nichts anderem mehr.

6.     Motiviere dich stetig selbst

Wichtig im Prozess produktiver, konstruktiver und zeiteffizienter Arbeit sind deine ganz eigenen Gedanken. Bestärke dich selbst, fördere positive Gefühle und Optimismus. Die erfolgreichsten Menschen lieben das, was sie tun und erzielen so bessere Ergebnisse als die Konkurrenz. Und selbst wenn du es – vermutlich – nicht liebst zu lernen, wird es dir dennoch helfen, wenn du dich um den nötigen Optimismus bemühst und dir immer das Ziel vor Augen hältst. Eine positive Einstellung kann so Vieles verbessern und besitzt die Kraft, dir das Durchhalten zu erleichtern und dich das Gute in deinen täglichen Arbeiten sehen zu lassen. Also positiv Denken für mehr Produktivität!

7.     Lerne aktiv, nicht passiv

Das ist sicherlich einer der schwierigsten Schritte und dennoch der, der dir nachhaltig am meisten Nutzen bringen wird. Aktives Lernen aktiviert dein Gedächtnis beim Abrufen von Informationen und verstärkt bestehende Assoziationen im Gehirn. Dadurch wird es dir leichter fallen, Inhalte später erneut hervorzurufen und richtig anzuwenden. Aktives Lernen ist kein Hexenwerk, bedeutet lediglich einmalig etwas mehr Aufwand als passives Lernen. Es bedeutet konkret, dass du dich beim Wiederholen wirklich auf dein Gedächtnis verlässt. Sei genau, schaue nicht ins Buch oder auf die Karteikarte, sondern rufe die gesuchte Antwort ganz selbstständig ab, bevor du dich kontrollierst. Löse einen Fall und denke ihn bis zum Ende durch. Nicht nur „so ungefähr“. Schau dir erst anschließend die Lösungsskizze an. Denn ansonsten vermittelt dir dein Gehirn, dass du das ja gewusst hast (du hast es ja auch schon mal gelesen oder notiert). Schnell entgeht dir dann aber, was du doch noch nicht so perfekt kannst. Und dein Gedächtnis wird sich leichter wieder erinnern, wenn es alle Details schon einmal gespeichert hat und abrufen musste. Einfaches Durchlesen eines Skripts, ohne die gelesenen Inhalte aktiv zu rekapitulieren wird dir nicht halb so viel Erfolg bringen und im Zweifel musst du das ganze Skript erneut lesen.

Fazit

Diese kleine Liste ist natürlich nur ein Bruchteil der Methoden, welche die Effizienz und Produktivität steigern können. Dennoch gelingt es schon damit mühelos, selbst gesetzte Ziele schneller zu erreichen und mehr aus der sowieso begrenzt zur Verfügung stehenden Zeit im Referendariat herauszuholen. Der Berg an Lernmaterialien schrumpft zumindest gedanklich immer mehr zusammen und die Zeit ist deine Freundin, die dich begleitet und nicht von dir davon galoppiert. Vielleicht gelingt es auch dir, dadurch mit mehr Leichtigkeit durch den Vorbereitungsdienst zu kommen.

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Beitragsautor:

Isabelle Mewes

Isabelle Mewes

Isabelle absolviert ihren juristischen Vorbereitungsdienst am Landgericht Mainz. Für JurCase gibt sie Einblicke in ihr Referendariat. Daneben teilte sie Erfahrungen über ihr Ehrenamt zu Studienzeiten bei ELSA mit. Sie beschäftigt sich außerdem mit Schlüsselqualifikationen.

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